Die Eylandt Recherche

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Das Mysterium um die so genannten Eylandt-Briefe

Als „Mystery-Doku“ weist sich dieser Film von Michael W. Driesch – auch bekannt unter dem Künstlernamen Don Miguel – aus, der auf den Briefen von Josefine Eylandt beruht, deren Authentizität allerdings durchaus fragwürdig ist. Die Eylandt Recherche (re)konstruiert den Zusammenhang zwischen der äußerst spektakulären Geschichte dreier Menschen, die vermutlich jahrzehntelang in einem beengten Untergrund gelebt haben, und einem geheimnisumwitterten Stromausfall am 4. November des Jahres 2006, der sich gleichzeitig in zahlreichen Regionen Europas ereignete.
Der New Yorker Rechtsanwalt William Singer sichtet 2007 im Nachlass seiner verschiedenen Schwester drei kuriose Briefe aus den Jahren 1953, 1968 und 1994, die wahrscheinlich von einer Verwandten namens Josefine Eylandt an seinen Vater verfasst wurden, der ihr Vetter war. Der Inhalt dieser sensationsträchtigen Dokumente liest sich wie eine historische Räuberpistole: Die zunächst junge, dann alternde Frau schildert darin, wie sie gemeinsam mit ihrer Familie seit den Zeiten des Zweiten Weltkriegs drei Personen im Keller ihres Hauses in Duisburg vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten versteckt habe, was zunächst einmal keinen Einzelfall darstellt. Doch Josefine gibt dabei unmissverständlich zu verstehen, dass diese Menschen über Jahrzehnte hinweg weiterhin in diesem eigens dafür angelegten Kellerraum gelebt haben – eine unerhörte Behauptung, die unweigerlich verstörte Fragen nach sich zieht, denen William Singer in seiner Erregung, die einer anfänglichen, absoluten Ungläubigkeit und Fassungslosigkeit folgte, mit Unterstützung eines extra dafür engagierten Ermittlers nachforschte. Die Eylandt Recherche geht davon aus, dass diese Briefe authentisch sind und spürt dieser Fährte sowie den angedeuteten Ereignissen in ihrem Zusammenhang nach, wobei der Film auf einen zunächst unvermuteten Kontext zum sagenumwobenen Stromausfall von 2006 hinausläuft.

Die Art von Genre-Mischung, die entsteht, wenn ein mit einer gewissen Sachlichkeit ausgestattet erwarteter Dokumentarfilm auf einen Mystery-Thriller trifft, ist sicherlich gewöhnungsbedürftig. Wenn dazu noch pompöse, orchestrale Musik aufdröhnt, wird zumindest dem nicht unkritischen Zuschauer rasch klar, dass die möglichst spektakulären Wirkungen der Inszenierung hier im Vordergrund stehen, auch wenn der dokumentarische Ansatz durchaus streckenweise seriös erscheint. Diese Kombination legt wiederum nahe, dass eine temporäre Aufklärungstendenz besteht, die ihre Konsequenzen letztlich jedoch einer allzu verklärenden Mystifizierung opfert, die der Ernsthaftigkeit des im Grunde sehr bewegenden Themas dann doch nicht gerecht wird, so dass Die Eylandt Recherche ein aufwändig konstruiertes Sensationsstück mit darstellenden Akteuren für ein an derartig aufbereiteten Geschichten mit historischen Hintergründen interessiertes Publikum bleibt, bei dem die spannende, semi-authentische Unterhaltung mit Schauereffekt vor der dokumentarischen Mehrdimensionalität rangiert.

Die Eylandt Recherche

Als „Mystery-Doku“ weist sich dieser Film von Michael W. Driesch – auch bekannt unter dem Künstlernamen Don Miguel – aus, der auf den Briefen von Josefine Eylandt beruht, deren Authentizität allerdings durchaus fragwürdig ist.
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Meinungen

ellen · 07.12.2008

was für ein krudes geschwurbel....