Autumn Blood

Eine Filmkritik von Gregor Ries

Der Wilde Westen in Ischgl

Mit Autumn Blood legt Musikvideo- und Werbespotregisseur Markus Blunder sein Regiedebüt vor, das sich in eine Welle an Alpenwestern wie Das finstere Tal einreiht. Sein bildgewaltiges Debüt weist Motive aus Heimatfilm, griechischer Tragödie und Survival-Thriller auf, verbunden mit einem vertrauten Figurenarsenal aus der bedrohten blonden Maid, dem unangreifbaren Dorfpatriarchen und seiner rücksichtslosen Familie. Für Irritationen sorgt der Umstand, dass aufgrund der internationalen Besetzung rund um den viel beschäftigten Peter Stormare und der australischen Jungdarstellerin Sophie Lowe in Englisch gedreht wurde. Aber ohnehin beschränkte Blunder die Dialoge auf ein Minimum, was zu den Pluspunkten des als pures Genrekino angelegten Projekts mit klarer Rollenverteilung gehört.
Zu einer Bluttat kommt es schon im Prolog, als die 16-jährige Maria (Lowe) und ihr kleiner Bruder Peter (Maximilian Hamisch), die auf einem abgelegenen Hof in den Tiroler Bergen leben, mit ansehen müssen, wie ihr Vater bei einem Streit mit dem Bürgermeister (Stormare) ums Leben kommt. Ohnehin hält sich das schießwütige Dorfoberhaupt, das ungeschoren davon kam, kaum an Gesetze. Seit dieser Zeit spricht Peter kein Wort mehr. Später stirbt auch noch die kranke Mutter der Kinder. Daraufhin wird Maria von den Männern des Dorfs, besonders vom Sohn des Bürgermeisters (Samuel Vauramo), als Freiwild angesehen, der sie mehrfach überfällt und vergewaltigt. Als eine Sozialarbeiterin auftaucht, beschließen die Männer, ihr Opfer endgültig zum Schweigen zu bringen.

Da es sich bei Autumn Blood fast um einen Stummfilm handelt, bleiben manche Zusammenhänge eher im Diffusen stecken. Allerdings wird der tödliche Disput des Beginns im Finale mit einer nachdrücklichen Sequenz aufgelöst. Stärkeren Wert legt Regisseur Blunder auf verhängnisvolle Blicke, unheilschwangere Andeutungen und lange Kamerafahrten, welche die Tiroler Bergwelt in der Totale durchmessen – gedreht wurde unter anderem in Ischgl und dem Ötztal. Die getragene Inszenierung baut ihre Spannung erst langsam auf, was sich letztlich in einer langen Menschenjagd entlädt. Stets wirken die beeindruckenden Bergimpressionen als Kontrast zu den Untaten der Dorfbewohner, die beim gemeinsamen sonntäglichen Gottesdienst einen scheinheiligen Deckmantel über ihre Verbrechen legen.

Doch nach dem dichten Einstieg häufen sich in der zweiten Hälfte Wiederholungen und irrationale Handlungen. So erscheint es rätselhaft, dass die Kinder bei ihrer Flucht vor den heranrückenden Gewalttätern ihr Gewehr zurücklassen. Selbst wenn sie es nicht einzusetzen wagen, spielen sie ihren Gegnern damit nur eine weitere Waffe in die Hände. Unmotiviert darf sich Sophie Lowe, überzeugend als verletzliche Kindfrau besetzt, nicht nur beim Baden im Alpensee ihrer Kleider entledigen. Trotz mancher Schwächen erscheint es dennoch erfreulich, dass die österreichisch-amerikanische Co-Produktion parallel zum DVD-Start bei Donau Film vereinzelt die deutschen Kinos erreicht. Denn erst auf der Leinwand entfalten die majestätischen Bilder ihre volle Wirkung.

Autumn Blood

Mit „Autumn Blood“ legt Musikvideo- und Werbespotregisseur Markus Blunder sein Regiedebüt vor, das sich in eine Welle an Alpenwestern wie „Das finstere Tal“ einreiht. Sein bildgewaltiges Debüt weist Motive aus Heimatfilm, griechischer Tragödie und Survival-Thriller auf, verbunden mit einem vertrauten Figurenarsenal aus der bedrohten blonden Maid, dem unangreifbaren Dorfpatriarchen und seiner rücksichtslosen Familie.
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