Adam & Steve

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Liebe auf den zweiten Blick

Dass aus der ersten Begegnung zwischen Adam (Craig Chester) und Steve (Malcolm Gets) eine wahre Liebesgeschichte werden würde, ahnt keiner der beiden, und der Zuschauer erst recht nicht. Denn die Liebesnacht ist so ziemlich das mit Abstand Peinlichste, was beiden je widerfahren ist. Und so wünschen sie sich nichts sehnlicher, als dem jeweils Anderen nie wieder zu begegnen. Doch es gibt Wünsche im Leben, die erfüllen sich – Gott sei’s gedankt – nicht, und so ist das auch in diesem Fall. 17 Jahre nach dem verunglückten ersten One-Night-Stand begegnen sich die beiden Turteltäubchen abermals und entflammen sofort wieder füreinander – kein Wunder, wenn man bedenkt, dass sie die schlimmsten modischen Peinlichkeiten der Achtziger hinter sich gelassen haben und zwischenzeitig zu durchaus ansehnlichen Mannsbildern geworden sind. Und zum großen Glück erkennen sich die beiden auch nicht wieder. Solchermaßen unbelastet entwickelt sich die aufkeimende Liebe zwischen Adam und Steve bestens, doch das Damoklesschwert des Wiedererkennens schwebt bedrohlich über den Häuptern der beiden. Und als es endlich so weit ist, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Nun muss sich zeigen, ob die Scham von damals oder die Liebe von heute die Oberhand behält…
Adam & Steve ist kein „großer“ Film, der dem Zuschauer aufgrund der Beantwortung aller große Fragen der Menschheit noch lange im Gedächtnis bleiben wird, was vielleicht daran liegen mag, dass Craig Chesters Debütfilm nicht wie Brokeback Mountain als Melodram, sondern als Romantic Comedy angelegt ist. Statt die Ausgrenzungen und Diskriminierungen, die Homosexuelle in der amerikanischen Gesellschaft am eigenen Leib erfahren müssen, zum bestimmenden Element zu machen, geschehen solche Dinge am Rand und tragen eher zur allgemeinen Erheiterung statt zur Ernüchterung bei, wenn etwa Adam des Öfteren während eines Kusses von einer Bierflasche niedergestreckt wird. Dies und andere Irrungen und Wirrungen des Liebeslebens geben dem Film eine große Leichtigkeit, der man sich nur schwer entziehen kann, zumal auch die beiden Schauspieler Craig Chester und Malcolm Gets, die bislang vor allem aus kleinen Independent-Produktionen bekannt sein dürften, mitzureißen wissen. Leider kann die Regie diese Begeisterung nicht zu jedem Zeitpunkt vermitteln – der Film wirkt an manchen Stellen beinahe überladen, so dass der Eindruck entsteht, weniger Einfälle und der eine oder andere Gag, den man weggelassen hätte, wäre mehr gewesen. Als Kontrastprogramm und Ergänzung zu Brokeback Mountain aber ist Adam & Steve eine willkommene Romantic Comedy über die Schwierigkeiten und Freuden ganz alltäglicher schwullesbischer Beziehungen.

Adam & Steve

Dass aus der ersten Begegnung zwischen Adam (Craig Chester) und Steve (Malcolm Gets) eine wahre Liebesgeschichte werden würde, ahnt keiner der beiden, und der Zuschauer erst recht nicht.
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