Diven im Ring

Eine Filmkritik von Lena Kettner

"Rosa Croft" und "Colette Wonderwoman"

Noch einmal öffnet Rose kurz die Augen, bevor wenige Sekunden später weit über 100 Kilo reine Fleischmasse in Form einer beleibten Mexikanerin auf ihr liegen. Der Wrestling-Kampf von Roses Team ist damit verloren — doch für dieses eine Lächeln ihres Sohnes Mickaël würde seine Mutter jeder Zeit wieder in den Ring steigen.
In der Komödie Diven im Ring, dem Regiedebüt des französischen Drehbuchautors Jean-Marc Rudnicki, meint es das Leben nicht gut mit der jungen Mutter Rose. Fünf Jahre verbrachte sie nach ihrer Verurteilung für ein Gewaltverbrechen im Gefängnis und ihr Sohn straft sie nach ihrer Entlassung mit Ignoranz und Ablehnung. Doch dann erfährt die Supermarktkassiererin von Mickaëls großer Leidenschaft — dem Wrestling — und beschließt, aus sich und ihren Kolleginnen mit der Hilfe eines Profis echte Kampfmaschinen zu machen.

Ein gealterter Wrestling-Star namens „Richard Löwenherz“ soll nun in wenigen Wochen aus einer frustrierten Ehefrau, einer Fleischerin im Gothic-Look, einem Möchtegern-It-Girl und einer verzweifelten jungen Mutter ein erfolgreiches Wrestling-Team machen. Schließlich steht ein bedeutender Kampf gegen eine Gruppe von zentnerschweren Mexikanerinnen an. Die körperlich schwache Konstitution seiner Schützlinge ist jedoch nicht das einzige Problem von Richards Schützlingen.

Die Frauen müssen lernen, dass es ihnen auf dem Weg zum Wrestling-Profi weniger an Muskelmasse als an einer starken Persönlichkeit mangelt. Der in den Medien oftmals kritisierte Wrestling-Sport wird in Diven im Ring zum Symbol für den Ausbruch von vier Frauen aus ihrem bisherigen Leben. Dabei verschweigt der Film nie, dass dieser dargebotene „Kampf“ in Wahrheit nicht mehr ist als eine durchinszenierte Sport-Seifenoper mit hohem Unterhaltungswert. Doch der im Rahmen dieses Spektakels vollzogene Rollentausch der Frauen gibt ihnen die Kraft, im Ring wie im realen Leben Kampfgeist zu zeigen und nicht sofort aufzugeben.

Jean-Marc Rudnicki beweist in seinem Debütfilm nicht nur ein sicheres Gespür für das Timing der pointierten Dialoge und der oftmals skurrilen Situationskomik. Mit großer Sensibilität inszeniert er ernsthafte Szenen wie das erste angespannte Aufeinandertreffen von Rose und ihrem Sohn nach ihrer Haftzeit. Um den Wandel von einer gewöhnlichen Frau zu einer Kämpferin namens „Rosa Croft“ oder „Colette Wonderwoman“ so authentisch wie möglich darzustellen, unterzogen sich alle Darstellerinnen vor dem Dreh einem intensiven Wrestling-Training. Vor allem Marilou Berry als Rose und Natalie Baye als betrogene Ehefrau Colette demonstrieren bei ihrem Auftritt vor tausenden von Fans im Stadion am Ende eindrucksvoll, welches neue Selbstbewusstsein ihnen dieser Sport gegeben hat. Und Mickaël erkennt, dass seine Mutter längst keine Ex-Gefangene ohne Ziele im Leben mehr ist.

Diven im Ring

Rose ist 30 Jahre alt und hat nur einen Gedanken, der sie beschäftigt: Ihren 11-jährigen Sohn Mickaël zurückzugewinnen, der seit einigen Jahren getrennt von ihr lebt. Doch das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Als Rose eine Leidenschaft von Mickaël entdeckt, glaubt sie, einen Weg gefunden zu haben, um das Eis zwischen ihm und ihr zu brechen. Sie stellt ein Wrestling Team auf die Beine, bestehend aus ihr selbst und ihren Arbeitskolleginnen aus dem Supermarkt.
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