300 Worte Deutsch

Eine Filmkritik von Andreas Günther

Ausbruch aus dem Mentalitätsghetto

Schwierige Zusammenhänge ganz einfach erklären und zur Völkerverständigung beitragen: Die multikulturelle Komödie 300 Worte Deutsch verfolgt ein hehres Ziel und teilt in der Integrationsfrage munter gegen deutschen Amtsschimmel und türkischen Traditionalismus aus. Mancher Tabubruch kommt nicht ohne Plumpheit aus. Aber vielleicht ist das notwendig. Die deutsche Sprache erhält in jedem Fall eine ehrenvolle, emanzipatorische Bedeutung.
Ebenso heimlich wie fleißig übt sich die junge Kölner Türkin und Studentin Lale (Pegah Ferydoni) in asiatischer Kampfkunst. Ihr Talent bekommen nicht nur ihre männlichen Trainingspartner zu spüren, sondern vor allem die potenziellen Ehegatten, die ihr Vater (Vedat Erincin) ihr vorstellt. Wenn sie ihre Griffe an ihnen ausprobiert, ziehen sie ihr Hochzeitsangebot zurück. Der Vater sucht als Gemeindevorsteher nicht nur einen Mann für seine Tochter, sondern vermittelt auch türkische Bräute, die entgegen der Bestimmungen des Ausländerrechts nicht einmal 300 Worte Deutsch sprechen, an türkische Männer in Deutschland. Ausländeramtschef Dr. Ludwig Sarheimer (Christoph Maria Herbst) kommt ihm jedoch bei der Ankunft neuer Damen auf die Schliche.

Lale tun die jungen Frauen Leid, die bei einer Zwangsrückkehr in die Heimat riskieren müssen, verstoßen zu werden. Mit Hilfe von Dr. Sarheimers Neffen Marc (Christoph Letkowski) bringt sie ihnen Deutsch bei – mit dem durchschlagenden Erfolg, dass die frisch verheirateten Frauen die Telefongespräche ihrer Männer mit anderen Frauen verstehen können und sie für Beleidigungen schon mal aus dem Bett schmeißen. Zwischen Marc und Lale entwickeln sich romantische Gefühle – oder ist sie nur daran interessiert, im Auftrag ihres Vaters die Lösung der Prüfungsergebnisse für den anstehenden Deutschtest zu erfahren?

Wenn man von den Frauen genug hat, schlägt man ihnen die Nase vor der Tür zu. Ansonsten haben sie nur den angewiesenen Platz einzunehmen und zu gehorchen. Das patriarchalische, dominante Gehabe türkischer Männer wird einigermaßen gnadenlos dargestellt. Es wird dem Gelächter ausgesetzt als krasses Missverhältnis zwischen borniertem Anspruch und dem Geschlechterverständnis des 21. Jahrhunderts. Damit die Sache im Gleichgewicht mit deutschen Idiotien bleibt, verpuppt sich Christoph Maria Herbst vom spießigen Intriganten Stromberg zu einem schlesischstämmigen Rassisten mit unglücklicher Liebe zu der türkischen Prostituierten Daisy (Arza Buzman).

Die multikulturelle Realität erweist sich als vertrackter, die Gewohnheiten als träger als einem heiteren Stoff eigentlich zuträglich sein kann. So bietet 300 Worte Deutsch eigentlich auch keine Lösungen, entwirft aber auf humorvolle Art zwei Utopien, von denen zu hoffen ist, dass sie wahr werden oder es teilweise schon sind: Dass die deutsche Sprache Werte transportiert, die es unterdrückten Frauen erlaubt, Nein zu sagen. Und dass es heroische Menschen gibt, die viel für sich und andere riskieren, um aus den Mentalitätsghettos auszubrechen.

300 Worte Deutsch

Schwierige Zusammenhänge ganz einfach erklären und zur Völkerverständigung beitragen: Die multikulturelle Komödie „300 Worte Deutsch“ verfolgt ein hehres Ziel und teilt in der Integrationsfrage munter gegen deutschen Amtsschimmel und türkischen Traditionalismus aus. Mancher Tabubruch kommt nicht ohne Plumpheit aus. Aber vielleicht ist das notwendig.
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Meinungen

@renate reist · 13.02.2015

Dann würde ich einfach auf "Wo läuft dieser Film?" links neben "Daten & Fakten" oder oben rechts nebem dem Filmtitel auf das Lupen-Symbol klicken. Grüsse, Mike

renate reist · 13.02.2015

würde gerne wissen in welchem Kino dieser Film gespielte wird.