Confession of Murder

Eine Filmkritik von Martin Beck

True Crime Fiction

Bereits der Titel legt es nahe: Confession of Murder ist eine Quasi-Fortsetzung zu Memories of Murder, oder, besser, ein neuer Ansatz für die beiden Filmen zugrunde liegenden Verbrechen. Zwischen 1986 und 1991 wurden nämlich in Hwaseong zehn Morde verübt, deren Täter bis heute nicht gefasst wurde. Während Memories of Murder die Ereignisse nun ebenfalls mit einem Fragezeichen beendet, präsentiert Confession of Murder gleich zu Beginn einen Schuldigen. Der sich sogar freiwillig der Öffentlichkeit stellt.
Der Grund für dieses Verhalten liegt in der koreanischen Rechtsprechung, die der Polizei lediglich 15 Jahre für die Auflösung eines Falls einräumt. Confession of Murder setzt kurz nach dieser Frist ein und entbindet somit den geständigen Täter von jeder Schuld. Mehr noch, der Mann veröffentlicht sogar eine Autobiographie, die die Taten detailliert beschreibt und darüber eine ganze Reihe durchaus verständlicher Reaktionen auslöst. Der damals ermittelnde Polizist möchte den Fall doch noch beenden, die Angehörigen der Opfer planen Selbstjustiz und ein neuer Killer taucht natürlich ebenfalls auf.

Confession of Murder extrapoliert seine „true crime“-Grundlage in eine fiktive „was wäre wenn“-Richtung, die der sowieso schon spannenden Geschichte überaus interessante neue Haken verleiht. Tatsächlich plant die koreanische Regierung wohl aktuell eine Ausweitung der 15-Jahre-Frist, um den hier geschilderten Ereignissen einen Riegel vorzuschieben, doch für die zwei Stunden des Films tritt der absolute „worst case“ ein: ein unantastbarer Serienkiller als Medienstar. Hinter dem sich ein rachsüchtiger Mob versammelt.

Die inhaltlichen Möglichkeiten dieser Konstellation sind gewissermaßen der perfekte Pitch und die spektakuläre Eröffnungsszene, die eine kinetische Verfolgungsjagd über schwindlige Dächer zeigt und mit der erfolgreichen Flucht des mutmaßlichen Mörders endet, untermauert aus dem Stand diese luftige Messlatte. Confession of Murder ist großes, satt produziertes Genrekino, das nicht nur wegen dem deutschen Cover z.B. an The Chaser oder I Saw The Devil erinnert… und im weiteren Verlauf leider einige Dellen verkraften muss.

Als nämlich die Angehörigen der Opfer auftreten, ändert sich der Ton des Films schlagartig Richtung Komödie – was offensichtlich bei Memories of Murder abgeschaut wurde, doch hier einzig für Irritation sorgt. Weil sich die Komik nicht aus dem Geschehen ergibt und somit einen mischmaschigen Fremdkörper darstellt. Der darauf schließen lässt, dass Regisseur Jeong Byeong-gil nicht die Weitsicht eines Bong Joon-ho besitzt, sondern zunächst mal „nur“ großes Mainstream-Kino im Sinn hat. Inklusive eben tonaler Schlitterpartien, zu denen weiterhin eine schnittige Autoverfolgungsjagd und halbfertige CGI-Effekte gehören.

Richtig schlecht wird Confession of Murder glücklicherweise nie, aber zu einem wirklich großen Meilenstein reicht es letztendlich auch nicht. Jeong Byeong-gil hatte zuvor nur die Doku Action Boys inszeniert und diese Unerfahrenheit merkt man spätestens dann, wenn die Summe der durchaus sehenswerten Teile immer noch Teile bleiben…und sich als solche bei guter Unterhaltung einpendeln. Was zumindest angesichts der Prämisse und der selbst auferlegten Konkurrenz als kleine Enttäuschung gelten muss. Confession of Murder prägt – genauso wie seine Protagonisten — die Last der Vergangenheit.

Confession of Murder

Bereits der Titel legt es nahe: „Confession of Murder“ ist eine Quasi-Fortsetzung zu „Memories of Murder“, oder, besser, ein neuer Ansatz für die beiden Filmen zugrunde liegenden Verbrechen. Zwischen 1986 und 1991 wurden nämlich in Hwaseong zehn Morde verübt, deren Täter bis heute nicht gefasst wurde.
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