Die Dschungelhelden - Das große Kinoabenteuer (2017)

Eine Filmkritik von Rochus Wolff

Auch der Dschungel braucht Held_innen

Eine konsequente Folge der Superheld_innen im Kino wäre ja eigentlich: Jede Region braucht ihre eigenen. Schließlich ist es keineswegs logisch, dass die Supers und ihre Antagonist_innen immer nur amerikanische Städte in Schutt und Asche legen. Nein, jeder Kontinent, jedes Habitat, jedes Ökosystem braucht mindestens ein eigenes Superteam!

Und deshalb also auch der Dschungel. Bevor sich die Avengers und ihre fußlahmen DC-Kollegen (Wonder Woman bewusst ausgenommen) totgelaufen haben, kommt nun rechtzeitig noch Die Dschungelhelden – Das große Kinoabenteuer ins Kino, im Grunde die, wenn ich richtig gezählt habe, dritte Langfilmadaption (aber die erste in deutschen Kinos) einer französischen Fernsehserie, die 2014/2015 auch hierzulande zu sehen war.

Und weil kleckern ja nichts bringt, klotzt der Film von David Alaux (der sich mit Éric und Jean-François Tosti auch schon für die Serie verantwortlich zeichnete) gleich mit zwei Generationen von Superheld_innen. Da sind die Alten: Faultier Tony, Nashorn Goliath und Stachelschwein Ricky, angeführt von Tigerin Natacha. Als sie nach Rickys Tod den Job an den Nagel hängen, übernehmen die „Dschungelhelden“ die Vakanz: Pinguin Maurice, der von Natacha großgezogen und ausgebildet wurde, kämpft mit Gorilla Harry, Fledermaus Flederike, Koboldäffchen Grummel sowie Tigerfisch Junior für das Gute, rettet Tiere in Not oder hilft auch mal bei kleineren Problemchen.

Alles läuft gut und schön, bis Natachas Erzfeind, der Koala Igor, aus seinem Exil auf einer einsamen Insel zurückkehrt und den ganzen Dschungel mit seinen explodierenden Pilzen vernichten will … Maurice eilt zu seiner Mutter, auf die Igors Rache zielt – und prompt kommt es zwischen den zwei Generationen zu einem Streit, der natürlich nur Igor dient.

Die Dschungelhelden – Das große Kinoabenteuer bringt im Grunde im Schnelldurchlauf ähnliche Themen auf, die viele der „großen“ Superheld_innen plagen – und macht das erfreulicherweise mit einem Figurenfeld, in dem Körpergröße, Geschlecht und Erwartungen keine große Rolle spielen. Ein kämpfendes Faultier, ein Pinguin, der fließend vom Watschelgang in Kung-Fu-Bewegungen übergeht: Das hat schon was.

Die erste halbe Stunde des Films hält zudem das Tempo noch erfreulich niedrig, so dass man weitgehend von hektischer Betriebsamkeit, Gekreische und übertriebener Action verschont bleibt – die wird dann spätestens im letzten Drittel nachgeholt. Nach einer hübschen Trainingsmontage zu Eye of the Tiger – die offensichtlichste von vielen Filmanspielungen – geht es dann nämlich in den lang andauernden Endkampf gegen Igor, samt ausführlicher Achterbahnfahrt à la Indiana Jones und der Tempel des Todes.

Das ist dann auch der Teil des Films, in dem die durchaus hübschen kleinen Details, die den Film vorher ausmachten, und seine zum Teil überraschend liebevoll eingeführten Figuren ziemlich egal werden. Grummel etwa, als Superhirn und Planungsspezialist eingeführt, hat am Schluss fast nichts mehr zu tun, und die Rolle von Flederike beschränkt sich plötzlich weitgehend darauf, in Grummel verliebt zu sein. Stattdessen gibt es lange, repetitive Kampfsequenzen mit stets vorhersehbarem Ausgang und ohne originelle Ideen.

Diese Lieblosigkeit im Abschluss findet sich dann auch in der Animation wieder: Bei den Figuren ist sie noch ganz gelungen (auch wenn sie nie die Klasse von Pixar erreicht), aber im Hintergrund bewegt sich wenig; Pflanzen und Welt sind weitgehend Staffage. Zu den vordergründigen Schwächen kommt so noch das Gefühl dazu, viel (und zunehmend hektischem) Lärm in einer weitgehend leblosen Welt beizuwohnen. Die explosiven Pilze knallen, aber zünden will das alles nicht.
 

Die Dschungelhelden - Das große Kinoabenteuer (2017)

Eine konsequente Folge der Superheld_innen im Kino wäre ja eigentlich: Jede Region braucht ihre eigenen. Schließlich ist es keineswegs logisch, dass die Supers und ihre Antagonist_innen immer nur amerikanische Städte in Schutt und Asche legen. Nein, jeder Kontinent, jedes Habitat, jedes Ökosystem braucht mindestens ein eigenes Superteam!

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