Chungking Express (1994)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

With a little help from Quentin Tarantino

Ein Film, zwei Geschichten und jede Menge Tempo: Polizist 223 (Takeshi Kaneshiro) wird von seiner Freundin verlassen. Während er auf ihre Rückkehr hofft, verliebt er sich in eine geheimnisvolle Drogendealerin und Auftragskillerin (Brigitte Lin als weibliche Variante von Alain Delon in Le Samourai), die stets eine merkwürdige blonde Perücke sowie eine Sonnenbrille trägt. Besessen von der Vorstellung, seine Ex-Freundin, die ihn am 1. April verlassen hat, könne binnen eines Monats zu ihm zurückkehren, sammelt der junge, naive Polizist Ananas-Dosen mit dem Verfallsdatum 1. Mai. Auch im zweiten Teil des Films geht es um einen Polizisten, dieses Mal trägt er die Dienstnummer 663 (Tony Leung), der ebenfalls von seiner Freundin, einer Stewardess, verlassen wurde. Als er in einem Schnellimbiss erzählt, dass er gerade verlassen wurde, verliebt sich die dort arbeitende Faye (Faye Wong) in ihn und stellt ihm heimlich nach. Schließlich dringt sie sogar zu den Dienstzeiten des Verehrten in dessen Wohnung ein, um dort für Ordnung zu sorgen, was jenem nicht verborgen bleibt…

Selten war Kino so einfach, so rasant, so aufregend neu trotz einfachster filmischer Mittel: Mit spärlich ausgeleuchteten Szenerien, die vom grellbunten Neonlicht der Metropole Hongkong kontrastiert werden, rasanten Handkamerasequenzen, einer schnellen Montage und lediglich skizzierten Figuren, die wie ein Sammelsurium der Popkultur wirken, gelang Wong Kar-Wai mit seinem Film Chunking Express eines der wichtigsten und prägendsten Werke der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Trotz der Hektik der Bilder gelingt es Wong Kar-Wai, eine universelle und bleibende Parabel über die Anonymität der Großstädte, über Rolle und Masken sowie die Probleme einer zunehmend individualisierten Gesellschaft zu zeigen, die überall auf der Welt zu sehen ist – sei es in New York, Berlin oder in Hongkong.

Quentin Tarantino zeigte sich so beeindruckt von dem Film, dass er ihn über sein eigenes Unternehmen „Rolling Thunder Pictures“ in den USA vertrieb. Ein Film, der in keiner DVD-Sammlung fehlen sollte.
 

Chungking Express (1994)

Ein Film, zwei Geschichten und jede Menge Tempo: Polizist 223 (Takeshi Kaneshiro) wird von seiner Freundin verlassen.

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