Ben – Nichts ist, wie es scheint

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Wie Filme in Deutschland gemacht werden, das ist klar: Der junge Regisseur in spe geht auf eine Filmhochschule, lernt dort mehrere Jahre und macht mit Hilfe der jeweilig zuständigen Förderanstalt und mit Unterstützung der Fernsehsender seinen Debütfilm. Dass es auch ganz andere Karrieren gibt, zeigt die Entstehungsgeschichte eines Films, der in der Nähe von Landau in der Pfalz entstand und der am 10. März seinen Bundesstart hat: Ben – Nichts ist, wie es scheint.

Der erste deutliche Startschuss für das vielleicht ungewöhnlichste Filmprojekt Deutschlands war ein Auftritt in der Harald Schmidt Show am 6. Mai 2003. Dort berichtete der junge Pfälzer Winzer Tom Schaurer zum ersten Mal einem großen Publikum von seiner Idee, ganz aus eigenem Antrieb und ohne finanzielle Unterstützung der offiziellen Quellen einen ambitionierten Film auf die Beine zu stellen. Der „Godfather des Night Talk“, sonst mildem bis bissigem Spott nicht abgeneigt, zeigte sich an diesem Abend von seiner besten Seite und ließ den jungen Regisseur mehr als eine Viertelstunde von seinem Projekt erzählen. Rund ein Jahr später hatte Schaurer mit tatkräftiger Unterstützung des Schauspielers und Europäischen Filmpreisträgers Michael Marwitz ein Filmteam zusammengestellt und im Juli fiel die erste Klappe. Mit viel Engagement war Schaurer ein bemerkenswertes Line-up gelungen, Marwitz selbst spielt ebenso eine Rolle wie Julia Gibbins, und zum Amüsement der Boulevard-interessierten Zuschauer hat sogar Susan Stahnke einen Auftritt, die Filmmusik besorgte Helmut Zerlett.

Zur Geschichte: Der junge Ben (Thomas Schaurer) wird neben seiner leblosen Freundin (Christine Heimannsberg) aufgefunden, offensichtlich gab es zwischen den beiden einen Streit mit dramatischem Ausgang. Unter dringendem Tatverdacht wird Ben in eine psychiatrische Klinik gebracht, wo sich die Psychiaterin Dr. Katrin Kramer (Juliane Gibbins) um ihn kümmert und den Fall beurteilen soll. Doch Ben öffnet sich nur sehr zögernd, es scheint, als gäbe es in seiner Vergangenheit ein traumatisches Erlebnis, das sich nur sehr mühsam ans Licht holen lässt. Die Psychiaterin ist gepackt von dem Fall und beginnt mit eigenen Recherchen, die immer mehr Licht ins Dunkel bringen… Die Geschichte zu Ben – Nichts ist, wie es scheint basiert übrigens auf einem Theaterstück, das Thomas Schaurer bereits vor Jahren schrieb, um Erlebnisse und Berichte aus seinem eigenen Umfeld darzustellen. Mit seiner eigenen Theatertruppe führte er das stück lange Zeit erfolgreich auf, bis ihn eine Flut von Briefen und E-mails auf die Idee brachten, aus dem stück einen Film zu machen, eine Idee, an der er seitdem mit viel Herzblut und großen finanziellen Opfern gearbeitet hat. Eine Geschichte, die nun – so hofft Schaurer zu einem guten Ende kommt. Und weil er schon mal dabei war, und den Film selbst schrieb, drehte, finanzierte, produzierte und vermarktete, hat er nebenbei auch noch einen Verleih gegründet, um wirklich die absolute Kontrolle über sein ambitioniertes Werk zu haben – eine Besessenheit, die man sich von mehr Filmemachern wünschen würde. Unter anderem kam der Film auch deswegen zustande, weil Schaurer ein innovatives Beteiligungsmodell entwickelte, bei dem die Investoren gegen eine Mindesteinlage von € 2.500 am finanziellen Erfolg des Films beteiligt werden. Eine Investition ohne Risiko, denn sollte der Film nicht den Break Even erreichen, wird eine Hälfte der Investition auf jeden Fall in bar ausbezahlt, die zweite Hälfte des Investments erfolgt in Form von Wein aus dem hauseigenen Weingut Schaurer.

