Brautflug

Eine Filmkritik von Peter Gutting

Die Tücken einer „Fern-Verlobung“

Es war ein abenteuerlicher Flug: Am 8. Oktober 1953 startete eine Maschine der niederländischen Fluggesellschaft KLM nach Neuseeland. Sie wollte schneller sein als alle bisherigen und schaffte das auch. Für drei Frauen an Bord war die Reise noch in anderer Hinsicht bemerkenswert. Sie wurden in Neuseeland von Ehemännern in spe erwartet, die sie kaum kannten. Eine so genannte „Fernverlobung“ machte es möglich. Ob und wie sie ihr Glück machten, davon handelt einer der erfolgreichsten holländischen Filme der letzten Jahre.
Esther, Marjorie und Ada verlassen ihr Land nicht freiwillig. Sie müssen aus Not weg oder weil ihre Familie im Nazi-KZ umkam. Und sie suchen durchaus Unterschiedliches: Esther möchte Kinder, Marjorie eine Karriere als Modeschöpferin und Ada eine leidenschaftliche Liebe. Während des Flugs lernen die drei Frauen Frank kennen, einen lebenslustigen Charmeur, der in der Fremde sein Glück machen will. Der junge Holländer ist ein Mann, den die Frauen lieben. Und das macht die Dinge schon vor dem Landeanflug kompliziert.

In der neuen Heimat gehen zwar erst mal alle ihre unterschiedlichen Wege. Doch das Schicksal wird die vier Menschen in diesem episch angelegten Drama immer wieder zusammenführen. So erfahren wir über die persönlichen Freund- und Feindschaften hinaus etwas über das Leben der holländischen Auswanderer im Besonderen und das Fortgehen im Allgemeinen. Wie bei denen, die zu Hause bleiben, gehen eben nicht alle Wunschträume in Erfüllung. Und es kommt darauf an, das Beste aus dem zu machen, was man vorfindet.

Das ist natürlich ein Stoff für romantisches Gefühlskino. Brautflug setzt auf große Gesten, eindeutige Gefühle und zugespitzte Konflikte. Trotzdem umschifft Regisseur Ben Sombogaart über weite Strecken die Klippen der Sentimentalität. Der Film ist klug strukturiert. Er erzählt den größten Teil der zwischenmenschlichen Konflikte über Rückblenden, sodass die Wahrheit immer nur scheibchenweise ans Licht kommt. Und er gestaltet das Beziehungsgeflecht so komplex, dass jede Veränderung das Gleichgewicht erneut ins Wanken bringt und damit neue Verwicklungen heraufbeschwört. Nur die manchmal etwas süßliche Musik stört das Bemühen, ein breites Publikum zu fesseln, ohne in Schablonen abzurutschen.

Dass Brautflug nicht im Pathos abstürzt, sondern sich immer wieder zu neuer Leichtigkeit erhebt, ist auch das Verdienst von Drehbuchautorin Marieke van der Pol. Sie hat mit dem gleichnamigen Buch ihr Debüt als Romanautorin gegeben, aber zuvor schon einige Drehbücher geschrieben. Diese Erfahrung hat ihr wohl dabei geholfen, den Stoff schlank zu halten und sich auf eine filmgerechte Erzählstruktur zu konzentrieren.

Es ist nicht das gelobte Land und es sind nicht die idealen Ehemänner, die die Auswanderer erwarten. Aber es ist auch keine Geschichte des Scheiterns. Es ist eine Geschichte von Entscheidungen, die getroffen werden mussten, ohne dass man wissen konnte, ob sie richtig oder falsch waren. Und es ist eine Geschichte von der nach und nach wachsenden Gelassenheit, mit den Folgen dieser Entscheidungen zu leben. Auch wenn sie einem im Nachhinein so vorkommen, als hätte man etwas Entscheidendes verpasst.

Brautflug

Es war ein abenteuerlicher Flug: Am 8. Oktober 1953 startete eine Maschine der niederländischen Fluggesellschaft KLM nach Neuseeland. Sie wollte schneller sein als alle bisherigen und schaffte das auch. Für drei Frauen an Bord war die Reise noch in anderer Hinsicht bemerkenswert.
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Meinungen

Silvia c.t. · 19.03.2012

Ich finde das Buch Hammer und suche den Film in Deutsch.Den muss ich sehen

Iris Ebert · 11.04.2011

Diesen Film möcht ich unbedingt sehen, aber in deutsch.

David · 20.06.2018

Hallo Iris,

wie so oft fällt einem etwas so Schönes in die Hände, wie mir kürzlich der Roman. Ich bin enttäuscht, dass sich offenbar kein Synchronstudio ermächtigt sieht, diesen (vermutlich) herausragenden Film deutsch zu synchronisieren. Ja, es ist ein Ärgernis, bei all dem Dreck, der es aus dem Ausland synchronisiert in deutsche Kinos schafft.
Geben wir die Hoffnung nach 10 Jahren auf?
Liebe Grüße
David