Deadly Home

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Nicht willkommen

Gerade im Thriller-Bereich sind psychische Leiden besonders beliebt, da sie ein Spiel mit der Wahrnehmung ermöglichen und die Figuren in ihrem Handeln entscheidend einschränken. Beispielhaft ist etwa das Krankheitsbild der Agoraphobie, eine mit Schwächegefühl oder Schwindel verbundene Angst, freie Plätze oder Ähnliches zu überqueren. Im Film wird diese Störung meistens drastisch zugespitzt, sodass die Betroffenen ihre Wohnung bzw. ihr Haus nicht mehr verlassen können, wie es vor kurzem etwa im spanischen Psychoschocker Shrew’s Nest zu sehen war. Deadly Home, das Spielfilmdebüt von Jungregisseur Adam Schindler, greift eben dieses Motiv auf und macht es für ein Home-Invasion-Szenario nutzbar, das schon nach rund 30 Minuten mit einer krassen Wendung aufwarten kann, die der offizielle Trailer – warum auch immer – bereits entzaubert.
Gemeinsam mit ihrem todkranken Bruder Conrad (Timothy T. McKinney) führt Anna (Beth Riesgraf) ein zurückgezogenes Leben in einem großen, viktorianischen Landhaus. Die junge Frau leidet an einer extremen Form von Agoraphobie und hat seit knapp zehn Jahren keinen Fuß mehr vor die Tür gesetzt. Um die Versorgung des Geschwisterpaares kümmert sich der hilfsbereite Lebensmittellieferant Dan (Rory Culkin), der regelmäßig vorbeischaut. Als Conrad eines Nachts seiner Krebserkrankung erliegt, ist die verunsicherte Anna plötzlich auf sich allein gestellt. Auch wenn das Anwesen für eine Person eigentlich viel zu groß ist, kann sie das Haus aufgrund ihrer Angststörung nicht verlassen und muss sich nur wenig später gegen drei Einbrecher verteidigen, die es auf ihr Vermögen abgesehen haben. Leichtes Spiel, glauben die Kriminellen, doch Anna lässt sich so leicht nicht unterkriegen.

Etwas mehr als zehn Minuten nimmt sich Schindler Zeit, um in das trostlose Leben der Protagonistin einzuführen, die zu ihrem Bruder ein inniges Verhältnis pflegt. Liebevoll kümmert sie sich um den schwer gezeichneten Mann, wirkt manchmal aber auch verbittert, da sie das Unausweichliche partout nicht akzeptieren will. Nach Conrads Tod fällt Anna in ein emotionales Loch und scheint den Eindringlingen hilflos ausgeliefert. Eine klassische Prämisse, die dann allerdings eine überraschende Abwandlung erfährt – ähnlich wie im schwarzhumorigen Terrorstreifen You’re Next, wobei Deadly Home die Erwartungen deutlicher unterläuft. Plötzlich werden die Karten neu gemischt. Und die Macher beweisen durchaus Mut, da man sich als Zuschauer ganz unerwartet fragen muss, wem man nun die Daumen drücken soll.

Wie so oft zeigt sich auch in diesem Fall, dass ein verblüffender Twist allein nicht ausreicht, um fortlaufend zu fesseln. Schindlers Psychothriller hat sicherlich einige spannende Momente, krankt jedoch an holzschnittartigen Figuren und einigen müden Standardsituationen, die nach der großen Wendung abgearbeitet werden. Die Eindringlinge – ein Anführer (Jack Kesy), ein Zauderer (Joshua Mikel) und ein Psychopath (Martin Starr) – kommen über Genreklischees nicht hinaus. Und selbst Anna, die vom Drehbuch etwas mehr Aufmerksamkeit erhält, erscheint zunehmend wie ein wandelndes Abziehbild samt beliebig-platter Hintergrundgeschichte. Der Nervenkitzel, den Deadly Home entfachen will, bricht nur selten hervor, obwohl das verwinkelte Setting einige fiese Überraschungen bereithält. Da auch die Darsteller allenfalls solide Leistungen erbringen, hat man am Ende trotz eines markanten Richtungswechsels das Gefühl, einen reichlich durchwachsenen Thriller gesehen zu haben, der sein Potenzial leichtfertig verschenkt.

Deadly Home

Gerade im Thriller-Bereich sind psychische Leiden besonders beliebt, da sie ein Spiel mit der Wahrnehmung ermöglichen und die Figuren in ihrem Handeln entscheidend einschränken. Beispielhaft ist etwa das Krankheitsbild der Agoraphobie, eine mit Schwächegefühl oder Schwindel verbundene Angst, freie Plätze oder Ähnliches zu überqueren.
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Meinungen

Heinz Peter · 27.03.2021

Für einen Abend unterhaltsames Popkornkino reicht die Dramaturgie aus .... kann man(n) schauen.