Frankenweenie

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Stop-Motion-Horror mit viel Stil und etwas zu wenig Herz

In Frankenweenie gibt es ein Wiedersehen mit den charakteristischen Figuren Tim Burtons, die wir schon aus Corpse Bride und The Nightmare Before Christmas kennen. Aber die großen Augen, langen Gebeine und blassen Gesichter sind nicht das Einzige, das den Film unverkennbar seinem Regisseur zuordnet. Auch inhaltlich lassen sich durchaus Parallelen zu früheren Werken erkennen.
Das Aufeinandertreffen von Lebenden und Toten, das schon in Corpse Bride für Unterhaltung sorgte, steht auch im Zentrum von Frankenweenie. Der kleine Victor liebt seinen Hund Sparky über alles und der Unfall, der den Vierbeiner das Leben kostet, stellt für den zurückgezogenen Einzelgänger ein regelrechtes Trauma dar. Doch sein Wissenschaftslehrer Mr. Rzykruski bringt ihn auf eine Idee: Mit Hilfe eines umgeleiteten Blitzschlags will er Sparky wieder zum Leben erwecken. Und tatsächlich, das Experiment gelingt. Victor ist überglücklich. Doch wie kann er die Existenz seines untoten Hundes geheim halten? Und was passiert, wenn das Ergebnis seiner Forschung in die falschen Hände gerät?

Im Gegensatz zum Vorgänger und The Nightmare Before Christmas, der, wenn auch basierend auf einer Geschichte Burtons unter der Regie von Henry Selick entstand, ist Frankenweenie durchgehend in schwarz-weiß gehalten. Die triste Atmosphäre in Kombination mit den Burton-typischen Figuren verleiht dem Film von vornherein etwas Gruseliges. Insbesondere Victors Schulkameraden wirken wie ein Treffen der Addams Family. Der Kontrast zwischen dieser Ästhetik und der zunächst alltäglichen Geschichte ist gewöhnungsbedürftig. Bald wird jedoch klar, dass es sich hierbei um ein Stilmittel handelt, das einen direkten Verweis auf den Horrorfilm der 20er Jahre darstellt. Tim Burton arbeitet in seiner Inszenierung vor allem mit Schatten, Spiegeln und Verzerrungen und spätestens wenn Sparkys Schatten in Nosferatu-Pose erscheint, wird der Bezug zu den Werken Fritz Langs offenbar. Im weiteren Verlauf des Films liefert Tim Burton noch zahlreiche weitere Anspielungen auf Horrorklassiker wie Friedhof der Kuscheltiere, Godzilla, vor allem aber natürlich Frankenstein.

Neben den Figuren sind es insbesondere die Musik von Danny Elfman und das Setting, die den Film klar in das Oeuvre Tim Burtons einordnen. Der Vorort, in dem sich die Geschichte abspielt, erinnert mit seinen akkurat beschnittenen Hecken und wohl frisierten Hunden stark an Edward mit den Scherenhänden. Auch auf der inhaltlichen Ebene ist die Verwandtschaft mit diesem Burton-Klassiker deutlich: In beiden Filmen bildet sich ein Mob, dessen Aggression sich gegen die im Grunde gutherzigen Protagonisten wendet. Während Edward mit den Scherenhänden in dieser Hinsicht eine Metapher für die Xenophobie der konservativen Vorortsgesellschaft darstellte, formuliert Tim Burton mit Frankenweenie einen augenzwinkernden Kommentar zu der noch immer aktuellen Diskussion um die gleichberechtigte Lehre von Evolution und Kreationismus an amerikanischen Schulen.

Vielleicht ist es gerade diese recht intellektuelle Herangehensweise, die eine Distanz zu der Geschichte erschafft und es erschwert, zu den Figuren in Frankenweenie eine emotionale Verbindung herzustellen. Auch wenn wir durchaus Sympathie mit Victor empfinden können, entwickelt er sich nie zu einer wahrhaft liebenswerten Figur. Frankenweenie ist zu sehr Horrorfilm, um sich intensiv dem Gefühlsleben seiner Protagonisten zu widmen. Und so kann Tim Burton uns im Grunde nur dann richtig mitreißen, wenn das Tempo der Ereignisse anzieht, wenn wir durch Spannung und Humor unterhalten werden. Das gelingt ihm vor allem im fulminanten Finale, bei dem sich das anfängliche Schmunzeln über die verschrobenen Charaktere endlich in lautes Lachen verwandelt.

Frankenweenie ist ein gelungener Film, kann aber nicht die Faszination älterer Tim Burton Werke reproduzieren. Dies liegt vor allem daran, dass trotz – oder vielleicht gerade wegen – der gelungenen Ästhetik und der vielfältigen Anspielungen und Interpretationsansätze keine Nähe zu den Figuren entsteht. So kann Frankenweenie zwar kurzweilige Unterhaltung bieten, den Zuschauer aber nur schwer anhaltend an seine Protagonisten binden. An dieser Stelle hätte sich Tim Burton vielleicht an den Rat von Mr. Rzykruski halten sollen, dass auch Wissenschaft nur dann Früchte trägt, wenn man mit Herz bei der Sache ist. In Bezug auf Inszenierung, Dramaturgie und Gehalt lässt sich Tim Burton keinerlei Vorwurf machen. Allein das Herzblut scheint zu fehlen.

Frankenweenie

In „Frankenweenie“ gibt es ein Wiedersehen mit den charakteristischen Figuren Tim Burtons, die wir schon aus „Corpse Bride“ und „Nightmare Before Christmas“ kennen. Aber die großen Augen, langen Gebeine und blassen Gesichter sind nicht das Einzige, das den Film unverkennbar seinem Regisseur zuordnet. Auch inhaltlich lassen sich durchaus Parallelen zu früheren Werken erkennen.
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Meinungen

Timothy · 12.01.2016

Die DVD wird ja mittlerweile verramscht - erst ma' hier hier Trailöer gucken.... ;-) Eine Ergänzung zur Filmkritik oben: Tim Burton hat die gleiche Geschichte bereits 1984 in einem gleichnamigen Kurzfilm verarbeitet.