Compulsion

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Liebe geht durch den Magen

Das Remake des südkoreanischen Films 301-302 war lange in Entwicklung. Schon 2009 sollte er mit Marisa Tomei und Liv Tyler verfilmt werden. Dazu kam es nicht, so dass ein paar Jahre später Carrie-Anne Moss und Heather Graham zum Zug kamen. Vertreiben sollten den Film eigentlich die Weinsteins, entschlossen sich aber dagegen, so dass noch einmal einige Zeit ins Land zog, bis Compulsion veröffentlicht wurde.
Ein Polizist spricht bei Amy vor. Er möchte wissen, was sie über die nebenan lebende, verschwundene Schauspielerin Saffron weiß, aber die begeisterte Köchin Amy kann nicht viel beitragen. Oder zumindest will sie den Eindruck erwecken. Denn tatsächlich gab es zwischen Amy und Saffron eine auf gemeinsamen Obsessionen basierende Beziehung, die jedoch nur tragisch enden kann.

Das Ende ist dann auch das, was diesen Film wirklich interessant macht. Es ist für Hollywood-Verhältnisse extrem subtil und fordert den Zuschauer, selbst die Verbindung zwischen verschiedenen Eckpunkten zu ziehen. Ein bisschen übers Ziel hinaus mag man im Finale mit dem Detective schießen, da sein Handeln recht unrealistisch erscheint, den Gesamteindruck schmälert das aber nicht.

Das Kammerspiel, das hauptsächlich in den Wohnungen der beiden Protagonistinnen stattfindet, ist das Porträt zweier verlorener Seelen, unzufrieden mit dem eigenen Leben, aber so sehr im Versuch gefangen, etwas daraus zu machen. Aus Träumen wird niemals mehr, selbst wenn man wie Saffron bereits Erfolge als Schauspielerin feiern konnte. Compulsion ist eine Art Charakterstudie, verfällt aber zugleich in eine extreme Form von Stil über Substanz.

Die Substanz ist zwar da, wird aber hinter einer überbordenden Inszenierung verborgen. Alles ist überdreht, die Kostüme, die Farben, die Ausstattung, die Bilder – man fühlt sich wie in einer unwirklichen Welt, einer Art Pleasantville der Moderne, in der alles überzogen ist, das aber gerade soweit, dass der Realität der Boden unter den Füßen weggezogen wird.

Compulsion ist dabei milde unterhaltsam, einigermaßen interessant und gut ansehbar, vor allem auch dann, wenn man sich auf die teils wirklich innovative Kameraführung und Inszenierung einlässt. Das ist nicht unbedingt spannend, aber schön anzusehen ist dieser Film allemal, und das nicht nur, weil Heather Graham und Carrie-Anne Moss noch immer attraktiv sind.

Letzten Endes ist dies die Geschichte zweier Freundinnen, die in ihrer eigenen Welt gefangen sind, die den Zugang zur wahren Welt längst verloren haben, die einen Moment der Gemeinsamkeit haben, die eine Liebe finden, die bis zum Äußersten geht – weit abseits aller normalen Konventionen.

Compulsion

Das Remake des südkoreanischen Films „301-302“ war lange in Entwicklung. Schon 2009 sollte er mit Marisa Tomei und Liv Tyler verfilmt werden. Dazu kam es nicht, so dass ein paar Jahre später Carrie-Anne Moss und Heather Graham zum Zug kamen. Vertreiben sollten den Film eigentlich die Weinsteins, entschlossen sich aber dagegen, so dass noch einmal einige Zeit ins Land zog, bis „Compulsion“ veröffentlicht wurde.
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