Die Geschichte vom Brandner Kaspar (2008)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Krachledernes Komödienstadl oder Wiederbelebung eines bayrischen Volkstheaterklassikers?

In Bayern kennt die Geschichte vom Brandner Kaspar jedes Kind. Sie gehört wie die Geschichten des ebenfalls gerade auf die Leinwand gebannten Räubers Hias Kneißl zum identitätsstiftenden Legendenschatz des Freistaates und erzählt so Manches vom Selbstverständnis der Bayern. Vor allem auf den bayrischen Bühnen erfreut sich die Geschichte vom Brandner Kaspar, die erstmals 1871 von Franz von Kobell als Kurgeschichte in altbairischer Mundart aufgeschrieben wurde und danach zwei Dramatisierungen (durch Joseph Maria Lutz im Jahre 1934 und durch von Kobells Ururneffe Kurt Wilhelm im Jahre 1975) erfuhr, großer Beliebtheit. Im Zuge crossmedialer Verwertungen lag es also nahe, den Stoff auch für die große Leinwand aufzubereiten, was zwar wenig originell, aber einigermaßen Erfolg versprechend ist. Dass sich mit Joseph Vilsmaier ein Urbayer des Themas angenommen hat, passt gut ins Bild, Marcus H. Rosenmüller aber hätte man sich ebenfalls gut als Regisseur für diesen Film vorstellen können. Und Herbert Achternbusch als anarchistische Variante hätte Die Geschichte vom Brandner Kaspar sicherlich noch um die eine oder andere schräge Facette bereichert. Schade, dass es dazu nicht gekommen ist.

Der Brandner Kaspar (Franz Xaver Kroetz) ist ein Büchsenmacher aus dem Tegernseer Tal, der es trotz seines fortgeschrittenen Alters und einer drohenden Gefängnisstrafe nicht lassen kann, Tag für Tag in den königlich-bayrischen Jagdgründen zu wildern – er ist eben der Inbegriff des im Grunde seines Herzens anarchistischen Bajuwaren und muss als Witwer sein karges Einkommen ein wenig aufbessern. So sehr der Kugler Alois (Alexander Held), der als reichster Bauer der Gegend auch noch Bürgermeister ist, und der königliche Hofjäger Fonse (Sebastian Bezzel) auch hinter dem Brandner Kaspar her sind, sie können ihm einfach nichts nachweisen.

Dann erwischt es ihn doch: Als der Wilderer sich plötzlich dem leibhaftigen Gevatter Tod – auf bayrisch „Boanlkramer“ — ( Michael „Bully“ Herbig) gegenüber sieht, hat sein letztes Stündlein geschlagen. Mit Hilfe eines Fläschchens Kirschwasser aber gelingt es dem bauernschlauen Brandner, dem Tod mittels eines Kartenspiels weitere 21 Lebensjahre abzuluchsen. Doch die Lebensverlängerung bringt keine rechte Freude: Der Boanlkramer gerät im Himmel in höllische Bedrängnis, als das missglückte Kartenspiel auffliegt und Petrus (Jörg Hube) tobt. Und auch der Brandner Kaspar hat es auf Erden nicht gerade leicht: Seine geliebte Enkelin Nannerl (Lia Maria Potthoff) stirbt beim Versuch, ihren Verlobten Toni (Peter Ketnath) vor Fonse zu retten. Die Lust am mühsam erschwindelten Leben, sie mag nicht mehr aufkommen. Als der Boanlkramer nun abermals auftaucht, um den Wilderer abzuholen, wehrt sich der Brandner Kaspar zwar immer noch, doch dann hat der Tod einen Vorschlag, den der Widerspenstige nicht ablehnen kann…

Zünftig und krachledern geht es in Joseph Vilsmaiers Version der Geschichte vom Brandner Kaspar zu, wie man das von einem solchen Urbayern bei einem Sujet wie diesem auch erwarten darf. Dabei geht es meist – ein Zugeständnis an die eher einfachen Figurenzeichnungen des Volkstheaters – wenig subtil zur Sache. Die Figuren sind wie in der italienischen Stegreifkomödie eher Typen als ausgefeilte Charaktere und agieren wenig überraschend, aber doch meist recht amüsant – auch wenn sich Nicht-Bayern manchmal einen Simultanübersetzer wünschen würden. Ergänzt durch einen zumeist glänzend gewählten Cast mit einigen Überraschungen (zum Beispiel Herbert Knaup als grantelndem Erzengel) und wunderbaren Aufnahmen der Bergwelt gelingt es Vilsmaier gut, den Geist der Vorlage in die cineastische Jetztzeit zu transportieren. Das ist für Bajuwaren und Preissn gleichermaßen amüsant und nett anzuschauen und auch recht unterhaltsam. Wer allerdings mit Bayern nicht allzu viel am Hut hat und den deutlich sichtbaren Charakter des Volkstheaters nicht mag, der ist in anderen Filmen besser aufgehoben. Für alle Anderen gilt: Der wahre Hort des Heimatfilms, der in den letzten Jahren eine nicht geglaubte Renaissance erlebt hat, liegt nach wie vor im Freistaat Bayern. Aber das haben wir ja sowieso geahnt.
 

Die Geschichte vom Brandner Kaspar (2008)

In Bayern kennt die Geschichte vom Brandner Kaspar jedes Kind. Sie gehört wie die Geschichten des ebenfalls gerade auf die Leinwand gebannten Räubers Hias Kneißl zum identitätsstiftenden Legendenschatz des Freistaates und erzählt so Manches vom Selbstverständnis der Bayern.

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Meinungen

Reinhold Eberle · 09.11.2008

Die Geschichte wurde gut umgesetzt. Bully zeigt eine tolle Leistung,wie er den Tod verkörpert. Dialoge sind stark ans Original angelegt. Es macht Spass den Film anzuschauen.

· 05.11.2008

....dem Film geht meines Erachtes etwas entscheidendes ab: Gefühl! Er orientiert sich stark am Vorbild aus den 70 mit Toni Berger als Boandlkramer und Fritz Strassner als Brandner ohne auch nur ansatzweise dessen Klasse zu erreichen. Und außerdem redt der Brandner fast hochdeutsch - des gähd ja goa ned. Über Bully braucht man sich nicht zu unterhalten, der kopiert den Berger sehr gut aber das Ganze ist blutleer und kalt. Allein die Szene, in der der Brandner seine Frau wiedersieht "....die Traudl, meine Frau" Fehlt nur noch, dass er sagt "...wos machsd´n Du do"

Klaus Kern · 02.11.2008

Nette Unterhaltung; schade nur, daß Kroetz mit bayerischem Dialekt scheinbar nichts anzufangen weiß. ( Kir Royal läßt grüßen.)

· 15.10.2008

Super Geiler Film!!!!Super unterhaltsam, witzig, einfach empfehlenswert!!!! Unbedingt anschauen!!!!