The Last Giants - Wenn das Meer stirbt

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

David gegen Golitah in der Straße von Gibraltar

Kaum zu glauben und doch wahr: Die Straße von Gibraltar, eine der am häufigsten befahrenen Wasserstraßen der Welt verfügt über eine Tierwelt, die bis vor kurzem noch weitgehend unerforscht war. Und so war es bislang kaum bekannt, dass ausgerechnet hier, auf engstem Raum und durch den dichten Schiffsverkehr in ständiger Lebensgefahr mehr Walarten zusammenleben als irgendwo sonst auf der Welt. Dass diese einzigartige Meeresfauna in den letzten Jahren zunehmend erforscht und ihre Bedrohung dokumentiert und publiziert wird, liegt vor allem an einer Frau, die sich mit ihrer Stiftung firmm unermüdlich um Aufklärung bemüht. Katharina Heyer war früher einmal äußerst erfolgreich in der Modebranche als Geschäftsführerin eines Lederwaren-Importunternehmens und freie Designerin tätig, bevor sie im Jahre 2002 ihre Firma verkaufte und sich seitdem dem Kampf für den Schutz von Delfinen und Walen verschrieben hat. Und den brauchen die Meeressäuger auch dringend: Immer häufiger geraten Tiere in die Schiffschrauben der Containerschiffe oder Fähren, werden von den Bugnasen gerammt und stranden tot oder schwer verletzt an den Küsten.
Fraglos widmet sich The Last Giants – Wenn das Meer stirbt einem wichtigen Thema. Umso bedauerlicher sind gerade deshalb die Mittel, mit denen der Filme seine Ziele verfolgt. Anstatt beim Thema zu bleiben, schweift der allgegenwärtige Off-Kommentar immer wieder ab und versucht alles zu erklären, was die Bilder auch für sich alleine bereits zu Genüge zeigen. Und wenn beispielsweise am Anfang des Films (mutmaßliche) Anwohner der Straße von Gibraltar nach den Walen gefragt werden und wenig Auskunft darüber geben können, ohne dass man weiß, ob diese nun Fischer sind oder brave Bankangestellte, dann fühlt man sich schon ein wenig im Unklaren gelassen.

Auch die Auswahl der anderen Gesprächspartner und Interviews verläuft nicht immer glücklich. So erfährt man quasi nebenbei, dass Katharina Heyer heute ein Grundstück in Marokko nicht mehr betreten darf, für das sie anscheinend seit einigen Jahren Pacht bezahlte. Dort wollte sie ein Hospiz für die verletzten Tiere errichten. Doch anstatt bei den verantwortlichen Behörden nachzufragen, zeigt der Film nur Heyers Enttäuschung und Frustration und klammert damit dramaturgisch interessante Konflikte einfach aus. Ein typisches Beispiel für die Herangehensweise an den Themenkomplex, der sichtlich von großer Sympathie für die engagierte Schweizerin geprägt ist.

Ebenso tut die Musik das Ihre dazu, die Wirkung der Bilder zu verstärken – und schießt dabei öfters über das eigentliche Ziel hinaus. Ob bedrohlich anschwellende Streichermusik mit Paukenschlägen, wenn die riesigen Schiffsleiber über das Wasser gleiten, oder elektronisch aufgemotzte Chillout-Töne zum Tanz der Meeressäuger: Wie der Kommentar verstärkt auch der Score die Wirkung der Bilder teilweise ins Penetrante und wirkt damit oftmals wie ein typisches Fernsehprodukt.

Wobei eine TV-Version den unbestreitbaren Vorteil gehabt hätte, dass der Film um gut eine halbe Stunde kürzer hätte ausfallen können. Während der anderthalb Stunden jedenfalls gibt es erhebliche Längen und etliche Wiederholungen, die die Geduld mancher Zuschauer auf eine harte Probe stellen dürften. Für den unermüdlichen Kampf von Katharina Heyer kann man dennoch nichts als große Sympathie und viel Respekt aufbringen.

The Last Giants - Wenn das Meer stirbt

Kaum zu glauben und doch wahr: Die Straße von Gibraltar, eine der am häufigsten befahrenen Wasserstraßen der Welt verfügt über eine Tierwelt, die bis vor kurzem noch weitgehend unerforscht war. Und so war es bislang kaum bekannt, dass ausgerechnet hier, auf engstem Raum und durch den dichten Schiffsverkehr in ständiger Lebensgefahr mehr Walarten zusammenleben als irgendwo sonst auf der Welt.
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Meinungen

Stefan · 28.09.2009

Stimme zu !!! Nur in Münster, dann nach zwei Wochen eingestellt. "Ärger !"

T. · 21.09.2009

Ich gebe dir voll und ganz Recht ! AAAAAARRRRRRGGGGHHHHH

Tanja · 20.09.2009

Ich finde es sehr schade, dass so ein ausgesprochen interessanter Film nicht Deutschlandweit ausgestrahlt wird. Wir wohnen in Essen und im Umkreis von 20km ist nicht ein Kino zu finden, in dem dieser Film gezeigt wird.
Da kann man dann nur hoffen, dass er sehr schnell auf DVD erhältlich ist.