Back in the Game

Eine Filmkritik von Sonja Hartl

Das letzte Spiel

Ursprünglich galt Gran Torino als der letzte Auftritt des Schauspielers Clint Eastwood. Doch für das Regiedebüt seines langjährigen Co-Produzenten Robert Lorenz kehrt er nun vor die Kamera zurück und spielt das erste Mal seit Wolfgang Petersens In the Line of Fire (1993) in einem Film mit, in dem er nicht selbst Regie führt. Dabei schließt er fast nahtlos an seine damalige Rolle als grantiger alter Mann Walt Kowalski an.
In Back in the Game spielt Clint Eastwood den Baseball-Talentsucher Gus Lobel, der seit Jahrzehnten für die Atlanta Braves durch das Land reist und nach hoffnungsvollen Baseballspielern Ausschau hält. Nach Aussage seines Chefs und Freundes Pete Klein (John Goodman) ist er nicht einfach irgendein Talentsucher, sondern einer der Besten in diesem Geschäft, der ein Talent aus einem Flugzeug heraus erkennen würde. Aber Gus wird langsam alt und droht, seine Sehkraft zu verlieren. Mit Neuerungen hält er schon lange nicht mehr Schritt, daher hat der Manager Phillip Sanderson (Matthew Lillard), der sich im Gegensatz zu Gus allein auf Statistiken verlässt, ein Auge auf seinen Posten geworfen. Gus erhält eine letzte Bewährungsprobe: Die Atlanta Braves müssen herausfinden, ob sie bei den anstehenden Drafts ihren ersten Pick für den talentierten Schlagmann Bo Gentry (Joe Massingill) verwenden sollen. Die Zahlen sprechen dafür – und Gus soll ihn vor Ort unter die Lupe nehmen. Als Unterstützung bittet Pete Gus‘ Tochter Micky (Amy Adams), ihn auf der Reise zu begleiten – gegen den Willen ihres Vaters. Die ehrgeizige Anwältin sieht darin ihre vielleicht letzte Gelegenheit, die Beziehung zu ihrem Vater zu verbessern, der sie alleine großgezogen hat, seit ihre Mutter starb. Und so reist sie zu ihm nach North Carolina und lässt sich nicht vertreiben.

Gerade im Vergleich zu dem Anfang des Jahres gelaufenen Moneyball – Die Kunst zu gewinnen wird deutlich, dass Back in the Game ebenso altmodisch ist wie der Protagonist: Jegliches Risiko in Inszenierung und Handlung wird vermieden, stattdessen wird Baseball in bester Field of Dreams-Tradition zum Sinnbild des Lebens und Lieferant zahlreicher Metaphern. Die Chance über den Sport und seine Veränderung aus der Sicht eines Bewahrers zu erzählen, für den das Internet noch „Interweb“ ist, interessiert die Filmemacher und das Drehbuch des Debütanten Randy Brown nicht. Auch sind sämtliche Baseball-Szenen voller Klischees und Unglaubwürdigkeit. Hier dient Baseball dazu, dass sich Gus und Mickey von Spiel zu Spiel langsam annähern und dabei Mickeys Fassade der knallharten Anwältin langsam aufweicht. Schließlich gibt es mit dem charmanten Johnny Flanagan (Justin Timberlake) noch einen potentiellen Liebhaber für Mickey. Ambivalente Figuren sucht man vergebens: das angehende Baseball-Talent ist ebenso unsympathisch wie Philipp Sanderson, die beide den Erfolg daher auch nicht verdienen. Mickey und ihr Vater sind auf der Seite der Guten, deshalb wird sogar ihre Entzweiung an späterer Stelle durch eine dramatische und unnötige Geschichte aus der Vergangenheit küchenpsychologisch erklärt. Hier hätte es dem Film gut getan, dass Erzähltempo ein wenig anzuziehen – denn im Gegensatz zu Eastwoods eigenen Filmen, in denen er oftmals die düsteren Seiten seiner Geschichte beleuchtet, ist Robert Lorenz‘ Film ein glatt poliertes Drama.

Dass Back in the Game trotz deutlicher Längen und vorhersehbarer Geschichte unterhält, liegt in erster Linie an den Darstellern. Clint Eastwood und Amy Adams fügen sich als Vater-Tochter-Gespann gut zusammen, da Amy Adams der grantigen Bärbeißigkeit des Schauspielhaudegens eine Selbstverständlichkeit entgegensetzt, die ihrer klischeebehafteten Rolle Humor, Glaubhaftigkeit und Intensität verleihen. Wenn er ihr während eines Spiels die Anweisung gibt, zu einem Schlagmal zu gehen und dort Zeiten zu messen, reagiert sie auf jeden seiner Hinweise mit einem lakonischen „ich weiß“. Clint Eastwood ist jedes seiner 82 Jahre anzusehen, so dass manche Szenen fast einen realistischen Subtext bekommen. Man glaubt ihm seine kleinen Selbstlügen und -verleugnungen. Hinzu kommen Justin Timberlake, der seine Rolle gut spielt und zumindest in seinen Dialogen sogar ein wenig Tempo in den Film bringt – und John Goodmann, der wie zuletzt in Argo beweist, dass er einem Film sehr gut tun kann.

Back in the Game ist kein spektakulärer Film oder ein packender Sportfilm, sondern vielmehr ein konventionelles Drama über eine Vater-Tochter-Beziehung. Schwierigkeiten mit einem Curve-Ball – wie der Originaltitel des Films behauptet – bekommt Regisseur Robert Lorenz nicht. Er geht dieses Risiko noch nicht einmal ein, sondern bevorzugt einen sicheren Wurf. Deshalb ist Back in the Game ein grundsolider Film – vom perfekten Spiel aber weit entfernt.

Back in the Game

Ursprünglich galt „Gran Torino“ als der letzte Auftritt des Schauspielers Clint Eastwood. Doch für das Regiedebüt seines langjährigen Co-Produzenten Robert Lorenz kehrt er nun vor die Kamera zurück und spielt das erste Mal seit Wolfgang Petersens „In the Line of Fire“ (1993) in einem Film mit, in dem er nicht selbst Regie führt.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen