Das wilde Leben

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Die Geschichte der Uschi O.

Sie war so etwas wie das schöne Antlitz der Revolution, die Ikone einer Bewegung, die man heute – manchmal bewundernd, manchmal verächtlich – die 68er nennt. Uschi Obermaier, ein Münchner Teenager aus einfachsten Verhältnissen, schafft es in dieser bewegten Zeit als wunderschönes Fotomodell und als Geliebte von Rainer Langhans von der berühmten Berliner Kommune 1 auf die Titelseiten der Illustrierten.
Selbst politisch wenig interessiert hat Uschi Obermaier bald schon die Nase voll von den revolutionären Parolen der Berliner Szene, die mit ihren Forderungen nach (auch sexueller) Freiheit immer vor allem die eigene Freiheit meint; sie wird zum begehrten Rockgroupie und unterhält Affären mit Mick Jagger, Keith Richards und anderen Größen der Musik und Kunst-Szene jener Jahre, was bei Rainer Langhans für einigen Verdruss sorgte. Der schnelle Ruhm der Uschi O. hatte bei allem Glamour auch seine Kehrseiten, so dass die Ikone der 68er Bewegung Deutschland schon bald den Rücken kehrte und mit dem Hamburger Kiez-König Dieter Bockhorn gen Indien entschwand, während ein Teil der einstigen Revolutionäre den Weg in den Untergrund ging und der andere zum Marsch durch die Institutionen antrat.

In seinem Film Das wilde Leben zeichnet der Regisseur Achim Bornhak das bewegte Leben von Uschi Obermaier nach und zeigt bereits mit seiner Auswahl der Newcomerin Natalia Avelon ein gutes Händchen, denn die Neuentdeckung sieht Obermaier nicht nur verblüffend ähnlich, sondern bringt auch genau jene Mischung aus Unbedarftheit und Lebensgier, Naivität und entlarvender Einfachheit mit, die die Person Uschi Obermaiers auszeichnet. Auch die anderen Darsteller wie Matthias Schweighöfer als Rainer Langhans, Alexander Scheer als Keith Richards, dem schwedischen Rockmusiker Victor Norén als Mick Jagger und David Scheller als Dieter Bockhorn lassen in etlichen Szenen ein ebenso authentisch wirkendes wie entlarvendes Bild einer Generation entstehen, deren hehre politische Ziele vielfach nur Fassade waren für Banalitäten jedweder Art, Selbstbefreiungsgestammel, unausgegorene politische Utopien und puren Hedonismus. Getragen von Bornhaks ironischem Blick entsteht so ein Bild, dass man allen damals ach so bewegten Straßenkämpfer gerne mal unter die Nase halten möchten, wenn wieder einmal mit verklärtem Blick von den ach so wilden Zeiten geschwärmt und auf die genusssüchtige „Jugend von Heute“ geschimpft wird.

Leider kann der Film diesen wunderbar entlarvenden, beiläufigen und lässigen Erzählduktus nicht über die gesamte Länge durchhalten, ohne das wichtigtuerische Politgeschwafel von Langhans und die entstellenden Zerrbilder der deutschen Spießer- und Gegenkultur fehlt es der Reizfigur Uschi Obermaier an starken Gegenspieler, und aus der beißenden Satire wird eine Love Story, die nicht mehr den gleichen Charme und die ätzenden Qualitäten einer genussvollen Demontage einer heute oft verklärten Zeit hat. Unter dem Strich aber bleibt Das wilde Leben eine ebenso unterhaltsame wie entlarvende Zeitreise, die zudem durch ausgezeichnete Akteure und einen nahezu perfekten authentischen Look zu gefallen weiß.

Das wilde Leben

Sie war so etwas wie das schöne Antlitz der Revolution, die Ikone einer Bewegung, die man heute – manchmal bewundernd, manchmal verächtlich – die 68er nennt.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

· 14.10.2007

zwei stunden verschwendete lebenszeit diesen film zu schauen!

Nobbby · 05.03.2007

Der Film erzählt eine interessante Geschichte vom wilden Leben der Uschi O., von Partys, von Drogen, von Sex, von Freiheit und Lebenslust in der Hippizeit. Nur kann man ein ganzes Leben mit diesen "Ausschweifungen" kaum in einen Film mit knapp 2 Stunden fassen. Dazu bräuchte man einen Fünfteiler! Dementsprechend werden teilweise Jahre übersprungen und es entstehen Lücken, in denen man meint, irgendwas verpasst zu haben. Alles in allem ist der Film aber schon sehenswert, vor allem für die, die für Freitheit, für freien Sex und Reisen in die weite Welt schwärmen. Auch die super attraktive Natalia Avelon ist schon das Eintrittsgeld wert.