Bad Moms 2 (2017)

Eine Filmkritik von Falk Straub

(Über-)Mütter im Weihnachtsstress

Die ungezogenen Mütter sind zurück! Unter der Regie der Hangover-Macher Jon Lucas und Scott Moore dürfen Mila Kunis, Kristen Bell und Kathryn Hahn ein weiteres Mal die Sau rauslassen und bekommen ordentlich Unterstützung von ihren eigenen Moms. In diesem derben Spaß spielen die Männer erneut keine Rolle.

Amy Mitchell (Mila Kunis) ist gestresst. War sie im ersten Teil dem ewigen Hamsterrad aus Beruf und Haushalt gerade erfolgreich entstiegen, hält der ganz normale Wahnsinn sie nun wieder fest im Griff. Weihnachten steht vor der Tür, Geschenke müssen gekauft, Plätzchen gebacken, Schulaufführungen ihrer Kinder besucht und die Dekoration angebracht werden. Warum Amy nicht den verständnisvollen, hilfsbereiten und stets blendend aussehenden Witwer Jessie (Jay Hernandez) um Unterstützung bittet, den sie gegen ihren nichtsnutzigen Ehemann getauscht hat, ist wohl der Dramaturgie geschuldet. In diesem Fall wäre der Film bereits zu Ende, bevor er richtig angefangen hat. Da Amy aber eine Perfektionistin ist, will sie erst alles selbst und schließlich überhaupt nichts mehr machen. Mit ihren nicht minder ausgelaugten Freundinnen Kiki (Kristen Bell) und Carla (Kathryn Hahn) beschließt sie über ein paar Bier im Einkaufszentrum, das Fest der Liebe in diesem Jahr nach ihren Regeln über die Bühne gehen zu lassen. Ihr lässiges Krippenspiel beginnt mit einem anzüglichen Fotoshooting auf dem Schoß des Weihnachtsmanns und dem Klau eines Christbaums aus einem Geschäft für Damenschuhe.

Jon Lucas und Scott Moore sind wahrlich keine filmischen Feingeister. Erfolgsgarant ihrer Hangover-Reihe sind derbe Späße unterhalb der Gürtellinie. Frauen kommen darin nur am Rande, als eindimensionale Frust- und Lustobjekte vor. (Die männlichen Protagonisten sind freilich nicht viel plastischer.) Umso erfreulicher, dass die Regisseure den Spieß im vergangenen Herbst einfach umdrehten. Auch Bad Moms ist derb, voller Klischees und wenig überzeugender Figuren. Hier durften Mila Kunis & Co. sich aber einmal so richtig austoben und die Männer an ihrer Seite zu infantilen bis grenzdebilen Lust- und Frustobjekten degradieren. Dass ein paar Drinks am Morgen und nicht geschmierte Pausenbrote bereits ausreichten, um aus der Rolle zu fallen, sagt viel über unser verqueres Mutterbild aus. Vor der ganz großen Rebellion kniffen Lucas und Moore dann letztlich doch. Am Ende stellten ihre wütenden Mütter die verletzte Ordnung selbst wieder her, allerdings eine mit neuen Freiheiten und strikteren Regeln für ihre faulen Mannsbilder.

Bad Moms 2 ist nun dasselbe in Grün. Statt dem alltäglichen widersetzen sich die Mütter dem vorweihnachtlichen Stress; vornehmlich mit ein paar Promille im Blut in Zeitlupe zu Pop- und Rocksongs. Um der Geschichte zumindest ansatzweise einen neuen Dreh zu geben, fallen der Protagonistinnen Mütter unangekündigt ein und nehmen Haushalt und Familie in Beschlag. Während Ruth (Christine Baranski) über Amys Kopf hinweg ein bombastisches Fest mit Hunderten Gästen organisiert und Sandy (Cheryl Hines) nach dem Tod ihres Manns eine ungesunde Nähe zu ihrer Tochter Kiki sucht, ist Carlas Mom Isis (Susan Sarandon) schlicht pleite. Konfrontationen bleiben da nicht lange aus – und die Filmemacher verschieben ihren Fokus von der gesellschaftlichen Erwartung an ein properes Weihnachtsfest auf familiäre Probleme.

Die drei neuen Charaktere bieten jede Menge Chancen, bergen aber auch Probleme. Um ausreichend Reibungsfläche mit ihren Filmtöchtern zu erzeugen, sind deren Mütter noch eindimensionaler angelegt. Doch nur Christine Baranski spielt das wirklich überzeugend. Ihre in den Fernsehserien Cybill und The Big Bang Theory perfektionierte, kühl distanzierte, rechthaberische und emotional manipulative Übermutter beherrscht Baranski längst aus dem Effeff. Cheryl Hines gibt die einengende Übergriffige stets etwas zu bemüht, und Susan Sarandon bleibt als Berufsjugendliche mit selbst ernanntem „Rock’n’Roll-Lifestyle“ ziemlich blass. Ihr Aufeinandertreffen ist wie schon im ersten Teil mal herrlich überdreht, nicht immer geschmackssicher, vor allem aber zäh.

Der Schwung des Vorgängers läuft sich in Bad Moms 2 in zu vielen Einzelepisoden tot, die gegen Ende die Komik vor lauter weihnachtlicher Rührseligkeit vergessen. Im Vorgänger lachte das Publikum noch mit den gestressten Müttern über die unrealistisch hohen Ansprüche an sie. Der Nachfolger zeigt jetzt, wo diese Ansprüche abseits der Gesellschaft sonst noch herkommen. Und die Antwort darauf ist überhaupt nicht komisch. Immerhin bekommen die Männer wieder ordentlich ihr Fett weg: Peter Gallagher als Ruths willenloser Hausklave und Justin Hartley als hirnloser Stripper mit Herz. Im Verbund mit der abermals großartig aufspielenden Kathryn Hahn hat Letzterer die gelungensten Szenen in dieser doch ziemlich zahmen Fortsetzung. Zum Fest der Liebe hätte es gern etwas deftigere Komödienkost sein dürfen.
 

Bad Moms 2 (2017)

Die ungezogenen Mütter sind zurück! Unter der Regie der Hangover-Macher Jon Lucas und Scott Moore dürfen Mila Kunis, Kristen Bell und Kathryn Hahn ein weiteres Mal die Sau rauslassen und bekommen ordentlich Unterstützung von ihren eigenen Moms. In diesem derben Spaß spielen die Männer erneut keine Rolle.

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