Log Line

Eine unüberlegt-falsche Darstellung von BDSM, eine Romantisierung von protzigem Posing, viele haarsträubende Dialoge und noch mehr schlechte Musik – „Fifty Shades of Grey“ is back!

Fifty Shades of Grey - Befreite Lust (2018)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Luxus-Liebe

Sagen wir es mal so: Einen Film zu machen, der von BDSM und Liebe erzählen will, der mit Psychopathen, einer Autoverfolgungsjagd sowie einer Entführung aufwartet, und dann derart unsexy, bieder und spannungslos vorzugehen, ist irgendwie auch eine Leistung.

Fifty Shades of Grey – Befreite Lust, der Adaption des dritten Teils der Erotikroman-Trilogie Shades of Grey von E. L. James (alias Erika Leonard), gelingt es zwar, die Ödnis des zweiten Teils nicht noch weiter auszureizen – dennoch setzen Regisseur James Foley und Drehbuchautor Niall Leonard (der Ehemann von E. L. James) ihre zahlreichen Fehler aus dem Vorgänger munter fort.

Das Werk beginnt mit der (Kitsch-)Hochzeit von Anastasia Steele (Dakota Johnson) und Christian Grey (Jamie Dornan). Noch ehe der Vorspann ein Ende gefunden hat, geht es jedoch nicht etwa um Verbundenheit, sondern um schnöde Protzigkeit, die uns in einem vermeintlich romantischen Licht präsentiert wird. Das „Fußvolk“ lassen die beiden frisch Vermählten rasch hinter sich, um sich im Privatjet auf einen Europatrip zu begeben – das heißt: auf eine Reise durch eine sauber gefegte, sterile Version von Paris und Cannes, die in einer schicken Suite oder auf einer Luxus-Yacht genossen wird. Eingefangen wird diese Ausstellung von Reichtum in beliebig anmutenden Hochglanzbildern, die von lautstark aufgedrehter Popmusik unterlegt werden, als bedeute eine Mischung aus Dekadenz und trashigen Discoklängen das ganz große amouröse und libidinöse Glück. Die Feier des Materiellen zieht sich durch den gesamten Film – wenn Autofahrten oder Shopping-Ausflüge erfasst werden, ist das stets lüsterner und obszöner als jede Sexszene. Geht es um Sex, erreicht die Eskalation schon ihren Höhepunkt, wenn die Obstschale vom zweckentfremdeten Küchentisch fällt.

Während Teil 2 mit einem erschreckend unterinformierten Gebrauch von Fachtermini wie „Perversion“ oder „Sadismus“ und einer Erklärung für BDSM-Neigungen mit einem schweren Kindheitstrauma bei aller Langeweile ein einziges Ärgernis war, hält sich der Abschluss der Trilogie mit inkompetenten Ausführungen und hanebüchener Küchenpsychologie weitgehend zurück. Die Interpretation von BDSM bleibt aber überaus fragwürdig. Wenn es zu einer Vermischung der Beziehungsprobleme von Anastasia und Christian und Christians sexuellen, im roten (Spiel-)Zimmer ausgelebten Vorlieben kommt, führt das zwar zu herrlich absurden Dialogzeilen (sie zu ihm: „Benutze nicht das rote Zimmer, um eine Rechnung zu begleichen!“), es zeigt allerdings auch, dass BDSM im Erzählkosmos der Reihe immer noch als willkürliche Laune mit ständigen Regelbrüchen missverstanden wird. Die Beziehung zwischen den Hauptfiguren ist nach wie vor eine totale Katastrophe. Zwar möchte man uns die Liebesgeschichte der beiden einerseits als zauberschönes Märchen verkaufen (das in einem unfassbar konservativen Schlussbild gipfelt); zu sehen und zu hören ist jedoch vor allem eine wenig erstrebenswerte Ansammlung von Kontrollsucht, irrationaler Eifersucht und einer sehr überholten Moral: Als Anastasia schwanger wird, ist dieses „Missgeschick“ ganz selbstverständlich ihre alleinige Schuld (er zu ihr: „Du hast deine Spritze vergessen!“) – und die Botschaft ist lächerlich reaktionär (sie zu ihm: „Babys passieren, wenn man Sex hat!“).

Zwischen dieses Beziehungsgeplänkel werden, ohne Interesse an Vertiefung und ohne erkennbaren Formwillen, Thriller-Elemente geschoben – so etwa ein irrer Stalker mit Messer im Schlafzimmer der Greys, der zu äußerst drastischen Mitteln greift; zudem gibt es die womöglich naivsten Einblicke aller Zeiten in die Literaturbranche. Als Belletristik-Lektorin schafft Anastasia einen erstaunlichen Aufstieg („Sie sind befördert worden – und Sie waren nicht mal hier!“) und ist angeblich ein echtes Riesentalent in ihrem Job („Gute Arbeit, weiter so!“). Man sieht sie dann aber doch eher beim Kochen, beim Sich-hübsch-Machen oder beim immer wieder nötigen Abwehren von Christians Eingriffen in ihren Alltag und in ihre Freiheit. Oft träumt man sich als Zuschauer_in von Liebesfilmen in die Rolle der Held_innen – mit Anastasia möchte man indes wirklich nicht tauschen: Die „befreite Lust“ wirkt hier echt limitiert und verdammt anstrengend.

Fifty Shades of Grey - Befreite Lust (2018)

Christian und Ana sind endlich im sicheren Hafen der Ehe gelandet. Doch statt endlich das ersehnte Glück zu finden, sieht sich Ana von ihrem ehemaligen Boss Jack Hyde bedroht, der Rache nehmen will für seinen Rauswurf in der Firma.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen