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Der Kampf um das Überleben: Ein Roadtrip, ein Killer, kein Ausweg. Aber gelingt es Downrange, in dieser einfachen Anordnung die Spannung zu halten?

Downrange (2017)

Eine Filmkritik von Lars Dolkemeyer

​​​​​​​Schießen und Warten

Ein Scharfschütze sitzt in einem Baum und eine Gruppe Jugendlicher hinter ihrem Auto. Zwischen ihnen die Straße, das Feld und freie Sicht. Die Regel ist einfach: Verlass auf keinen Fall deine Deckung. Ryuhei Kitamura inszeniert im reduzierten Setting von „Downrange“ den nackten Kampf um das Überleben. So richtig spannend ist das aber nicht.

Der Roadtrip einer Gruppe Freunde wird überraschend von einem geplatzten Reifen unterbrochen – ausgerechnet in der Mittagshitze im Nirgendwo. Aber kein Problem: Der Ersatzreifen ist zur Hand und im Schatten des Autos lässt es sich aushalten. Das größere Problem: Die Panne war kein Zufall, im Reifen finden sich die Reste einer Patrone. Als die Jugendlichen ahnen, was vor sich geht, sind die ersten Köpfe bereits geplatzt und die einzige Zuflucht findet sich hinter dem liegengebliebenen Auto, ohne jeden Ausweg über die offene Landschaft. Es beginnt ein Kampf um das Überleben, gegen die Hitze, den mangelnden Handy-Empfang und einen unsichtbaren Killer, für den die Gruppe scheinbar als Schießübung dient.

Die größte Leistung des Films ist zugleich sein größtes Problem: Wie sich das für einen Film dieser Art gehört, werden in den ersten Minuten in kurzen Dialogen der Reihe nach die künftigen Opfer vorgestellt. Es darf gerätselt werden: Wen trifft es zuerst? Wer erfüllt welche stereotype Rolle? Und vor allem: Wann geht es endlich los? Es ist letztere Frage, die Downrange im schmerzhaften Versuch, aus den unerträglichen Gesprächen talentfreier Schauspieler so etwas wie eine Exposition zu erzwingen, auf die Spitze treibt.

Dann die große Erleichterung: Allzu viel Zeit verschwendet der Film nicht daran, seine Zuschauer*innen mit den Ansätzen der Figurenzeichnung zu quälen – die Jagd auf die lebendigen Zielscheiben ist eröffnet. In erwartbaren, aber nicht weniger spaßigen Bildern liefert Downrange exakt, was ein Film des Genres liefern muss: Mit ansehnlichen Splatter-Effekten und dem zunächst interessanten Setting höchst limitierter Handlungs- und Bewegungsfreiheit seiner Protagonist/innen, nimmt er die nötige Fahrt auf.

Es folgt leider Ernüchterung: Die Ideen gehen dem engen Rahmen der Situation aus, das Interesse des Films verlagert sich von den verschiedenen Möglichkeiten, dem Schützen zu entkommen, ihn abzulenken oder Hilfe zu erreichen, zurück zu den unsäglichen Figuren. Wer als bewegliche Zielscheibe ausreichend Profil haben mag, enthüllt bei gewaltsam in den Film gezwungenen Hintergrundgeschichten, wie sehr die Kenntnis der Genre-Erfordernisse zum Problem wird: So wichtig es ist, keine überflüssig ausgefeilten Figuren zu entwickeln, so sehr dürfen diese mit ihren Geschichten dann auch nicht plötzlich in den Vordergrund rücken.

Letztlich fängt sich Downrange nicht mehr: Er pendelt unentschlossen zwischen dem Fokus auf den persönlichen Situationen seiner Figuren einerseits und der Spannung in der ausweglosen Situation im Angesicht des Killers andererseits. Das nackte Überleben kann dabei zu einer ganz schön langweiligen Angelegenheit werden, wenn jede Figur noch kurz von ihrem persönlichen Trauma erzählen darf. Erst mit den letzten Szenen findet Downrange zu Bildern, die nicht ganz so einfallslos und desinteressiert abgefilmt scheinen wie der Rest des Films. Doch dafür ist es dann schon viel zu spät.

Downrange (2017)

Bei einer Fahrt quer durch das Land erleiden ein Fahrer und seine Begleiter, die allesamt über eine Mitfahrzentrale kamen, eine Reifenpanne auf dem platten Land. Dann aber stellt sich heraus, dass dies keineswegs ein Unfall war, vielmehr hat jemand gezielt auf den Reifen geschossen. Schutzlos sind die sechs jungen Leute den Attacken eines unsichtbaren Angreifers ausgeliefert und müssen schon bald um ihr Leben kämpfen …

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