Stolz und Vorurteil & Zombies

Eine Filmkritik von Christopher Diekhaus

Klassiker mit krudem Dreh

Zombies gehen immer! Nicht erst seit dem Erfolg der TV-Serie The Walking Dead scheint sich diese Ansicht durchgesetzt zu haben. Mittlerweile tauchen Untote überall auf. Selbst in der Welt des Jane-Austen-Klassikers Stolz und Vorurteil, dessen Handlung Seth Grahame-Smith in seinem 2009 veröffentlichten Romandebüt mit Horrorelementen kreuzte. Sein Buch stand mehrere Monate auf der Bestsellerliste der New York Times und fand bereits Anfang 2016 seinen Weg auf die amerikanischen Leinwände. Inszeniert wurde die Adaption von Burr Steers, der unter anderem für 17 Again und Wie durch ein Wunder verantwortlich zeichnete. Das eigenwillige Mashup Stolz und Vorurteil & Zombies, das Schauspielerin Natalie Portman als Produzentin mitbetreute, dürfte beim Publikum trotz gelungener Passagen nicht nur für gute Laune sorgen, da die Mischung aus Romanze, Gesellschaftskritik und Horror-Action-Komödie reichlich unausgereift daherkommt.
Plottechnisch halten sich Roman und Verfilmung sehr nah an die Originalgeschichte. Mit dem Unterschied, dass England zu Beginn des 19. Jahrhunderts von einer Zombie-Epidemie heimgesucht wird, die den Menschen besondere Gegenmaßnahmen abverlangt. Wie viele junge Frauen ihrer Zeit, beherrschen die selbstbewusste Elizabeth Bennet (Lily James) und ihre Schwestern die Kampfkunst der Shaolin und lassen sich von den Untoten keineswegs unterkriegen. Ihre Mutter ist derweil eifrig bemüht, angesehene Ehemänner für ihre Töchter aufzutreiben, um die adelige Familie vor der drohenden Verarmung zu bewahren. Eine gute Gelegenheit bietet sich auf dem Ball von Mr. Bingley (Douglas Booth), bei dem Elizabeth dem vornehmen Mr. Darcy (Sam Riley) begegnet. Da dieser ein hochnäsig-unterkühltes Verhalten an den Tag legt und noch dazu seinem Freund Bingley rät, ihre Schwester Jane (Bella Heathcote) nicht zu heiraten, ist Elizabeth äußerst schlecht auf ihn zu sprechen. Während die Zombie-Gefahr stetig zunimmt, laufen sich die beiden jedoch immer wieder über den Weg.

Wer sich auf einen deftig-abgedrehten Splatter-Streifen freut, sei gleich gewarnt. Zwar werden Köpfe weggeschossen und Blutspritzer auf der Kameralinse verteilt. Hartgesottene Horrorfreunde dürften allerdings ernüchtert sein über die Zurückhaltung, die Steers in seiner Inszenierung zumeist walten lässt. Das Maskenbild fällt insgesamt ordentlich aus. Und einige jump scares verfehlen ihre Wirkung nicht. Von echter Grusel- oder Endzeitstimmung ist der Film jedoch ein gutes Stück entfernt, weil er zu viel auf einmal will. Die Bedrohung durch die Untoten wirkt lange Zeit wie schmückendes Beiwerk, gerät in der hektisch zusammengebastelten zweiten Hälfte aber plötzlich in den Fokus.

Die Scharmützel zwischen Elizabeth und Darcy spielen, inspiriert von Austens Vorlage, nicht nur für die aufkeimende Liebesgeschichte eine Rolle, sondern werden auch dazu genutzt, um – selbstredend oberflächlich – damalige Gesellschaftskonventionen zu verhandeln. Im Gegensatz zu ihrer um Ansehen und Wohlstand besorgten Mutter tritt die von Standesdünkel befreite Protagonistin selbstbestimmt auf und betont nachdrücklich, nur dann heiraten zu wollen, wenn sie für einen Mann ehrliche Zuneigung empfinde. Feministische Töne schlägt die Horror-Romanze auch dadurch an, dass Elizabeth vor dem Hintergrund der Zombie-Apokalypse nicht in einer passiv-hilfsbedürftigen Rolle verharrt. Stattdessen präsentiert der Film die junge Frau als eine zupackende, geschickte Kämpferin, die in der finalen Schlacht ihren Beitrag leisten darf. Umso bedauerlicher ist allerdings, dass Stolz und Vorurteil & Zombies mit einer ausgelutschten Standardsituation endet.

Obwohl die eher willkürliche Vermischung unterschiedlicher Genre-Bausteine nur bedingt aufgeht, hat das krude Mashup einige unterhaltsame Momente zu bieten. Besonders in Erinnerung bleibt eine Szene, in der sich Elizabeth und Darcy in einer ausgeklügelten Kampfchoreografie messen. Schön anzuschauen ist auch der Prolog, der den Zuschauer in Form eines Aufklapp-Bilderbuches mit den Hintergründen der Zombie-Seuche vertraut macht. Etwas enttäuschend wirken dagegen die unbefriedigenden Computereffekte, die im letzten Akt zum Einsatz kommen. Ein augenscheinlicher Hinweis darauf, dass den Machern kein allzu üppiges Budget zur Verfügung stand.

Stolz und Vorurteil & Zombies

Zombies gehen immer! Nicht erst seit dem Erfolg der TV-Serie „The Walking Dead“ scheint sich diese Ansicht durchgesetzt zu haben. Mittlerweile tauchen Untote überall auf. Selbst in der Welt des Jane-Austen-Klassikers „Stolz und Vorurteil“, dessen Handlung Seth Grahame-Smith in seinem 2009 veröffentlichten Romandebüt mit Horrorelementen kreuzte.
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