Blob – Schrecken ohne Namen (2 Disc Limited Collector's Edition)

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Der Schleim aus dem Weltall

In den späten 1950er Jahren entwickelte sich ein Boom an futuristischen Invasionsfilmen, die regelmäßig auf den Leinwänden der Mitternachtsvorstellungen und Autokinos erstrahlten. Allein im Jahr 1958 fielen Die Augen des Satans (The Brain from Planet Arous), Attack of the 50 Feet Woman nebst weiteren Giganten, Das Grauen schleicht durch Tokio (The H-Man) oder Die Teufelswolke von Monteville (The Trollenberg Terror) über die amüsierwilligen Besucher her.
Doch zum Kultfilm entwickelte sich über Jahrzehnte hinweg die gallertartige Masse namens Blob, bei dem sich sowohl die Angst vor der „roten Gefahr“ als auch umgreifende Generationskonflikte widerspiegelten. Dank des späteren Ruhms von Hauptdarsteller Steve McQueen wurde der B-Picture-Klassiker mehrfach neu veröffentlicht. Den deutschen Untertitel Schrecken ohne Namen änderte man später in Angriff aus dem Weltall. Jetzt bekam der glibbrige Tod aus dem Orbit ein Mediabook spendiert, das größtenteils auf der Veröffentlichung der Criterion Collection basiert.

Der Beginn erinnert an zahlreiche ähnliche Gruselstreifen aus dieser Ära: Ein Meteoriteneinschlag stört das nächtliche Tete-à-tete zwischen Steve Andrews (McQueen) und seiner Angebeteten Judy Martin (Aneta Corseaut) im Wald von Pennsylvania. Nachdem ein alter Einsiedler (Olin Howland) die gelandete mysteriöse Kugel untersucht, wird er von einer Art lebendem Kondom angefallen und infiziert. Steve und Judy lesen den Verletzten auf und bringen ihn zu dem Arzt Dr. Hallen (Steven Chase). Doch da sich die inzwischen rot schimmernde Masse zunehmend vergrößert, sind bald weder der Oldtimer noch der Mediziner vor ihrem Appetit sicher. Als Steve die örtliche Polizei vor den Attacken warnen will, glauben die Ordnungshüter an einen Halbstarken-Streich. Derweil zieht der rapide anwachsende Blob seine verheerenden Bahnen durch die Ortschaft.

Bei Irvin S. Yeaworths zweiter Regiearbeit von nur insgesamt fünf Filmen (u.a. Mördersaurier, Der 4-D-Mann) handelt es sich gewiss nicht um eine heimliche Genreperle. Dazu fiel das Erzähltempo zu schwerfällig und die Inszenierung zu dialoglastig aus. Immer wieder diskutieren die Protagonisten, deren Darsteller dem Teenageralter lange entwachsen waren, ihre Autoritätsdifferenzen in ausführlichen, kaum geschliffenen Gesprächen aus. Erst gegen Ende spitzt sich die Spannung allmählich zu. Dazu gibt es zu wenig Monster fürs Eintrittsgeld.

Dass das restaurierte Bild auf DVD und Blu-ray nun visuell perfekt ausfällt und die Farben wieder in alter Schärfe leuchten, wie der Vergleich zum enthaltenen Vorspann von der deutschen Videokassette zeigt, machen sich technische Mängel und Schwächen umso deutlicher bemerkbar. Zugleich lässt sich erkennen, dass vieles im Studio gedreht wurde. Noch immer überzeugen können dagegen die Spezialeffekte um den aus Silikon hergestellten Blob, der per Stop-Motion-Verfahren animiert wurde. Dagegen wirkt der Schleim in der erst 1972 von Larry ‚JR’ Hagman gedrehten, billigen Fortsetzung „Beware! The Blob“ wie eine wuchernde Pizzapaste.

Ebenso kurios fiel der fröhliche Eingangssong aus der Feder von u.a. Burt Bacherach aus, der eher auf ein Surfermovie einzustimmen scheint. Legendär wurde das Film-im-Film-Finale mit der Blob-Attacke auf ein Mitternachtskino, in dem gerade das seltsame Schauerdrama Dementia (1955) läuft – hier angekündigt als „Daughter of Horror“. Solche amüsanten Momente sorgen dafür, dass der Blob in jede gute Sammlung an Monsterklassikern gehört, obwohl sich mancher Fan eher eine Blu-ray des derberen Columbia-Remakes gewünscht hätte. Eine weitere Neuadaption unter der Regie von Simon West ist für 2016 angekündigt.

Neben den beiden untertitelten Audiokommentaren, unter anderem mit dem 2004 verstorbenen Yeaworth sowie mit Produzent Jack Harris, findet man in der Capelight-Edition einen weiteren humorvollen Kommentar von Wicked Vision-Chefredakteur Daniel Perée und Ingo Strecker, der Allzweckwaffe des Gelsenkirchener Filmclubs „Buio Omega“. Die beiden US-Essays des Criterion-Booklets wurde durch einen deutschen Aufsatz samt farbiger Abbildungen ersetzt. Manche Infos, etwa über Steve McQueens Starallüren, bekommt man dadurch zwar mehrfach serviert, aber insgesamt lässt das Blob-Mediabook keine Wünsche offen.

Blob – Schrecken ohne Namen (2 Disc Limited Collector's Edition)

In den späten 1950er Jahren entwickelte sich ein Boom an futuristischen Invasionsfilmen, die regelmäßig auf den Leinwänden der Mitternachtsvorstellungen und Autokinos erstrahlten. Allein im Jahr 1958 fielen „Die Augen des Satans“ („The Brain from Planet Arous“), „Attack of the 50 Feet Woman“ nebst weiteren Giganten, „Das Grauen schleicht durch Tokio“ („The H-Man“) oder „Die Teufelswolke von Monteville“ („The Trollenberg Terror“) über die amüsierwilligen Besucher her.
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