Gangster Squad

Eine Filmkritik von Peter Osteried

"Dick Tracy" meets "The Untouchables"

„Inspiriert von wahren Ereignissen“ – so heißt es am Anfang des Films. Übersetzt bedeutet das, dass man es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Tatsächlich ist Gangster Squad in etwa so realistisch wie Star Wars. Noch nicht einmal das Schicksal der Schurkenfigur entspricht der Wahrheit, weswegen man sich fragen muss, ob es nicht schlauer gewesen wäre, gleich einen neuen Rollennamen für Sean Penn zu nutzen.
Los Angeles im Jahr 1949: Mickey Cohen (Sean Penn) ist der Kopf des organisierten Verbrechens und herrscht über die Stadt. Justiz und Polizei stecken in seiner Tasche, weswegen Chief Parker (Nick Nolte) beschließt, dass man die Stadt nur auf eine Art aus Cohens Würgegriff befreien kann: durch einen Guerilla-Krieg. Er lässt Sgt. John O’Mara (Josh Brolin) einen kleinen Trupp zusammenstellen, der außerhalb des Gesetzes steht. Die Polizisten sollen Cohen mit seinen eigenen Waffen schlagen und sein Imperium in Schutt und Asche legen. Aber wird das Gangster Squad die Gratwanderung zwischen Gut und Böse auch unbeschadet überstehen?

Ruben Fleischers (Zombieland) Film wäre gerne ein neuer L.A. Confidential – oder wenigstens ein neuer The Untouchables. Er ist aber weder das eine, noch das andere, auch wenn er mit seiner Geschichte frappierend an Brian DePalmas Klassiker aus dem Jahr 1987 erinnert. Stilistisch ist Gangster Squad ein wirklich schöner Film. Hohe Produktionswerte sorgen für ein wiederauferstandenes Los Angeles des Jahres 1949, die Schauspieler wirken in ihren Rollen überzeugend. Die Rollen selbst wiederum haben den Mimen nur wenig zu bieten, womit sich arbeiten ließe. Bei ihnen handelt es sich nicht um dreidimensionale Figuren mit menschlichen Qualitäten, sondern nur um Stereotypen. Selbst Josh Brolin als Anführer des Gangster Squads erhält wenig mehr Charakterisierung als den Hinweis, dass er die Pflicht über alles stellt und sich immer noch im Krieg wähnt. Das restliche Ensemble ist noch deutlich schlechter bedient. Für ihre Charakterisierung reicht in der Regel ein Satz – und das ist bei einigen mehr, als sie an Dialog im Film haben!

Gangster Squad ist eine Kombination jedes erdenklichen Genre-Klischees. Das reicht für oberflächliche Unterhaltung, kann aber schon nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine ganze Reihe von Dialogzeilen extrem hanebüchen sind. Mitunter ist man überrascht, dass die Schauspieler sie mit ernstem Gesicht aufsagen konnten, aber das muss man wohl als Beweis dafür sehen, dass die Mimen rund um Josh Brolin wirklich gut sind. Sie schaffen es sogar, Albernes mit einem Hauch von Coolness zu versehen. Wirkliches Fleisch auf den Knochen hat auch Sean Penns Rolle nicht, aber er schafft es, die Figur mit ihrer Bösartigkeit zu erhöhen. Wann immer Penn auf der Leinwand ist, beginnt der Film richtig zu leben, auch wenn er mit seinem Make-up aussieht, als hätte er sich eigentlich für ein Sequel von Dick Tracy verpflichtet.

Generell gilt, dass Gangster Squad unterhaltsam ist, wenn geschossen und gekämpft wird, aber immer dann, wenn sich der Film an Tiefgang versucht, entgleist er. Unterm Strich bleibt banale Actionkost, die angesichts des Talentpools vor der Kamera deutlich unter ihren Möglichkeiten bleibt.

Gangster Squad

„Inspiriert von wahren Ereignissen“ – so heißt es am Anfang des Films. Übersetzt bedeutet das, dass man es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt. Tatsächlich ist „Gangster Squad“ in etwa so realistisch wie „Star Wars“. Noch nicht einmal das Schicksal der Schurkenfigur entspricht der Wahrheit, weswegen man sich fragen muss, ob es nicht schlauer gewesen wäre, gleich einen neuen Rollennamen für Sean Penn zu nutzen.
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