Cheap Thrills

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Die Würde des Menschen

Was würde man für Geld tun? Das ist die Frage, die sich der Zuschauer fortwährend stellt. Würde man sich auf eine Schlägerei einlassen? Würde man die Luft knapp zwei Minuten anhalten? Würde man sich selbst verstümmeln? Und wenn ja, für welche Summen? Ab welcher Menge Geld ist man bereit, die eigene Würde zu opfern?
Craig (Pat Healy) hat seinen Job verloren und braucht dringend Geld, wenn er verhindern will, dass seine Familie auf die Straße gesetzt wird. In einer Bar trifft er seinen alten Kumpel Vince (Ethan Embry) wieder. Beide lernen den reichen Colin (David Koechner) und seine Frau Violet (Sara Paxton) kennen. Colin stachelt die zwei immer weiter an, Dinge zu tun, für die er ihnen Geld gibt. Erst sind es harmlose Dinge wie eine Frau an der Bar dazu zu bringen, eine Ohrfeige auszuteilen. Aber in Colins Haus nimmt das Spiel dann eine grimmige Wende. Craig und Vince konkurrieren umeinander – am Ende stehen 250.000 Dollar Gewinn. Doch um das Geld zu bekommen, müssen beide bereit sein, weit über ihre Grenzen zu gehen.

Cheap Thrills ist ein kleiner, fieser Schocker, der relativ unschuldig beginnt, dann aber die Situation immer mehr außer Kontrolle geraten lässt. Im Kern ist er eine Metapher, die heute aktueller denn je erscheint. Es geht um die Habenichtse und die Reichen und wie die einen vor den anderen einknicken. Geld regiert die Welt. Wer keines hat, ist gezwungen, nicht nur den eigenen Stolz herunterzuschlucken, sondern zu drastischeren Maßnahmen zu greifen. Das Ganze wäre unerträglich anzusehen, würde der Film nicht über grimmigen schwarzen Humor verfügen. Man kann entweder schockiert sein oder hysterisch lachen, eine Reaktion fordert Cheap Thrills auf jeden Fall heraus.

In zwölf Tagen gedreht, mit minimalem Budget und mit einem Regie-Debütanten am Steuer ist Cheap Thrills kleines, hochenergetisches Independentkino, das keine Gefangenen macht, sondern immer noch einen draufsetzt. Im Grunde ist es am besten, wenn man sich völlig unvorbereitet auf den Film einlässt, da seine zentrale Fragestellung dann umso unvermittelter trifft.

Fans von The Innkeepers wird es freuen, erneut Pat Healy und Sara Paxton in einem Film zu sehen, in Rollen, die so ganz anders sind als in Ti Wests Gruselfilm. Die dynamischste Rolle hat jedoch David Koechner abbekommen, dessen Figur die Versuchung in Person ist. Er ist da Geld – und der Mann mit der sadistischen Ader.

Neben dem Trailer verfügt die DVD auch über ein knapp 40-minütiges Making Of, das einerseits über die Produktion informiert, andererseits auch die Premiere in Los Angeles dokumentiert. Einer der Zuschauer war dabei Elijah Wood, der im Making Of erklärt, was ihm an dem Film gefallen hat.

Cheap Thrills bietet mehr als nur billigen Nervenkitzel, er ist ein oberflächlich makaberer, dabei jedoch hintersinniger Film, dessen Ende so konsequent wie überraschend ist. Er entlässt den Zuschauer mit einem Schlussbild, das nicht nur vom gigantischen Titel überstrahlt wird, sondern auch die Frage unausgesprochen stehen lässt, wie ein Mensch weiterleben soll, nachdem er in seinem solchen Spiel nicht nur die körperliche Unversehrtheit, sondern auch sein Seelenheil geopfert hat.

Cheap Thrills

Was würde man für Geld tun? Das ist die Frage, die sich der Zuschauer fortwährend stellt. Würde man sich auf eine Schlägerei einlassen? Würde man die Luft knapp zwei Minuten anhalten? Würde man sich selbst verstümmeln? Und wenn ja, für welche Summen? Ab welcher Menge Geld ist man bereit, die eigene Würde zu opfern?
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