Sonderprogramm zu den Kurzfilmtagen Oberhausen

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Dienstag, 5. Mai 2009, 3sat, 23:00 Uhr

Dienstag, 5. Mai 2009, 3sat, 23:00 Uhr
Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen öffnen vom 30. April bis zum 5. Mai 2009 zum 55. Mal ihre Pforten – ein schon längst unverzichtbares Event der Filmfestivallandschaft, zu dem in diesem Jahr rund 1000 akkreditierte Besucher aus über 50 Nationen in den Ruhrpott reisen. In den fünf ausgeschriebenen Wettbewerben, in denen 132 Filme aus 36 Ländern am Start sind, stellen 120 Regisseure ihre kurzen Kostbarkeiten persönlich vor. Dann herrscht in Oberhausen wieder die große Zeit der kleinen Filme, und im Rahmen des begleitenden Programms zu den Kurzfilmtagen zeigt 3sat fünf Filme aus den Wettbewerben sowie zwei Gewinner des Vorjahres.

Einen bereits recht erfahrenen und äußerst ansprechenden jungen Schauspieler konnte Serdal Karaça für seinen Film Moruk gewinnen, was den flapsigen, unter Freunden gebräuchlichen Ausdruck „Alter“ bezeichnet: Oktay Özdemir, der bereits durch seine überzeugenden Darstellungen extremer Charaktere unter anderem in Detlev Bucks Knallhart (2006) und dem spektakulären Fernsehdrama Wut (2006) von Züli Aladağ als außergewöhnliches Talent auffiel sowie in Ein Freund von mir (2006) von Sebastian Schipper mit Jürgen Vogel und Daniel Brühl spielte. In Moruk verkörpert er gemeinsam mit Burak Yigit das Freundespaar Murat und Hakan, zwei eingespielte Kumpel, der Temperatmentsbolzen und das stille Wasser. Ihre Welt dreht sich im Kreuzberger Kiez um den nächsten Spliff sowie die Haltungen und Belange ihres Daseins als türkische Berliner Jungs, wobei sie nicht selten in verbale Rangeleien miteinander geraten. Als ihnen eines Tages die Freundinnen Irina (Irina Potapenko) und Klara (Klara Reinacher) ins Auge fallen, kommt frischer Wind in die tägliche Routine des Abhängens…

Mit einem sozialkritischen Thema unserer Zeiten beschäftigt sich der dokumentarische Beitrag Nicht wie jeder von Carmen Losmann und Dirk Lütter: Was ist der persönliche Preis dafür, wenn sich junge Berufseinsteiger heutzutage in die Maschinerie der viel versprechenden Karriereanbahnungen begeben, die mittlerweile von einigen Unternehmen geradezu als kleines Psychodrama einer elitären Selektion angekurbelt wird? Mit dieser nicht unbedingt angenehmen Problematik als Fragestellung haben die beiden Nachwuchsregisseure mit der Kamera die Kölner Jobmesse angesteuert, wo regelmäßig mächtige Macher auf willige Wirtschaftseinsteiger treffen.

Der Frankfurter Künstler Michel Klöfkorn, der bereits für frühere Kurzfilme ausgezeichnet wurde, ist dieses Jahr in Oberhausen mit n.n. vertreten, einem Animationsfilm über die drahtigen Feinde der Tauben in den Städten, die als „Taubenstopper“ bezeichnet werden und die Bauwerke der Zivilisation vor den kotigen Attacken der fliegenden Friedenssymbole bewahren sollen. Der Regisseur, der sich auch häufig im Bereich von Musikvideos betätigt, war unter anderem für den Sound der Dokumentationen Zigeuner (2007), Die Mitte (2004) und den grandiosen Absolut Warhola (2001) von Stanislaw Mucha verantwortlich. Mit n.n. beweist er seine Emphase für die nicht selten als „Ratten der Lüfte“ verfemten Tauben, indem er die tückischen Drahtvorrichtungen zu ihrer Abwehr schlicht umfunktioniert.

Murphy nennt der mit Licht, Farben und Ton experimentierende, mehrfach ausgezeichnete Videokünstler Bjørn Melhus seinen Beitrag, der sich innerhalb der Szene bereits einen klingenden Namen installiert hat. Hier geht es um die Imagination eines klassischen Films aus dem Action-Segment, dessen Dramaturgie durch audio-visuelle Impressionen nachempfunden wird. Ein Schauspiel, das die Konzentration des Zuschauers in ansprechend befremdlicher Weise bannt.

Der Hamburger Filmemacher Jörg Wagner, ebenfalls mit Erfolgen wie Staplerfahrer Klaus – Der erste Arbeitstag (2000) und Motodrom (2006) kein unbekannter Vertreter der kurzen Werke, dokumentiert vor dem Hintergrund einer Toninstallation mit sehr pointierten Bildern die logistischen Vorgänge in einem Containerhafen. Daraus entsteht in Terminal eine kunstvolle Kombination aus alltäglicher Arbeitsroutine und lyrischer Verklärung, die das Banale mit dem Kreativen verbindet.

I Killed the Butterflies von Cyrill Lachauer und Supersensibel von Xenia Yvon Lesniewski beschließen als zwei Gewinnerfilme des Vorjahres das Programm. Eine sachlich anmutende Reise des Regisseurs in seine Kindheit, als er noch Schmetterlinge zu töten pflegte, steht im Zentrum des Ersten, für den Cyrill Lachauer 2008 bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen den ex aequo Förderpreis von 3sat erhielt. Supersensibel, der ebenso ausgezeichnet wurde, stellt eine krasse Animation zu den Ausmaßen und Abgründen sexueller Befindlichkeiten und Begierden dar, flankiert vom Element der Furcht – eine ungewöhnlich beeindruckend weibliche Perspektive von kraftvoller Intensität.

Sonderprogramm zu den Kurzfilmtagen Oberhausen

Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen öffnen vom 30. April bis zum 5. Mai 2009 zum 55. Mal ihre Pforten – ein schon längst unverzichtbares Event der Filmfestivallandschaft, zu dem in diesem Jahr rund 1000 akkreditierte Besucher aus über 50 Nationen in den Ruhrpott reisen. In den fünf ausgeschriebenen Wettbewerben, in denen 132 Filme aus 36 Ländern am Start sind, stellen 120 Regisseure ihre kurzen Kostbarkeiten persönlich vor. Dann herrscht in Oberhausen wieder die große Zeit der kleinen Filme, und im Rahmen des begleitenden Programms zu den Kurzfilmtagen zeigt 3sat fünf Filme aus den Wettbewerben sowie zwei Gewinner des Vorjahres.
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