Natürlich hat der Film einige Fehler und will gelegentlich die Botschaft, die als Motor hinter dem Mammutprojekt steht, zu ambitioniert an den Zuschauer bringen. Und bei einigen Szenen merkt der filmerprobte Kenner genau, welche Einstellung eigentlich geplant gewesen war – so etwa bei einer der Tanzszene, als die Kamera sich andeutet, das tanzende Paar zu umkreisen. Doch das Budget war knapp, und so musste manches filmische Schmankerl dem Druck des Geldbeutels weichen. Auch sei dahingestellt, ob die Entscheidung, dass Tom Schaurer sich selbst als Hauptdarsteller besetzte, eine glückliche Wahl war. Denn gleichzeitig als Neuling Regie zu führen und den Protagonisten zu geben, ist eine wahrhaft titanische Aufgabe, an der mancher Große des Filmgeschäftes bereits gescheitert ist.

Trotz alledem ist Ben – Nichts ist, wie es scheint in beachtenswerter Film, der viel über das zwar ausführlich dargestellte, aber immer noch tabuisierte Reizthema Kindesmissbrauch in der Gesellschaft zu berichten weiß. Denn dort wo die Pseudo-Betroffenheit der Medien aufhört – spätestens dann, wenn der nächste Skandal publik wird – dort setzt Ben erst an und zeigt exemplarisch die Folgen, unter denen die Opfer und ihre Angehörigen noch lange zu leiden haben.

Am 8.3.2005 findet im Atlantis Kino in Mannheim die Vorpremiere zu dem Film statt, anwesend sind unter anderem Thomas Schaurer, Michael Marwitz und der Schauspieler Götz Valter. Weitere Sonderveranstaltungen zum Film können auf der Homepage des Films eingesehen werden.

Ben – Nichts ist, wie es scheint

Wie Filme in Deutschland gemacht werden, das ist klar: Der junge Regisseur in spe geht auf eine Filmhochschule, lernt dort mehrere Jahre und macht mit Hilfe der jeweilig zuständigen Förderanstalt und mit Unterstützung der Fernsehsender seinen Debütfilm.

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Meinungen

Hanns · 24.12.2022

Sehr gut gemacht

Harald · 02.06.2009

Ich habe den Film gesehen und muß ehrlich sagen, daß es einer der schlechtesten Filme ist die ich jemals gesehen habe.
Die schauspielerische Leistung aller, besonders aber Thomas Schaurers sind unterster Level.
Mehr kann man dazu nicht sagen, nur daß es trotz meiner schlechten Bewertung wirklich Mut dazu gehört.
Trotzdem sollte man sich vielleicht nicht überschätzen.

Dirk · 15.10.2006

Ich finde es großartig das man so eine gigantische Aufgabe auf sich nimmt und das er sich der Herausforderung gestellt hat ein solches Tabuthema in Deutschland in die Kinos zu bringen.
Der Film ist auf gar keinen Fall ein normaler Film und sollte auch nicht als solcher gesehen werden.
und zu "Gast vom 19.04.05"
Ich finde bei einem solchen Film kann man über kleine Fehler hinwegsehen und ich würde mir nie anmaßen das der Film deletantisch ist.
MfG Dirk

· 19.04.2005

Sorry, aber trotz allem Engagement und Einsatz: Dilettantismus bleibt trotzdem Dilettantismus. Da nutzen auch die besten Absichten nichts...

Denise · 01.04.2005

ich hab leider nur die vorschau gesehen, doch davon bekomme ich schon gänsehaut, leider kann ich mir den film nicht ansehen, weil der nirgendswo in unserer nähe läuft, ich würde diesen film so gerne mal sehen.

ulrike · 30.03.2005

Hallo!
ich ziehe meinen Hut vor so viel Engagement und finde den Film sehenswert... sehenswert, weil dieser Einsatz Würdigung zu erfahren hat, weil das Thema endlich entabuisiert gehört, weil Landau einfach eine schöne Stadt ist (erst recht im Kino), weil ich so meinen Hausarzt mal wieder gesehen habe (selten in seiner Praxis) und weil "mer halt do hie muss". Aber im Ernst, im Anschluß an den Film kam es zu einem sehr bewegenden und tiefen Gespräch über die Thematik. Und dafür bin ich dankbar!

Georg · 11.03.2005

Sehr intensiver Film,--aber nicht ab 12 geeignet.
Absolut sehenswert! Trotz einiger Längen.