Tage des Himmels

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein echter Malick

Im Jahr 1916 stehen die USA vor sozialen und gesellschaftlichen Umwälzungen gewaltigen Ausmaßes. Die Industrialisierung hat zahlreiche Menschen in die großen Städte gelockt, doch längst nicht alle haben dort ihr Glück gefunden. Schmutz, Enge und Elend sind zum Alltag in den tristen Armenvierteln des Landes geworden, wer kann, sieht zu, dass er aus diesem grauen Moloch verschwindet. Auch Bill (Richard Gere), ein junger Arbeiter ohne Hoffnung und seine Freundin Abby (Brooke Adams) machen sich gemeinsam mit Bills kleiner Schwester Linda (Linda Manz) auf den Weg aufs Land, wo sie versuchen als Saisonarbeiter bei der anstehenden Ernte ihr kärgliches Auskommen zu finden. Als sie von dem allein stehenden und todkranken Farmer David (Sam Shepard) aufgenommen werden, gibt Bill Abby zunächst als seine Schwester aus – eine Lüge mit fatalen Folgen. Denn David verliebt sich in Abby, und Bill drängt seine Freundin, den Heiratsantrag des todkranken Mannes schnell anzunehmen, um sich die Farm zu sichern. Als aber eine Heuschreckenplage hereinbricht, eskaliert das angespannte Verhältnis zwischen den Vieren…

Mit rauschhaften und selten zuvor in dieser Intensität gestalteten Naturaufnahmen, die von zwei Großmeistern der Kamera, Néstor Almendros und Haskell Wexler fotografiert wurden, inszenierte Terrence Malick (Thin Red Line / Der schmale Grat, The New World) im Jahr 1978 nach Badlands seinen zweiten Spielfilm, der ihn endgültig in die erste Liga der außergewöhnlichen Regisseure Hollywoods katapultieren sollte. Tage des Himmels / Days of Heaven ist nicht nur eine außergewöhnliche und bildgewaltige Dreiecksgeschichte, sondern eine quasi alttestamentarische Parabel um Liebe, Schuld und das Leben, geformt vor dem Hintergrund einer Gesellschaft im Umbruch. Dabei versteht es Malick meisterhaft, die Emotionen seiner Protagonisten und die allgemeinen Befindlichkeiten der stolzen Nation in grandiose Naturgleichnisse zu packen, die aus diesem Film ein absolutes Highlight der Filmgeschichte machen.
 

Tage des Himmels

Im Jahr 1916 stehen die USA vor sozialen und gesellschaftlichen Umwälzungen gewaltigen Ausmaßes. Die Industrialisierung hat zahlreiche Menschen in die großen Städte gelockt, doch längst nicht alle haben dort ihr Glück gefunden.

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