Elegy oder die Kunst zu lieben

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein Melodram von klassischer Eleganz

Wenn eine Filmemacherin wie Isabel Coixet sich das Buch eines Machos wie Philip Roth vornimmt, dann ist alleine schon das eine kleine Sensation. Denn so recht fügen sich in der eigenen Vorstellungswelt die sexuell recht unverblümten Phantasien des amerikanischen Schriftstellers und die sensiblen Dramen der spanischen Regisseurin nicht zusammen – man kann es fast ahnen, dass solch ein Projekt entweder schmählich scheitern muss oder vor lauter Energie des Zusammenpralls beinahe zu bersten scheint. Umso angenehmer – und zugleich enttäuschender – ist die Erkenntnis, dass bei Elegy oder die Kunst zu lieben / Elegynichts von beidem geschieht.
Basierend auf Roths Roman Das sterbende Tier aus dem Jahre 2001 und nach einer Drehbuchbearbeitung von Nicholas Meyer (Somersby, Time after Time) erzählt der Film die späte Leidenschaft des Literaturprofessors David Kepesh (Ben Kingsley), der seit seiner Scheidung vor vielen Jahren großen Wert auf seine emotionale Unabhängigkeit legt und außer gelegentlichen Affären mit seinen Studentinnen und einer rein sexuellen Gelegenheitsbeziehung mit der Geschäftsfrau Carolyn (Patricia Clarkson) keine Frau mehr in sein Leben lässt. Seine losen Beziehungen, die Bewunderung seiner Verehrerinnen und gelegentliche Treffen mit seinem Freund, dem Dichter George O’Hearn (Dennis Hopper) reichen ihm vollkommen aus, und die Angst vor dem nahenden Tod, die Sorgen des Alterns, sie werden in geistreichen Bonmots kurz thematisiert, um sie anschließend beiseite zu legen. Sein Sohn Kenny (Peter Saarsgard) aus seiner lange zurückliegenden Ehe ist ihm da eher lästig, schließlich erinnert er ihn daran, dass man in Beziehungen auch immer Verantwortung für jemanden übernimmt.

Dies alles ändert sich, als die aus Kuba stammende Studentin Consuela Castillo (Penélope Cruz), eine Frau von unglaublicher Schönheit und berückender Ausstrahlung einen seiner Kurse besucht. Zunächst sieht alles nach einer ganz normalen Affäre aus, doch dann muss sich ausgerechnet der ach so abgebrühte und zynische Professor eingestehen, dass es ihn dieses Mal richtig erwischt hat, er, dem jeder Besitzanspruch außerhalb des Bettes fremd ist, reagiert wie ein eifersüchtiger Teenager und ist kurz davor, jegliche Souveränität zu verlieren und sich zum Trottel zu machen. Doch anstatt die Konsequenzen aus dieser unvermuteten Liebe zu ziehen, setzt Kepesh alles daran, seine Unabhängigkeit zu behalten – selbst um den Preis, Consuela damit zu verlieren. Als die Affäre der beiden vorbei ist, leidet er wie ein Hund – zumal sein Freund George in dieser Zeit stirbt. Und gerade als er all dies überwunden zu haben glaubt, meldet sich Consuela wieder bei ihm mit einer ungewöhnlichen Bitte, die ihrer Verbindung eine ganz neue Richtung gibt…

