Baywatch (2017)

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Regressive Langweile in Malibu

Im Kino findet seit einiger Zeit ein Serien-Revival der 1980er und 1990er Jahre statt: Nach 21 Jump Street und den Power Rangers fand auch der David-Hasselhoff-Klassiker Baywatch eine Neuauflage auf der großen Leinwand. Das erscheint als fast konsequente Fortsetzung dieses Marketingkonzepts: Baywatch ist die erfolgreichste US-Fernsehserie des 20. Jahrhunderts, wurde in 144 Ländern ausgestrahlt und von Millionen Menschen gesehen. Noch dazu hat sie sich durch die Mischung aus Badeanzug-Erotik, Krimi und Trash fast schon Kult-Charakter erarbeitet. Deshalb lag die Rechnung nahe, dass sich die Fans von damals ins Kino begeben, um sich in Retro-Nostalgie zu versichern, dass man sich selbst ja nicht so ernst nimmt. Und gleichzeitig könnten Zuschauer, die ohne Baywatch aufgewachsen sind, durch die Besetzung von Zac Efron und Dwayne „The Rock“ Johnson angezogen werden. Zumal ja die Mischung aus Fernsehserie, selbstreferentiellen Gags und prominenter Besetzung bei 21 Jump Street erfolgreich war. Also sorgt nun in Baywatch anstelle von Mitch Buchannon, gespielt von David Hasselhoff, Mitch Buchannon, gespielt von Dwayne Johnson, für Ordnung am Strand von Malibu und bekommt es mit dem aufsässigen Ex-Schwimmstar-und-Skandal-Olympiasieger Matt Brody (Zac Efron) und Drogenhandel zu tun.

Einen Matt Brody gab es in der Serie natürlich auch, daher ist diese Namensgleichheit gleich als erste scherzhafte Referenz gemeint und man trifft abermals auf CJ Parker (statt Pamela Anderson nun Kelly Rohrbach), Stephanie Holden (statt Alexandra Paul nun Ilfenesh Hadera), Summer Quinn (statt Nicole Eggert nun Alexandra Daddario) und so weiter. Diese Figuren entsprechen auch in Temperament und Eigenschaften ihren Serienvorbildern, dennoch versteht sich Baywatch nicht als Neustart, denn die Serienfiguren sind als Vorbilder, Mentoren und teilweise in unlustigen Cameo-Auftritten präsent. Diese direkte Nähe ist sehr selten denn tatsächlich einigermaßen lustig: Mitch wird nahezu kultisch am Strand von Malibu verehrt und der Johnson-Mitch ist noch salbungsvoller, muskulöser und gutherziger als der Hasselhoff-Mitch. Auch läuft CJ abermals in Zeitlupe am Strand – und es wird entsprechend im Dialog kommentiert. Dazu gesellen sich aber auch Szenen, in denen das Baywatch-Team beim Mittagessen den neuen Rekruten aufzählt, welche Fälle es gelöst hat und es von Brody damit kommentiert wird, dass das nach einer unterhaltsamen, aber ziemlich weit hergeholten TV-Serie klänge. Hier wird die Selbstreferenz dann zu einer lästigen Pflicht, die absolviert werden muss.

Aber ohnehin entpuppt sich das Drehbuch als erste große Schwäche von Baywatch. Abgesehen von den Referenzen besteht es aus zwei langweiligen Konflikten. Zum einen Mitch vs. Matt, die die für ein Buddy-Movie üblichen Schwierigkeiten überwinden müssen, wobei niemals außer Frage steht, dass Mitch in allem recht hat. Und zum anderen die Bedrohung durch einen Drogenkartellableger, der alle Grundstücke am Strand aufkaufen will. Diese Story hätte kaum für eine Serienfolge gereicht, für einen Film ist sie indes viel zu dünn, zu vorhersehbar und noch dazu so schematisch abgehandelt, dass auch wirklich keine Überraschung stattfindet.

Aber nun ist die Serie Baywatch ja auch nicht unbedingt wegen ihrer differenzierten Handlung beliebt gewesen, sondern wegen der körperlichen Attraktivität der Darsteller_innen. Erika Eleniak, Pamela Anderson und später Carmen Electra sorgten in stets recht knappen Badeanzügen für Erotik im Nachmittagsfernsehen – und hier weiß der Film nun gar nicht, wie er damit umgehen soll. Immerhin scheint es ein Bewusstsein für Sexismus zu geben, jedoch gehen die Macher damit um, indem sie ihn adressieren, ihm dann aber doch auf der Leinwand frönen, weil er nicht auf die Betonung der optischen Vorzüge der Darstellerinnen verzichten will. Jedoch wird Sexismus nicht weniger sexistisch, wenn Frauenfiguren (von Charakteren kann man hier wahrlich nicht sprechen) auf der Leinwand darüber lachen, zumal diesen Witzen jegliches subversives oder selbstbewusstes Moment fehlt. Hinzu kommt dafür durch das ständige Messen von Dwayne Johnson und Zac Efron noch etwas Homophobie, damit Witze darüber gemacht werden, dass ein Mann den Penis eines anderen berührt hat – oder besonders „weiche“ Namen erhält. Und dass der dickliche neue Rekrut die Zielscheibe für die meisten Witze (inklusive eines Penis-Gags, der schon vor Verrückt nach Mary nicht lustig gewesen wäre) ist, überrascht dann auch wenig. Deshalb gelingt es Baywatch, wirklich auch die niedrigsten Ansprüche zu unterbieten, und ist noch nicht einmal das erhoffte Trash-Unterhaltungsspektakel, sondern ein rückschrittlicher und gähnend langweiliger Film.
 

Baywatch (2017)

Im Kino findet gerade ein Serien-Revival der 1980er und 1990er Jahre statt: Nach „21 Jump Street“ und den „Power Rangers“ findet nun auch der David-Hasselhoff-Klassiker „Baywatch“ eine Neuauflage auf der großen Leinwand. Das erscheint als fast konsequente Fortsetzung dieses Marketingkonzepts: „Baywatch“ ist die erfolgreichste US-Fernsehserie des 20. Jahrhunderts, wurde in 144 Ländern ausgestrahlt und von Millionen Menschen gesehen.

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