Log Line

Ein Stier muss kämpfen! Aber Ferdinand ist sanftmütig und liebt Blumen. Das sorgt in dieser Aninmationskomödie, die von einem Kinderbuch aus dem Jahr 1936 inspiriert wurde, für einiges Durcheinander

Ferdinand - Geht STIERisch ab! (2017)

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Keinen Bock auf Stierkampf

Bereits 1938 adaptierte Disney das 1936 erschienene, von einem spanischen Stier handelnde Kinderbuch The Story of Ferdinand und gewann mit dem achtminütigen Streifen Ferdinand the Bull kurz darauf den Oscar in der Kategorie ‚Bester animierter Kurzfilm‘. Fast achtzig Jahre später greifen die hinter der Ice Age-Reihe stehenden Blue Sky Studios in Zusammenarbeit mit 20th Century Fox Animation die von Munro Leaf verfasste und von Robert Lawson illustrierte Erzählung wieder auf und legen ein sympathisch-gradliniges Animationsabenteuer vor, das trotz einiger Leerlaufpassagen anständige Familienunterhaltung bietet. Ferdinand – Geht STIERisch ab! – der deutsche Zusatztitel bemüht mal wieder ein arg forciertes Wortspiel – kann aufgrund seiner eher einfach gestrickten Handlung nicht mit Animationsglanzstücken wie Alles steht Kopf oder Findet Dorie mithalten, transportiert aber eine angenehm unaufgeregte Botschaft.

Schon im Kindesalter begeistert sich der Stier Ferdinand für Blumen und verspürt, anders als seine Stallgenossen, nicht den Drang, seine Stärke in einer Arena zu beweisen. Als sein Vater eines Tages von einem Transporter abgeholt wird, bricht der verstörte Jungbulle aus der Stierzuchtfarm aus und findet den Weg in die Arme der kleinen Nina, die auf einem Bauernhof irgendwo in Spanien wohnt. Jahre später ist der nach wie vor sanftmütige Ferdinand zu einem kräftigen Stier herangewachsen und erlebt bei einem Stadtfest eine böse Überraschung. Eigentlich will er bloß die hübsch drapierten Blumen in den Straßen bewundern. Nach einem Bienenstich schlägt Ferdinand jedoch unbeabsichtigt eine Schneise der Verwüstung und wird schließlich eingefangen. Da man ihn für eine wilde Bestie hält, bringt man ihn schon bald in die Stierzuchteinrichtung, aus der er einst getürmt ist. Hier trifft er nicht nur auf die geschwätzige Ziege Elvira, sondern auch auf seinen alten Widersacher Valiente, der den kurz darauf eintreffenden Matador Ronaldo davon überzeugen will, dass er der beste aller anwesenden Bullen ist.

Ferdinand – Geht STIERisch ab! hat durchaus seine Schwächen. Etwa in der Charakterzeichnung, vor allem bei den Nebenfiguren, für die man sich in manchen Fällen ein genauer ausgearbeitetes Profil gewünscht hätte. Immer mal wieder kommt das Drehbuch im zweiten Akt zu einem erzählerischen Stillstand, der besonders offensichtlich wird, als plötzlich und unmotiviert ein Tanz-Wettstreit mit drei selbstverliebten Pferden über die Bühne geht. Um den Zuschauer emotional noch stärker an das Geschehen zu binden, wäre es vielleicht sinnvoll gewesen, etwas häufiger den Blick auf die kleine Nina auszuweiten. Nach Ferdinands Abtransport fällt seine beste Freundin fast komplett aus der Handlung heraus, bis sie am Ende wieder die Bildfläche betreten darf.

Augenzwinkernde Anspielungen und Doppeldeutigkeiten, wie sie im Animationsgenre mittlerweile gang und gäbe sind, platzieren Regisseur Carlos Saldanha (Rio 2 – Dschungelfieber) und seine kreativen Mitstreiter nur an vereinzelten Stellen. Die meiste Zeit setzt Ferdinand – Geht STIERisch ab! auf kindgerechte Späße und Slapstick-Einlagen, die zuweilen recht unterhaltsam ausfallen. Anstatt des sprichwörtlichen Elefanten bekommt der Zuschauer hier beispielsweise einen Stier im Porzellanladen zu sehen, der alles dafür tut, keinen Schaden anzurichten. Ferdinand ist ein leicht tollpatschiger, aber durch und durch liebenswerter Zeitgenosse, dessen friedfertige Haltung dem oft kolportierten Bild des rasenden Stiers bewusst zuwiderläuft.

Ordentlichen Schwung nimmt die Animationskomödie im letzten Drittel auf, das eine witzige, auch für optische Abwechslung sorgende Verfolgungsjagd nach Madrid zu bieten hat. Darüber hinaus gelingt es Saldanha, das erwartete Finalszenario auf reizvolle Weise abzuwandeln und die klassische Überwinde-dich-Attitüde zu umgehen, obwohl es zuvor in einer Szene (Stichwort: Trophäensammlung) kurz den Anschein hatte, als wolle der Film ausgelutschte Erzählmechanismen bedienen. Positiv hervorzuheben ist sicher auch die Tatsache, dass die Inszenierung auf der Zielgeraden das Leiden und die Verwirrung des in die Enge getriebenen Tieres spürbar macht und damit die blutige Tradition des Stierkampfes kritisch hinterfragt. Ferdinand – Geht STIERisch ab! hat nicht das Zeug zum Klassiker, wirkt im Vergleich mit krawalligen Animationswerken wie dem kürzlich gestarteten Captain Underpants – Der supertolle erste Film aber in weiten Teilen wohltuend charmant.
 

Ferdinand - Geht STIERisch ab! (2017)

Basierend auf dem weltberühmten Kinderbuch Ferdinand, der Stier (The Story of Ferdinand) erzählt der Film die Geschichte eines sanftmütigen Stiers, der viel lieber an Blumen schnuppert, statt mit seinen Artgenossen zu raufen und zu kämpfen. Durch den Stich einer Biene aufgeschreckt halten ihn einige Männer für einen besonders aggressiven Kampfstier und verfrachten ihn nach Madrid, wo er in der Arena kämpfen soll. Doch Ferdinand mag einfach nicht.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Zarina · 30.12.2017

Es War gut Lustig

Andrea Fischer · 15.12.2017

Hallo, sehr schöner Kinderfilm. Ist was für die ganze Familie. Mann merkt nicht wie die Zeit vergeht.