Isabel Coixet ist ohne Frage eine große Poetin des Filmischen, und auch dieses Mal brilliert sie mit ihren Bildern, ihrem untrüglichen Gespür für Atmosphäre, Schönheit und für die großen Themen Liebe und Tod, die in ihrem bisherigen Werk eine zentrale Stellung einnehmen. Exzellent gefilmt (die Kamera führte wie in allen Filmen Isabel Coixets der Franzose Jean-Claude Larrieu) und brillant gespielt sowie mit teilweise sehr eleganten, witzigen und pointierten Dialogen ausgestattet ist Elegy oder die Kunst zu lieben / Elegy ein wahrhaft elegischer Film, eine Romanze in dunklen, aber niemals düsteren Molltönen, die mit Sicherheit ihr Publikum finden wird. Literarische Puristen und Fans von Philip Roth kommen allerdings nicht voll auf ihre Kosten, denn der Film spart einige der heftigeren Passagen des Buchs dankenswerter Weise aus und gibt der Geschichte so eine andere, eine elegantere und subtilere Richtung. Elegy oder die Kunst zu lieben / Elegy ist ein Fest der Sinne, der Schönheit und des Todes, ein modernes Melodram, wie man es im Kino nur selten in dieser Eleganz zu sehen bekommt.

Ein Manko hat der Film aber bei aller Begeisterung: An die Größe von Mein Leben ohne mich / My Life without Me kommt Isabel Coixets Film niemals heran. Und lange Zeit verspürt man eine gewisse Distanz zu den beiden Akteuren, die vielleicht einfach zu schön, zu erfolgreich und zu eloquent sind, um wirklich zu berühren. Vielleicht sollte sich die Regisseurin in Zukunft wieder eigenen Projekten zuwenden. Dass sie über ein außerordentliches Talent verfügt, daran lässt aber auch dieser Film keinen Zweifel.

Elegy oder die Kunst zu lieben

Wenn eine Filmemacherin wie Isabel Coixet sich das Buch eines Machos wie Philip Roth vornimmt, dann ist alleine schon das eine kleine Sensation.
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Meinungen

skrupi · 29.07.2011

Traumhaft schöne, elegische Musik begleitet ein so unterschiedliches Paar. gemeoinsam ist ihnen nur ihre smarte Art und Schönheit. Trotz des großesn Altersunterschiedes behält der Film immer seine Eleganz. Die erotischen Szenen verbinden nicht nur die beiden, sondern lassen den auch den Zuschauer diese Emotionen mit empfinden. Ein

Scottie · 14.01.2011

ruhiger, schöner Film mit langsamer Entwicklung des Themas. Eine gewisse Distanz zu den Akteuren bleibt bestehen, wie man eben eine wunderschöne Landschaft betrachten kann, ohne in sie ganz eintauchen zu müssen. Sehenswert.

Horst Z. · 20.10.2008

Gute Darsteller, gut gespielt.
Passende Musik. Ich war ergriffen.
Mein Tip: Einfach anschauen!

Adnan · 02.09.2008

In der letzten Zeit selten son einen schönen, ruhigen und bewegenden Film gesehen.großartige Schauspieler sowie besonders schöne und gleichzeitig bewegende Musik.

· 24.08.2008

Einfach traumhaft!!! Sehr bewegend, einfach schön ...

Jogi · 20.08.2008

Gegen ende war der Film wunderbar.

Am Anfang oder besser bis ungefähr zur Hälfte dachte ich wäre in einem billigen Pornostreifen.

Ab dem Umbruch wo es dann um die Menschen und deren Charakter ging. Wurde der Film recht gut. Wie bei den vorherigen Filmen konnten man spüren das der Abschied egal in welcher Form ihre Stärke ist.

Für mich waren Ben Kingsley und Penélope Cruz nicht die richtige Besetzung für die diesen Film. Beide sind zuglatt für ihre Rollen. Sie füllen trotz recht guter Schauspielkunst ihre Rollen nicht aus.

Isabel Coixet braucht eckige Charaktere. Die den Film tragen können.

Es ist kein schlechter Film, aber der bisher schlecheste Film den Isabel Coixet gedreht hat. Schade.

· 17.08.2008

Allerdings ist der Film schön, schöne Bilder, schöne Menschen. Doch eben deswegen baut sich auch eine grosse Distanz zum Zuschauer auf, die nie überwunden wird.

Aseema · 15.08.2008

Dieser Film ist einer der schönsten Filme, die ich je gesehen habe. Berührend und wunderbar erzählt. Ein absolutes Erlebnis!