Chernobyl Diaries

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Erkundungen in der Todeszone

„Take picture!“, fordert Reiseleiter Uri (Dimitri Diatchenko) mit seinem slawischen Akzent die Touristen auf. Sie stehen auf dem Balkon einer Wohnung in der verlassenen Stadt Pripyat und schauen auf den nahen Reaktor von Tschernobyl, der am 26. April 1986 explodierte. Von den Wänden des Zimmers hängt die Blümchentapete und es stehen noch einzelne Möbel und Spielsachen herum. Die Arbeiter des Atomkraftwerks und ihre Familien sind seit der blitzartigen Evakuierung vor 25 Jahren nicht mehr nach Pripyat zurückgekehrt. Zwei Stunden soll der Besuch der sechs jungen Touristen in der Geisterstadt dauern, so lange bleibt die radioaktive Strahlung unbedenklich. Aber als sie zu Uris altem Militärfahrzeug zurückkehren, springt es nicht an: Jemand hat die Kabel durchtrennt.
Chernobyl Diaries, das Spielfilmdebüt von Regisseur Brad Parker ist ein fieser, wirkungsvoller Horrorthriller, der die Kulisse der realen Katastrophe für seine dramaturgischen Zwecke benutzt. Auch der junge Ausländer Paul (Jonathan Sadowski), der in Kiew wohnt, wollte seinen Gästen ein außergewöhnliches Erlebnis bieten, als er die Tour bei „Uris Extrem-Reisen“ buchte. Zwar hatte sein Bruder Chris (Jesse McCartney) von Anfang an Bedenken, aber seine Freundin Natalie (Olivia Taylor Dudley) und ihre Begleiterin Amanda (Devin Kelley) überstimmten ihn. In Uris Fahrzeug sitzen sie dann zu sechst, mit dem jungen Touristenpärchen Michael und Zoe, werden aber am Checkpoint zum Sperrgebiet von der Wache abgewiesen. Wartungsarbeiten, lautet die Begründung, die Uri aber nicht schreckt. Er nimmt einen Schleichweg durch den Wald und sagt seiner Gruppe, heute hätten sie Pripyat ganz für sich allein. Das allerdings entpuppt sich als fataler Irrtum.

Oren Peli, der Regisseur und Autor von Paranormal Activity, fungiert hier als Produzent und Co-Autor des Drehbuchs. In dokumentarisch-realistischer Manier greift er darin auf, was er im Internet erfahren hat: Es gibt die Extremtouren, auch Schocktourismus genannt, ins ukrainische Pripyat wirklich. Mit einem Geigerzähler ausgestattete Reiseführer lotsen die Besucher durch strahlungsärmere Zonen in den sozialistischen Blockvierteln und zeigen ihnen den Rummelplatz mit den Autoscootern und dem Riesenrad, der seine für den Maifeiertag 1986 geplante Eröffnung nicht mehr erlebte. Er kommt im Film vor, der allerdings in optisch und architektonisch ähnlichen Arealen in Belgrad und bei Budapest gedreht wurde.

Die gestrandete Gruppe wird von wilden Hunden und anderen Kreaturen angegriffen und verfolgt. Erneut bewährt sich Pelis Horrorprinzip, die Angst mit Hilfe von Andeutungen zu schüren. Bis hin zum überraschenden Ende bleibt das Grauen zu flüchtig für den Verstand, ist kaum jemals dezidiert oder lange genug im Bild, um optisch zu überwältigen. Und trotzdem hört man die Schreie der Angegriffenen, folgt ihren Blutspuren, versteht sofort, warum sie reflexhaft das Weite suchen, als auf der Asphaltstraße in der Ferne eine Kreatur auftaucht. Um eine authentischere Wirkung zu erzeugen, wurden die Schauspieler über die kommenden Schockmomente nicht informiert. In der Tat unterscheiden sich die Panikreaktionen und das Wimmern der Protagonisten ein wenig von dem meist übertrieben robusten Agieren in vielen anderen Thrillern.

Aber die Hauptwirkung geht von der Geisterstadt und ihren leeren Räumen aus. In dem leicht entsättigten, bläulichen Farbton sehen die Touristen dort schon am Anfang verloren aus. Die von Gras überwucherten Asphaltwege, die Glastüren der Treppenhäuser, die zahllosen Betongänge symbolisieren eine Tristesse, die sich schwer aufs Gemüt legt. Das Wissen um die reale Katastrophe lastet auf den Bildern, lässt sie an Urängste rühren, Geheimnisse erspüren, von denen man sich fernhalten muss.

Chernobyl Diaries

„Take picture!“, fordert Reiseleiter Uri (Dimitri Diatchenko) mit seinem slawischen Akzent die Touristen auf. Sie stehen auf dem Balkon einer Wohnung in der verlassenen Stadt Pripyat und schauen auf den nahen Reaktor von Tschernobyl, der am 26. April 1986 explodierte. Von den Wänden des Zimmers hängt die Blümchentapete und es stehen noch einzelne Möbel und Spielsachen herum.
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Meinungen

Jmacfan · 30.08.2012

Ähm Bei Produktionsjahr habe ich auf diversen anderen Seiten gelesen Ende 2011- 2012!!!
Da ich keine Freundin von Horrorfilmen bin ich habe den Film nur wegen Chris (Jesse McCartney) geschaut)

czgvbhjkm · 10.08.2012

ich fand den film eher durchschnittlich ... aber ich habe bis zum ende nicht wirklich verstanden warum die Touristen angegriffen wurden.

Ich · 05.08.2012

Das dumme an der Geschichte ist das die Blöcke 1-3 in Tschernobyl noch laufen. Dort arbeiten hunderte Menschen und die Polizei patroulliert in der Stadt um die ausfuhr von verstrahltem Material zu verhindern. Das Amerikaner nie Interesse an Authentizität haben können.

fk · 03.07.2012

der film war ok. an einigen stellen aber fies . würde ihn aber nicht noch mal gucken.

hi · 02.07.2012

ich bin eher von dem film enttäuscht man hätte mehr mit diesem thema machen können ich hätte aber auch erwartet das die 6 dann später wieder zusammenkommen und alles

also ich kann den film nicht weiter empfehlen erist auch nicht für schwache nerven

th · 24.06.2012

film total dunkel. man sieht nicht wirklich was passiert.

RT · 21.06.2012

Wir haben uns den Film gerade angeschaut und sind leider ziemlich enttäuscht.
Der Trailer versprach mehr, aber der Film war im Gegensatz dazu echt öde.
Es ist so ein typischer Film, wo man ganz genau weiß, wann was passiert.
Außerdem ist er wie fast jeder andere Horrorfilm aufgebaut, (Spoiler):
alle werden nacheinander von irgendwelche übernatürlichen Kreaturen getötet.
Man sieht rein gar nichts, wie was passiert.
Schade.