Agent Hamilton 2

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Diesmal ist es persönlich

Wofür James Bond eine ziemlich lange Zeit brauchte, geschieht bei Agent Hamilton innerhalb von zwei Filmen: Die Geschichte wird persönlich. Im zweiten Abenteuer des von Jan Guillou erfundenen Romanhelden erlebt man einen entfesselten Hamilton, der abseits der üblichen Dienstwege agiert. Das funktioniert. Bedingt zumindest, aber es gibt auch Fallstricke, die der erste Film zu vermeiden wusste.
Die Patentochter von Carl Hamilton (Mikael Persbrandt) wird entführt, da ihre Mutter, eine hochrangige Polizistin, im Fernsehen islamkritische Töne anschlug. Eine Spezialeinheit bringt das Kind darum nach Saudi-Arabien, wo Abdul Rahman es für Propagandazwecke einsetzen will. Hamilton ermittelt auf eigene Faust, da ehemalige SAS-Mitglieder in die Entführung verstrickt sind und der befreundete amerikanische Geheimdienst Fehlinformationen weiterleitet. Mit einem kleinen Team will Hamilton das Kind selbst befreien.

Persbrandt spielt diesmal noch stoischer als zuvor, dabei hätte seine Figur hier weit mehr Grund, auch mal Emotionen durchzulassen. Immerhin nutzt der Film gar die Geschichte, um quasi nebenbei zu etablieren, dass Hamiltons Familie vor Jahren von der Mafia ermordet wurde. Für die Haupthandlung wäre das irrelevant, aber dieses Schicksal soll seine Entschlossenheit, die Patentochter zu finden, wohl noch verstärken. Dumm nur, dass es aufgesetzt wirkt.

Die Geschichte, die sich grob an eine Romanvorlage hält, leidet darunter, dass ein paar Klischees zu viel bemüht werden. Damit nicht genug, ergeht sich Agent Hamilton 2 in Anti-Amerikanismus, wie man ihn in westlichen Filmen nur höchst selten zu sehen bekommt. Dies kann man als Überbleibsel des Romans ansehen, einen faden, weil einseitigen Beigeschmack hat das Ganze aber dennoch. Dabei bietet sich gerade Agent Hamilton an, einen differenzierten Blick auf die Machenschaften der Geheimen zu werfen. Dies war auch eine der Stärken der ersten Verfilmung, die mehr noch als hier aufzeigt, dass es ein Geschäft des Misstrauens und der Paranoia ist, dass beides aber auch in fast jedem Fall gerechtfertigt ist.

Der Film basiert auf dem bislang letzten (und noch nicht ins Deutsche übersetzten) Roman aus dem Jahr 2008. Die Geschichte an sich ist als Vorlage für einen Film durchaus okay, die Umsetzung kommt jedoch arg simpel daher. Man fühlt sich in der Beziehung an Ein Quantum Trost erinnert – eine Geschichte ohne Fleisch auf den Knochen, die das durch Action zu kaschieren versucht. Alles, was Hamilton hier leisten muss, gelingt ihm zu leicht. Er findet sofort die Spuren, die er benötigt, um an die Männer heranzukommen, die die Entführung durchführten. Eine Erklärung, wie ihm dieses Wunderwerk möglich ist, bleibt der Film schuldig. Auch die Befreiungsaktion selbst ist viel zu einfach ausgefallen, und das umso mehr, da zuvor noch die Schwierigkeiten in allen Einzelheiten ausgeführt wurden. Die Tat selbst ist dann jedoch flott erledigt, das Ende könnte man als überraschend bezeichnen – hauptsächlich, weil es dank mangelnden Konflikts arm an Dramatik ist und erstaunlich schnell kommt. Bei nur 90 Minuten Laufzeit wäre noch Luft nach oben gewesen, um der Geschichte ein paar Ecken und Kanten zu verpassen. Abschließend gilt: Oberflächlich unterhaltsam, aber sehr viel schwächer als der Vorgänger.


Agent Hamilton 2

Wofür James Bond eine ziemlich lange Zeit brauchte, geschieht bei Agent Hamilton innerhalb von zwei Filmen: Die Geschichte wird persönlich. Im zweiten Abenteuer des von Jan Guillou erfundenen Romanhelden erlebt man einen entfesselten Hamilton, der abseits der üblichen Dienstwege agiert. Das funktioniert. Bedingt zumindest, aber es gibt auch Fallstricke, die der erste Film zu vermeiden wusste.
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