Shotgun Stories

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Unüberwindbarer Hass

Arkansas ist Schauplatz dieser Familienfehde, die zwischen sieben Halbbrüdern tödlich enden wird. Jenseits von amerikanischem Glamourkino erzählt Regisseur Jeff Nichols in seinem ersten Langfilm, dass Rache niemals erfolgreich sein kann, sondern immer eine Geschichte der Niederlage ist. Mit fantastischen Landschaftsaufnahmen, wortkargen Protagonisten und einer dramatischen Geschichte wird ein ganz anderer, wenig schöner Blick auf Amerika geworfen.
Die drei Brüder Son (Michael Shannon), Boy (Douglas Ligon ) und Kid Hayes (Barlow Jacobs ) haben nicht nur seltsame Namen, sondern führen auch ein seltsames Leben, obwohl sie es kaum zu hinterfragen scheinen. Wirtschaftlich stehen sie schlecht da, familiär noch schlechter, denn der Vater, ein Trinker, hat sie früh verlassen und eine neue Familie gegründet. Diese Weichenstellung wird sie ihr gesamtes Leben begleiten, und ihre Mutter, verbittert über den Weggang des Ehemannes, hat ihre Wut und ihren Hass ihren drei Söhnen eingeimpft, die ihn wiederum auf ihre Halbbrüder Cleaman (Michael Abbott jr.), Mark (Trevor Smith), Stephen (Lynnsee Provence) und John (David Rhodes) übertragen. Als sie auf der Beerdigung des gemeinsamen Vaters sind, kommt es zum Eklat, der im weiteren Verlauf immer mehr eskaliert. Anfangs nur mit Fäusten ausgetragen, steigert sich die Gewalt zusehends: Erst wird der Hund von Boy umgebracht, dann verläuft eine Schlägerei zwischen Mark und Kid tödlich. Die überlebenden fünf Halbbrüder haben nun die Wahl, die Fehde endlich zu einem versöhnlichen Ende zu führen, oder aber ihre Wut und Hass auch auf die kommende Generation zu übertragen…

Gleich die erste Szene wirft Fragen auf, denn Son Hayes wird mit nacktem Oberkörper gezeigt, der von Narben übersät ist. Erst im Verlauf des Filmes wird diese Frage beantwortet und erklärt auch den unversöhnlichen Hass der Halbbrüder aufeinander. Shotgun Stories erzählt in sprödem, ruhigem und unaufgeregtem Tempo von der Fehde zweier amerikanischer Familien. Die Weite des Landes wurde dabei traumhaft im Cinemascope-Format eingefangen, wodurch zugleich die Seelenlandschaft der Protagonisten reflektiert wird. Sie sind einerseits in ihren engen Denkmustern gefangen, andererseits lassen sie sich durch ihre Leben treiben, scheinbar ohne Ziel und Passion und warten lediglich darauf, dass die Zeit vergeht. Der Hass auf den Vater wird über die Mutter auf die drei Söhne übertragen, die ihn wiederum auf dessen Söhne projizieren. Die versäumte Kindheit, der verlorene Vater werden somit als Ausrede für das eigene berufliche und private Scheitern angewandt, auch wenn sie eigentlich ihr Glück selbst in die Hand nehmen könnten. Die drei Haynes-Brüder sind bei allem bemüht, ihr Leben irgendwie in den Griff zu kriegen, auch wenn sie jedes überflüssige Wort vermeiden und ihre Emotionen ständig unterdrücken. Die brechen allerdings bei der Beerdigung ihres Vaters aus, können nicht mehr gezügelt werden und münden in der tödlichen Fehde mit den „neuen“ Söhnen des gemeinsamen Vaters. Es entsteht eine Spirale der Gewalt, die kaum durchbrochen werden kann. Diese oftmals wortkarge Auseinandersetzung wird auch musikalisch aufgegriffen: Während des gesamten Filmes begleitet lediglich Instrumentalmusik das Geschehen, erst im Abspann ist Gesang zu hören, der gleichsam als Läuterung der verbliebenen Söhne zu deuten ist. So soll man die Hoffnung also nicht aufgeben, dass selbst der unversöhnlichste Streit und scheinbar unüberwindbarer Hass immer auch in einer Deeskalation enden können. Als Zuschauer möchte man so manches Mal den in sich gefangenen Männern helfen und kann doch nur tatenlos zusehen, wie sie ihren Weg des Zornes gehen. Zur Not eben auch mit Waffengewalt.

Shotgun Stories wurde unter anderem bei der Viennale 2007, beim Seattle Filmfestival 2008 und beim Austin Filmfestival 2008 ausgezeichnet.

Shotgun Stories

Arkansas ist Schauplatz dieser Familienfehde, die zwischen sieben Halbbrüdern tödlich enden wird. Jenseits von amerikanischem Glamourkino erzählt Regisseur Jeff Nichols in seinem ersten Langfilm, dass Rache niemals erfolgreich sein kann, sondern immer eine Geschichte der Niederlage ist. Mit fantastischen Landschaftsaufnahmen, wortkargen Protagonisten und einer dramatischen Geschichte wird ein ganz anderer, wenig schöner Blick auf Amerika geworfen.
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Meinungen

gamze yildiz · 09.10.2009

diser film ist einfah der hama