Shutter Island (2010)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Die Insel der Verdammten

Natürlich lebt die Berlinale, insbesondere in diesem Jahr zu ihrem 60. Jubiläum auch von den großen Namen, den verdienstvollen Regisseuren, deren Filme im Berlinale-Palast ihre Premieren und Welturaufführungen feiern. Zumindest in dieser Hinsicht war in den ersten Tagen einiges geboten. Nach Roman Polanskis Der Ghostwriter stand heute Martin Scorseses neues Werk Shutter Island auf dem Programm und sorgte angesichts der anwesenden Prominenz für einen gehörigen Medienauftrieb. Und es lag nicht nur daran, dass die Erwartungen an Shutter Island zumindest bei Teilen des Publikums und der Fachpresse einigermaßen hoch waren. Bei solch einer Fallhöhe ist es kein Wunder, dass sich danach viele Journalisten eher ein wenig enttäuscht zeigten vom neuen Werk des Regisseurs. Was freilich weniger an den Bildern lag als vielmehr an einer wenig inspirierten Geschichte, die wie ein Flickenteppich aus bekannten Versatzstücken aus Film und Literatur wirkt.

Leonardo DiCaprio spielt in Shutter Island den US-Marshall Edward Daniels, der gemeinsam mit seinem neuen Partner Chuck Aule (Mark Ruffalo) in den frühen 1950er Jahren das Verschwinden einer Patientin in einer Klinik für geistesgestörte Schwerstverbrecher auf der Insel Shutter Island untersuchen soll. Leider ist Daniels psychisch selbst nicht der Stabilste, seitdem er als Soldat bei der Befreiung des KZ Dachau dabei war und zudem noch seine Frau bei einem Brand verlor. Das Verschwinden der Patientin erscheint vor allem Daniels von Anfang an verdächtig und er mutmaßt, dass an der ganzen Geschichte, die ihm von dem leitenden Arzt Dr. Cawley (Ben Kingsley) erzählt wird, einiges nicht stimmt. Allerdings scheint auch mit ihm selbst etliches im Argen, denn immer wieder wird er von heftigen Migräne-Attacken, Albträumen und Erscheinungen geplagt, die Fiktion und Wirklichkeit, die obskuren Geschehnisse auf der Insel und Daniels traumatische Erfahrungen aus der Vergangenheit miteinander verschmelzen lassen. Bis schließlich die ganze Wahrheit ans Licht kommt. Und die ist nun wirklich nicht das, was sich Daniels erwartet hat…

Eigentlich ist es ziemlich schnell klar, dass an der Geschichte, die Edward Daniels im Laufe des Films verfolgt, einiges merkwürdig ist und auch er selbst ein Gefangener von Wahn und Fkition ist. Das nimmt dem Film von seiner Spannung und man würde sich beinahe wünschen, statt der tatsächlichen Auflösung hätte die Vorlage sich weiter auf den eher trashigen Seitenpfaden der verschachtelten Geschichte bewegt, zumal Scorsese und Lehane kräftig in der Fundkiste der Filmgeschichte und Krimi/Mystery-Literatur wühlen und Agatha Christies Werk ebenso plündern wie Filme wie Identität, The Sixth Sense oder andere „mindfuck movies“ sowie Uralt-Grusel à la Frankenstein.

Das Problem dabei ist nur, dass man das Gefühl nicht los wird, dies alles schon einmal an anderer Stelle gesehen zu haben – vielleicht nicht immer so brillant inszeniert, dafür aber in sich stimmiger und runder. Diesen Mangel an erzählerischer Originalität, der vor allem an der literarischen Vorlage von Dennis Lehane liegen dürfte, versucht Scorsese durch den recht penetranten Score und andere Tricks aus der Klamottenkiste des Spannungskinos zu kompensieren. Mehr als pure Formelhaftigkeit und ein routiniert abgespultes Genre-Patchwork in prächtiger Verpackung kommt dabei aber nicht heraus.
 

Shutter Island (2010)

Natürlich lebt die Berlinale, insbesondere in diesem Jahr zu ihrem 60. Jubiläum auch von den großen Namen, den verdienstvollen Regisseuren, deren Filme im Berlinale-Palast ihre Premieren und Welturaufführungen feiern. Zumindest in dieser Hinsicht war in den ersten Tagen der Berlinale einiges geboten.

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Meinungen

Bernd Jürgensen · 26.08.2013

Eine Parabel auf die Menschen...und ihre Wirklichkeit....
die grausamer sein kann als der schlimmste Albtraum....
um das zu sehen, muß man nicht geistig umnachtet sein...
nur open-minded....

spini · 11.03.2010

also definitiv ka horror sondern a saugeiler thriller---mit dem gedanken ins kino zu gehen u nen horrorfilm zu erwarten ist die schlechteste idee---aber wer auf gute thriller u verzwickte stories steht ist hier sehr gut aufgehoben--leo spielt wieder seine rolle überzeugend-auch die anderen akteure sind sehr gut besetzt--a pflicht für alle die auf psychothriller stehen u für mich a sehr guter film--5 sterne

julia · 01.03.2010

Ich bin seit jahren bekennender horrorfilm-fan, muss jedoch sagen, dass es sich bei shutter island keineswegs um einen solchen handelt. insofern war ich enttäuscht, da ich mich während des ganzen films lediglich einmal erschreckt habe (Streichholz):). Langweilig war er jedoch nicht, da man eigentlich schon gespannt auf das (meines Erachtens nach vorhersehbare) Ende wartet. an sich ist shutter island gut inszeniert, interessant, stimmunsvoll, aber definitiv falsch als ,,Horrorfilm" kategorisiert.

E. Barrey · 28.02.2010

Ich fand den Film überflüssig. Er hatte eigentlich einen interessanten Plot am Anfang. Das Ende machte alles zunichte. Ich hatte das Gefühl, ich sollte nur erschreckt, verwirrt und für dumm verkauft werden. Schade, dass sich so gute Schauspieler für solch einen Mist zur Vrfügung stellen.

FCC · 27.02.2010

Toller Film gestern gesehen und muß sagen absolut solide und überhaupt nicht langweilig.
Anschauen lohnt.

franzien · 26.02.2010

Leider enttäuschen mich Kritiken auf diesem Portal zunehmend. Auch diese Kritik (für Shutter Island) ist mal wieder nur darauf aus, alles schlecht zu machen. Ich habe diesen Film zweimal gesehen und fand ihn toll inszeniert, die Geschichte ergreifend, der Plot logisch, der Twist am Ende nur wenig vorhersehbar und die Charaktere auf den Punkt und ergreifend. Shutter Island ist großes Kino! Auch hier gilt, dass man sich seine Meinung selbst bilden sollte.