District 9 (2009)

Eine Filmkritik von Florian Koch

Aliens als Asylbewerber

Sie spielen in Müllbergen, leben in Wellblechhüten und ernähren sich von Katzenfutter. Die Aliens von „District 9“ erinnern eher an ärmliche Slumbewohner als an mächtige Invasoren. Mit diesem simplen Konzept gelang dem südafrikanischen Jungregisseur Neill Blomkamp in enger Zusammenarbeit mit Produzent Peter Jackson („Herr der Ringe“) einer der aufsehenerregendsten Filme des Jahres.

Blomkamp inszeniert sein apokalyptisches Invasionsinferno im Stile einer Reality-TV-Doku. In Interviews erklären Wissenschaftler und Politiker wie plötzlich ein gewaltiges Raumschiff über Johannesburg schwebte, und für die hilflosen Außerirdischen — wegen ihres Äußeren auch „Prawns“ (Garnelen) genannt — das Auffanglager District 9 errichtet wurde. Doch das chaotisch organisierte Aliencamp ist bald viel zu klein für die 2,5 Millionen Emigranten aus dem Weltraum. Um bei den Auseinandersetzungen zwischen den sozialschwachen Einheimischen und den zunehmend aggressiveren Kreaturen zu vermitteln beauftragen die Vereinten Nationen das Spezialkommando Multi-National United (MNU). Die schwer bewaffnete Einheit soll die Prawns in ein größeres Lager 200 Kilometer außerhalb von Johannesburg transferieren. Leiter der Operation ist Wikus Van De Merwe (Sharlto Copley). Der hypernervöse junge Mann infiziert sich beim Einsatz mit einer außerirdischen Flüssigkeit, die seine DNA verändert. Auf einmal gelingt es ihm mit seiner „Alienklaue“ die exotischen und brandgefährlichen Kriegswerkzeuge der Prawns zu benutzen. Nicht nur bei den ortsansässigen Waffenhändlern weckt diese Fähigkeit Begehrlichkeiten. Auch die MNU zeigt plötzlich ihr wahres, ganz und gar nicht humanitäres Gesicht. Auf der Flucht bleibt Wikus nur ein Rückzugsort: District 9

Mit einem spärlichen Budget von nur 30 Millionen Dollar und ohne prominente Darsteller gelang Blomkamp ein außerordentlich packender Science-Fiction-Reißer, der auch nicht mit Sozialkritik spart. Geschickt verarbeitet er in seiner Alien-Parabel die selbst zum Teil noch erlebten Schreckenszeiten der Apartheid und die jüngsten ausländerfeindlichen Unruhen im Schmelztiegel Südafrika. Das grundlegende Konzept für seine Vision zeigte Blomkamp bereits in seinem sechsminütigen Kurzfilm Alive in Joburg (2005), der auch Peter Jackson nachhaltig beeindruckte. Ihre erste geplante Zusammenarbeit, die Videospieladaption Halo scheiterte noch an Kostengründen, und machte letztlich den Weg frei für den wütenden Kreativausbruch District 9, der in den USA mit einem Einspiel von bereits über 100 Millionen Dollar zum Überraschungshit des Spätsommers gezogen wurde. Verantwortlich dafür war auch eine geschickte Werbekampagne, die ganz bewusst mit kurzen Teasern die Spannung bei Genrefans aufbaute. Genau wie beim ähnlich gelagerten Cloverfield bewies der Erfolg, dass überzeugende, originelle Ansätze immer noch eine Chance haben, ein von Fortsetzungen und Remakes geplagtes Massenpublikum zu erreichen.

In District 9 übernehmen die Außerirdischen die Rolle der ungewollten Eindringlinge, für die es kein Platz auf der Erde zu geben scheint. Ein Umstand, der darauf zurückzuführen ist, dass sie keinen echten Nutzen für die Menschen haben. Ihre Waffentechnik ist unbrauchbar, die „Prawns“ sind eigentlich nur reine Kostenverursacher. Übertragungen auf reale politische Situationen ergeben sich hier von selbst. Man denke nur an den Irak und die immer wieder heruntergespielte Bedeutung des Öls für den Westen. Diese apokalyptische Gesellschaftskritik setzt Blomkamp hervorragend um. Die dynamische Wackelkamera, die perfekt ausgewählten Interviewsequenzen, die überzeugenden Darsteller und der hektische Schnitt suggerieren Authentizität. Die erstklassigen Alienanimationen fügen sich nahtlos in die Handlung ein. Nur im Schlussdrittel übertreibt es Blomkamp mit wilden Actionszenen, die an Materialschlachten im Stile der Transformers (2006) erinnern. Letztlich kann diese konventionellere Ausrichtung den Filmgenuss von District 9 nur unwesentlich schmälern.

District 9 (2009)

Sie spielen in Müllbergen, leben in Wellblechhüten und ernähren sich von Katzenfutter. Die Aliens von „District 9“ erinnern eher an ärmliche Slumbewohner als an mächtige Invasoren. Mit diesem simplen Konzept gelang dem südafrikanischen Jungregisseur Neill Blomkamp in enger Zusammenarbeit mit Produzent Peter Jackson („Herr der Ringe“) einer der aufsehenerregendsten Filme des Jahres.

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Meinungen

DeeJay · 26.09.2009

Hallo??? Was soll denn der Scheiß???? Hab dacht hier gehts um Kommentare zum Film!? Kann jemand etwas dazu sagen????

Flug · 10.09.2009

FSK hin oder her ich freue mich tierisch auf den Film! Werde definitiv ins Kino gehen

Raik · 08.09.2009

Die nicht vohandenene Rechtfertigung der teils doch Explizit dargestellten Gewalt deutet eigentlich stark darauf hin das der Film die FSK 12 nicht bekommen wird.
Schnittberichte.com hat auch in einer Newsnachricht geschrieben das der Film Ungeschnitten die FSK 16 bekommen hat.

Simon · 03.09.2009

Also ich weiß nicht, 12 passt, brutal ist was anderes.

Mike · 18.08.2009

Die beantragte FSK und das ist die, die wir bis zur einer entgültigen Entscheidung veröffentlichen können, ist 12. Sollte sich das ändern, wirds natürlich auch entsprechend angepasst.

snipaz · 18.08.2009

Fsk ist NICHT ab 12 sondern DEFINTIV AB 18
in usa ist der film restricted (also ab 17)
habe ihn schon gesehen sehr brutal