Deutschlands wilde Vögel Teil 2 - Die Reise geht weiter

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Dabei sein, wenn der Weißstorch klappert

Längst hat sich das englische Phänomen des Birdwatching auch in Deutschland als Freizeitbeschäftigung etabliert. Mit dem Fernglas bewaffnet hinauszugehen und – anders als früher die Hobbyjäger – das gefiederte Wild aufzuspüren, ohne es zu töten oder auch nur zu stören, ist ein zeitgemäßes, sanftes Naturerlebnis. Es lässt sich nämlich, davon ist der erfahrene Tierfilmer Hans-Jürgen Zimmermann überzeugt, auch mit dem Naturschutz gut vereinbaren. Die Idee hinter seiner 2013 begonnenen Präsentation lohnender Vogelbeobachtungsplätze, deren zweiter Teil nun in die Kinos kommt, erklärt er so: „Mit meinen Filmen möchte ich beim Besucher ein besseres Verständnis für unsere Tierwelt schaffen und zugleich die Lust wecken, sich selbst auf Entdeckungsreise zu begeben“. In Deutschlands wilde Vögel – Teil 2 geht es zu acht Beobachtungsplätzen vom Allgäuer Nebelhorn bis zu den Felsen von Helgoland.
Am Nebelhorn – wie auf vielen anderen Alpengipfeln auch – kann man die geselligen Alpendohlen mit ihren gelben Schnäbeln und roten Füßchen beobachten. Die Vögel halten sogar auf der Brüstung des Gipfelrestaurants Ausschau nach Schnäppchen. Im Europareservat Rieselfelder Münster in Nordrhein-Westfalen brüten zahlreiche Wasservögel, während andere Zugvögel es als Rastplatz auf der Durchreise nutzen. Im Weinbaugebiet des Kaiserstuhls in Baden-Württemberg nisten seit einiger Zeit wieder die bunten, exotisch anmutenden Bienenfresser. Und auch der scheue Wiedehopf ist mit 100 Paaren ganz gut in der Region vertreten. Die Diepholzer Moorniederung in Norddeutschland ist im Herbst ein beliebter Rastplatz für Kraniche. An einem einzigen Tag finden sich hier schon mal 70.000 Exemplare ein. Wenn sie abends in riesigen Schwärmen von den Feldern zu den Schlafplätzen im Moor fliegen, bietet sich dem Beobachter ein einzigartiges Spektakel.

Im südhessischen Rheingau beschloss 1972 eine „Storchengemeinschaft“, die früher dort heimischen Weißstörche wieder anzusiedeln. Das Projekt hatte Erfolg. Längst kehren die Zugvögel in jedem Frühling zurück, um an ihren Nestern aus dem Vorjahr weiterzubauen. In der Wagbachniederung bei Speyer kann man im April einer Kolonie von Purpurreihern dabei zuschauen, wie sie aus Schilfrohren Nester bauen, die wilden Mikadohaufen ähneln. Im Vogelschutzgebiet Ochsenmoor beim Dümmer-See in Niedersachsen leben seltene Wiesenvögel. Die Uferschnepfe und der Kiebitz erfreuen die Beobachter im Frühjahr mit ihren markanten Balzflügen. Auf Helgoland schließlich drängen sich an den Wänden der Sandsteinfelsen die Trottellummen. Sie scheinen in den schmalen Nischen über dem Abgrund zu kleben. Ihre Jungen springen eines Tages von dort hinunter ins Wasser. Auch 400 Paare von Basstölpeln nisten auf den Felsenkuppen von Helgoland.

Zimmermann filmt nicht nur diese Vögel, sondern auch andere, die am jeweiligen Ort leben – wie etwa den Kuckuck, Lachmöwen, Greifvögel, das Blaukehlchen. Die Bilder seiner Kamera ergeben im Zusammenspiel mit den Vogelstimmen eine authentische Impression von der Vielfalt der Arten in den jeweiligen Biotopen. Die Informationen, die der Sprecher Olaf Pessler aus dem Off beisteuert, sind sparsam dosiert. Man erfährt einiges über die Gewohnheiten einzelner Vogelarten und auch über die Entstehung wichtiger Schutzräume. Mit der Veranstaltung von Vogelexkursionen und dem Bau von Beobachtungstürmen lässt man an vielen Orten die Menschen in solche Refugien hineinblicken, auch um Verständnis für die Lebensweise der Tiere zu wecken.

Zimmermann vertraut beim Filmen auf die Faszination der Natur und verzichtet auf spektakuläre Effekte wie Zeitlupe und Computeranimationen, wie sie im Genre mittlerweile gerne verwendet werden. Allerdings setzt er auch Musik ein. Am Anfang, in der etwas merkwürdig angeklebt wirkenden Introduktion im Wattenmeer und auf einem Truppenübungsplatz, sowie im ersten Beitrag am Nebelhorn, wirkt sie in ihrer Üppigkeit penetrant, dann aber verschwindet sie, um nur noch in den Übergängen zwischen den einzelnen Stationen aufzutauchen. Gewöhnungsbedürftig sind für den Vogelfreund, der ein reines Naturerlebnis erwartet, auch die touristischen Hinweise auf die Sehenswürdigkeiten in den nahegelegenen Städten. Offenbar gehört das auch zum Servicegedanken des Films, der sich seine Zielgruppe als reiselustig und vielseitig interessiert vorstellt.

Deutschlands wilde Vögel Teil 2 - Die Reise geht weiter

Längst hat sich das englische Phänomen des Birdwatching auch in Deutschland als Freizeitbeschäftigung etabliert. Mit dem Fernglas bewaffnet hinauszugehen und – anders als früher die Hobbyjäger – das gefiederte Wild aufzuspüren, ohne es zu töten oder auch nur zu stören, ist ein zeitgemäßes, sanftes Naturerlebnis.
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