Cirque du Soleil: Traumwelten

Eine Filmkritik von Sophie Charlotte Rieger

Wenn’s für die Theaterkarte nicht reicht...

Mit einer Gruppe von 20 Akrobaten fing alles an. Heute gibt es allein in Las Vegas sieben Shows des Cirque du Soleil. Und wer träumt nicht davon, einmal dem farbenprächtigen Schauspiel live beizuwohnen? Meist scheitert es an den Finanzen, denn der ungewöhnliche Zirkus ist ein teures Vergnügen. Doch nun gibt es eine Lösung für dieses Problem:Cirque du Soleil: Traumwelten 3D.
Niemand Geringeres als James Cameron ist der ausführende Produzent hinter dem dreidimensionalen Einblick in sieben außergewöhnliche Zirkusinszenierungen. Regisseur und Drehbuchautor Andrew Adamson verbindet die Aneinanderreihung einzelner Showeinlagen mithilfe einer märchenhaften Rahmenhandlung, in der eine junge Frau (Erica Linz) auf der Suche nach dem Luftakrobaten ihres Herzens (Igor Zaripov) in eine fantastische Parallelwelt gerät. Zwischen CRISS ANGEL Believe, The Beatles Love und fünf anderen Bühnenwelten des Cirque du Soleil suchen und finden sich die Liebenden zu einem romantischen Finale zusammen.

Wie schon in Wim Wenders Pina erlaubt die 3D-Technik eine nie dagewesene Nähe zu den Performancekünstlern, die selbst Zuschauern auf den besten Plätzen im Theater verwehrt bleibt. Der direkte Blick auf das Muskel- und Minenspiel der Akrobaten hat aber auch seine Schattenseiten. Asynchrone Bewegungen, die sich normalerweise in der Distanz zwischen Theatersessel und Bühne verlieren, treten auf einmal deutlich zu Tage. Auch wenn Patzer dieser Art vollkommen menschlich sind, kratzen sie doch ein wenig an der Illusion der Perfektion, die der Cirque du Soleil mit seinen opulenten Inszenierungen auf der Bühne problemlos aufrecht erhält. Die sonst zuverlässige filmische Illusion kann an dieser Stelle nicht mithalten. Die Perspektivwechsel, die die Kamera möglich macht, bieten jedoch viel Abwechslung und verhindern somit wiederum, dass die kleinen Fehler lange im Gedächtnis bleiben. Auch die atemberaubenden artistischen Nummern und die fantasievollen Kostüme und Bühnenbilder verzaubern den Zuschauer derart, dass er in eine Art Farb- und Formentaumel gerät. Die Vorstellung jedoch, dass all dies live noch um ein zigfaches beeindruckender wäre, ist ein stetiger Begleiter. Fast wirkt Cirque du Soleil: Traumwelten 3D wie ein Werbefilm, weckt er doch den dringenden Wunsch, diese erstaunlichen Künstler einmal in Fleisch und Blut zu erleben. Zudem erscheint an einigen Stellen die Theater-Zuschauerperspektive, die einen umfassenden Blick auf das Bühnengeschehen erlaubt, reizvoller, um die Ausmaße des dargebotenen Spektakels zu ermessen.

Der Eindruck des Werbefilms wird dadurch verstärkt, dass Cirque du Soleil: Traumwelten 3D keinerlei Inhalt vermittelt. Adamson erlaubt keinen Blick hinter die Kulissen, führt das Publikum nicht in die Geschichte des weltbekannten Zirkus ein. Zwar verleiht er seinem Konzept durch die Rahmenhandlung einen Hauch an nonverbaler Handlung, doch geht es ihm primär lediglich darum, dem Kinozuschauer einen möglichst realitätsnahen Einblick in die verschiedenen Inszenierungen zu gewähren. Wer Interesse für Zirkusakrobatik mitbringt, wird von den Darbietungen fasziniert sein. Die Musikuntermalung trägt ihren Teil zu dem geradezu rauschhaften Erlebnis des Zuschauers bei. Über diesen rein sinnlichen Genuss hinaus, hat Cirque du Soleil: Traumwelten 3D jedoch nichts zu bieten. Doch muss er das überhaupt?

Das Kinoticket wird trotz 3D-Aufschlag in jedem Fall preiswerter sein als die Theaterkarte. Insofern muss der Film nicht unbedingt mehr liefern als eine möglichst realistische Wiedergabe dessen, was ein Zuschauer live erleben würde. Es bleibt die Frage nach dem Sinn einer solchen Kopie, auf die es hoffentlich eine andere Antwort gibt als die gelungenen Marketings.

Cirque du Soleil: Traumwelten

Mit einer Gruppe von 20 Akrobaten fing alles an. Heute gibt es allein in Las Vegas sieben Shows des Cirque du Soleil. Und wer träumt nicht davon, einmal dem farbenprächtigen Schauspiel live beizuwohnen? Meist scheitert es an den Finanzen, denn der ungewöhnliche Zirkus ist ein teures Vergnügen. Doch nun gibt es eine Lösung für dieses Problem: „Cirque du Soleil: Traumwelten 3D“.
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