Die Baumhauskönige

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Wo die wilden Kerle bauen

Das Schuljahr geht zu Ende und die beiden Freunde Ziggy (Kees Nieuwerf) und Bas (Julian Ras) können es kaum erwarten, wieder zusammen ins Feriencamp zu gehen. Sie wollen ihren Titel der Baumhauskönige verteidigen und das höchste Bauwerk aus Holzpaletten, Latten, Balken und Türen auf die grüne Wiese stellen. Bäume werden dafür nicht gebraucht in diesem Sommerlager, dessen Abenteuerwelt Ziggy und Bas nur noch heuer offensteht. Das Ende der Kindheit naht, aber das neue Lebensalter wirft seine Schatten schon voraus und macht den besten Freunden einen Strich durch die Rechnung: Statt glorreicher Teamarbeit ist plötzlich Feindschaft angesagt und schließlich gibt es sogar Krieg im Baucamp. Die niederländische Regisseurin Margien Rogaar beweist in Die Baumhauskönige ein gutes Gespür für den wilden Ernst junger Lebenswelten, das sie mit zarter Poesie verknüpft.
Die Ferien hätten doch so unbeschwert sein können! Aber Ziggy geht nach dem Sommer aufs Gymnasium und lernt dann Latein. Bas spürt die Enttäuschung seines Vaters, dass er es nicht dorthin geschafft hat, ganz genau. Und dann ist da dieses Mädchen Elena (Amy Kitchiner) in seiner Klasse, das ihn auf einmal magisch anzieht. Elena spielt in der Theateraufführung an der Seite des Hauptdarstellers Ziggy, und Bas steht am Rande, in Gesellschaft der Schulrüpel, die das Finale mit Pups-Geräuschen stören. Ziggy ist gekränkt, aber am ersten Tag des Baucamps kommt es noch schlimmer: Bas gehört nun zum Team der Rüpel und Ziggy wird beim verzweifelten Versuch, auch dazu zu stoßen, von ihnen verhöhnt und gedemütigt. Er muss ins Team seines kleinen Bruders Flin (Bart Reuten) ausweichen, der sich mächtig freut, weil er glaubt, dass ihm der Sieg jetzt nicht mehr zu nehmen ist.

Ziggy ist zunächst der Unschuldige, Ahnungslose, der dem ziemlich heftigen Mobbing von Bas‘ Team nichts entgegensetzen kann, aber dann zieht er andere Saiten auf. Ein Affront führt zum nächsten und ehe Ziggy und Bas die Reißleine ziehen können, überlagert ihre Feindschaft das ganze Geschehen im Camp. Ihre Eltern sehen, wie sie leiden, aber sie verstehen nur halb. Ihre Ratschläge und Kommentare passen nicht und die Jungen wiederum wittern die Peinlichkeit, die mit dem Sprechen einhergeht. Die Kindercharaktere sind generell gut gezeichnet und gespielt, besonders charmant aber ist Ziggys ernsthafter Bruder Flin, der nicht versteht, warum der Baumhaus-Bau auf einmal nicht mehr das Wichtigste ist.

Trotz aller realen Probleme aber bleibt das Camp ein Ort der Abenteuer und der Fantasie. Es gibt zwar erwachsene Aufseher, aber die Kinder sind praktisch den ganzen Tag, bevor sie abends heimgehen, unter sich. Diese Freiheit hat etwas Wildes, Gefährliches, sie äußert sich plötzlich in indianischer Kriegsbemalung auf den Gesichtern. Die Kamera spielt mit, indem sie mal hektisch ins Wackeln gerät, mal die Intensität des Augenblicks in Zeitlupe feiert: Wenn Ziggy beim Erstürmen des Camps am ersten Tag in vollem Lauf gleich hinfällt, dann sieht er sein Inneres nach außen gekehrt. Die Musik spielt auch mit, die Rhythmen, die ihre zum Teil kindlich-fantasievollen Percussion-Instrumente erzeugen, legen ein flottes Actiontempo vor. Und dann ist da noch dieser erwachsene Erzähler namens DJ Coyote (Joep van der Geest) mit seiner abenteuerlich verzierten Trappermütze, der das Geschehen im Camp beobachtet und Ansagen macht. Er kennt die wahre Bedeutung der Dinge und kleidet sie in eine poetische Sprache, in der Begeisterung, begleitet von einem leichten Augenzwinkern, mitschwingt. Irgendwie gehen die Sommer der Kindheit ja doch nie wirklich zu Ende.

Die Baumhauskönige

Das Schuljahr geht zu Ende und die beiden Freunde Ziggy (Kees Nieuwerf) und Bas (Julian Ras) können es kaum erwarten, wieder zusammen ins Feriencamp zu gehen. Sie wollen ihren Titel der Baumhauskönige verteidigen und das höchste Bauwerk aus Holzpaletten, Latten, Balken und Türen auf die grüne Wiese stellen. Bäume werden dafür nicht gebraucht in diesem Sommerlager, dessen Abenteuerwelt Ziggy und Bas nur noch heuer offensteht.
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Meinungen

Noah Murawski · 12.10.2022

Der Film ist klasse und enthält auch die nötige Brutalität