Stadt als Beute (2005)

Ja ja, Berlin...

Lizzy, Marlon und Ohboy gehören zu einem Schauspielerensemble, das gerade im Probenraum einer Hinterhofbühne ein Stück einstudiert. Noch sind es zwei Wochen bis zur Premiere, doch dann läuft überhaupt nichts mehr. Das Ensemble und sein Regisseur René Pollesch (im realen Leben einer der gefeiertsten Jungen Wilden der Theaterszene) stecken mit ihrem (real existierenden) Stück Stadt als Beute mitten in der Krise. Da ist zum einen Marlon (Richard Kropf), der neu in der Stadt ist, und der keine Ahnung hat, was René eigentlich von ihm will. Kaum in der angekommen, steht er schon wieder kurz vor dem Rausschmiss. Auch privat läuft es für Marlon nicht gerade bestens, denn seine Mitbewohnerin vertraut ihm kurzerhand ihren 8-jährigen Sohn an, doch der Bengel haut bei der ersten Gelegenheit ab, was nahezu alle kalt lässt – außer Marlon.

Lizzy (Inga Busch) gerät nach den Proben in ein billiges Striplokal, wo sie auf die Tänzerin Babe (Julia Hummer) und den Geschäftsführer Julian (Stipe Erceg aus Die fetten Jahre sind vorbei) trifft. Die beiden gewähren der Schauspielerin einen Blick hinter die Kulissen des Porno-Biz und füllen sie danach kräftig ab. OhBoy (David Scheller) hingegen ist kein wirklicher Schauspieler, und genau das macht ihm schwer zu schaffen. Er träumt von einer Karriere als Karaoke-Star und lebt von der Sozialhilfe. Und OhBoy hat Angst, bei dem Theaterstück zu versagen und lässt sich ohne Ziel durch die Straßen treiben, wo er einer Menge merkwürdiger Leute begegnet.

Stadt als Beute ist Doku-Fiction, realistisches Großstadt-Drama und Theater-Satire in einem. Bisschen viel, so möchte man meinen, doch die Entscheidung, drei Regisseurinnen (Irene von Alberti, Miriam Dehne und Esther Gronenborn) die Verantwortung für jeweils eine Episode zu überantworten, gibt dem Film einen wohltuende Vielschichtigkeit, die in ihren Einzelepisoden über manches blöde Berlin-Klischee hinweghilft und den Film auch für „Provinzler“ sehenswert macht. Zumindest teilweise, denn so sehr die Einzelteile auch zu überzeugen wissen, als Gesamtkonzept fällt der Film durch. Insbesondere die Rahmenhandlung der Theaterproben fällt aus dem Rahmen und bestätigt alle Vorurteile von der Selbstbesoffenheit und nervtötenden Intensität, die insbesondere ambitionierte Jungschauspieler bisweilen auszeichnet. Ambitioniertes Kopf-Kino, dem man allerdings ein wenig mehr Zugänglichkeit wünschen würde.

Stadt als Beute (2005)

Lizzy, Marlon und Ohboy gehören zu einem Schauspielerensemble, das gerade im Probenraum einer Hinterhofbühne ein Stück einstudiert. Noch sind es zwei Wochen bis zur Premiere, doch dann läuft überhaupt nichts mehr.

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Meinungen

Julia · 13.01.2012

An alle Interessierten:
"Stadt als Beute" ist jetzt als legaler(!) Download auf der VoD-Seite der Filmgalerie 451 erhältlich.

Viel Spaß!

Smerke · 01.08.2007

Absolutes berlin flaire. Ich wollt nach frankreich wegen ner ausbildung, villeicht bleib ich doch lieber hier in berlin? :)
Mir bleibt nach diesem film die sehnsucht nach schauspiel. Aber das tun wir vielleicht doch alle, tag für tag.
Der soundtrack ist sehr geil, das wird wohl der erste den ich kaufe!

Tanja Blüm · 02.08.2006

Im Gegensatz zur Kritik, fand ich gerade die Theaterproben interessant. Vielleicht liegt das daran, dass ich Pollesch Stücke gesehen habe und mag. Ich fand es sehr lustig, wie Pollesch sich mit viel Selbstironie auf die Schippe nimmt und trotzdem viel von seiner Arbeit zeigt. Die Episode Ohboy, die in der Beschreibung sehr kurz kommt und das Schlußlicht der drei sehr interessanten Episoden bildet, finde ich am spannendsten!

jule · 23.06.2005

ich habe diesen film vor zwei tagen gesehen und war sehr, sehr begeistert.
toll geschnitten, perfekter ton und eine geschichte, die witz, dramatik und tiefe hat. besonders gut: pollesch als pollesch - soviel selbstironie hätte ich ihm gar nicht zugetraut

· 21.06.2005

Also ich habe den Film in der Sneak Preview gesehen und fand ihn total sch...
War wohl ein Low Budget Film.
Ich bin nach einer halben Stunde rausgegangen.
Also nicht empfehlenswert

Piwi · 13.06.2005

Alsoo, ich hab' den Film gesehen und fühlte mich wie in einer Gehirnwäsche! Stellt euch vor, ihr erwartet CHUCKY und es kommt DIE MAUS, aber ohne ELEFANT! - So is ne Sneak mit Die STADT ALS BEUTE - nur Dreck!

Anja · 09.06.2005

Ich habe den Film als Überraschungsfilm gesehen und war leider etwas enttäuscht. Schon öfters habe ich erlebt, dass deutsche Filme richtig gut sein können, aber dieser zählt leider nicht dazu. Die Story mag gute Absichten hegen, Kritik am schnellen Leben, an zunehmender Anonymität, Chaos, Verlust der Orientierung... Aber ich find den Film zu chaotisch, zu schnell, zu laut. Die Personen sind teilweise unheimlich unsympathisch in ihrer Rolle und die Moral wird zu oft viel zu offensichtlich rüber gebracht.... Ich hab auch an der Reaktion des Kinopublikums bemerkt, dass viele nicht so begeistert waren und ein nicht kleiner Teil ging während des Films raus.
Besonders negativ fiel auch die Qualität des Bildes auf, sah alles aus wie mit der Handkamera gedreht.
Ich habe dem Film trotzdem immerhin 3 Sterne gegeben, denn grundsätzlich ist die Idee wirklich schön, aber die Umsetzung ist zu plump und zu unstrukturiert.