Scream 4

Eine Filmkritik von Lida Bach

Der letzte Schrei

Sag niemals nie. Eigentlich hätte Wes Craven es am Besten wissen müssen. „Sag niemals: Ich komme gleich wieder. Denn du wirst nicht wiederkommen.“, zitierte der Initiator der Scream-Reihe im ersten Teil eine Grundregel des Genres, in dem er Spezialist ist. Noch eherner ist eine anderes Horror-Gesetz: das der Serie. Sag niemals, du würdest nie wieder bei einem weiteren Scream-Teil Regie führen. Denn du wirst bei Scream 4 Regie führen. Nur unter der Bedingung, dass das Drehbuch mit dem des Serienauftakts mithalten könne, wollte Craven seine Trilogie zum Quartett erweitern. Beinah exakt 15 Jahre nach dem Drehbeginn von Scream schleift er Schlachtermesser und selbstreferenzielle Pointen zu neuer Schärfe.
New decade. New rules. Das Verwirrspiel um die unterschwelligen Bedeutungs- und Realitätsebenen beginnt schon mit der Teaserzeile des Filmposters. Elf Jahre nach dem Kinostart von Scream 3 gelten neue Regeln im Horror-Film. Weil Scream 4 ein solcher ist – weit mehr als Teil 2 und 3, die fast Parodie sind – erfahren die Protagonisten dies in doppelter Weise. Europäischer Arthouse-Grusel und die grafische Brutalität des Terrorkinos fordern das Publikum mit Anspruch und verstörenden Gesellschaftsvisionen, die es hasst – jedenfalls das Kinopublikum, auf der Leinwand. Das abschätzige Urteil einer Filmprotagonistin wirft ein verräterisches Licht auf Cravens Perspektive.

Ex-Teen-Scream-Queen Sidney Prescott (Neve Campbell) ist nun Autorin von Selbsthilferatgebern: „Wie lebe ich damit, überlebt zu haben?“ — oder so ähnlich. Ihre Rückkehr an den Handlungsort Woodsboro kündet von der gleichen melancholischen Nostalgie wie Cravens Rückkehr zum Scream-Franchise. Innerfilmisches Opfer und inszenatorischen Täter treibt es beide zum Schauplatz des Verbrechens zurück. Beide beobachten fast passiv die Auferstehung der eigenen Vergangenheit. Jener Zwang zur Wiederholung ist der einzige Horror in Scream 4. Der Metatext hat sich verselbstständigt. Regisseur und Charaktere reißt er in einen Strudel der Anspielungen und Querverweise, die sie zurück zum Ausgangspunkt führt; der Filmhandlung und der Kinoserie.

Jill (Emma Roberts) ist das jüngere alter ego ihrer Cousine. Ihre Freunde Kirby (Hayden Panettiere) und Trevor (Nico Totorella) erinnern an Wiedergänger von Tatum und Billy in Scream. Die beiden Filmfans, die die Spielregeln des Genres einem neuen Publikum erklären heißen nun Charlie (Rory Culkin) und Robbie (Erik Knudsen). Doch ihren Auslegungen fehlt mehr als die amüsante Ironie des Serienauftakts: der Realitätsbezug. Jungfrauen sind bis heute schier unsterblich im Slasher-Film, Schwule hingegen ganz und gar nicht. Das Remake einer der Szenen, denen Scream seinen Kultstatus verdankt, bezeugt in trauriger Weise, dass Craven und Kevin Williamson den Bezug zu ausgerechnet dem Genre verloren haben, das sie mitformten. Der finale Handlungstwist macht deutlich, dass die Identität des Mörders gleichgültig ist. Im Scream-Kosmos zählt nicht, wer, sondern das irgendwer der Täter ist. Damit der titelgebende Schrei noch einmal, noch schriller erklingen kann, damit sich das metatextuelle Karussell noch eine Runde dreht.

Ob die Teaserzeile eine weitere Ironisierung ist oder Selbstgenügsamkeit, läuft auf das gleiche hinaus. In Scream 4 bleibt alles beim Alten. Neue Ära, neue Regeln, altes Spiel: Wer fürchtet sich vorm Schwarzen Mann? Ghostface nennen ihn die Einwohner von Woodsboro, dem fiktionalen Schauplatz der Mordserie, die in Scream begann. In Scream 2 war sie als Horror-Film-im-Horror-Film namens „Stab“ verfilmt worden und setzte sich parallel zum handlungsinternen Kinohorror in der Handlungsrealität fort. In Scream 3 brach sie erneut aus in der Handlung von „Stab 3“, der zweiten Fortsetzung von „Stab“. Subtext, Metatext und Hypertext hatten sich durch eine schier unüberschaubare Zahl interstruktureller Bezüge, Verweise und Referenzen zu einer cineastischen Arabeske verschlungen. Die drei untereinander verknüpften Handlungsfäden ergaben ein eigenständiges neues Motiv: Scream - der ultimative Teenie-Slasher. Als dessen Fortsetzung ist Scream 4 letztendlich gerade in seinen Mängeln konsequent: der ultimative Meta-Film der mittels eines ultimativen Metatexts das eigene Konzept und sich selbst ad absurdum führt.

Scream 4

Sag niemals nie. Eigentlich hätte Wes Craven es am Besten wissen müssen. „Sag niemals: Ich komme gleich wieder. Denn du wirst nicht wiederkommen.“, zitierte der Initiator der „Scream“-Reihe im ersten Teil eine Grundregel des Genres, in dem er Spezialist ist. Noch eherner ist eine anderes Horror-Gesetz: das der Serie. Sag niemals, du würdest nie wieder bei einem weiteren „Scream“-Teil Regie führen. Denn du wirst bei „Scream 4“ Regie führen.
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Meinungen

Marcel · 09.05.2011

von einer skala 1-10 punkte geb ich für den film 6 punkte. hab ich einfach nicht wirklich erschrocken.

Chris · 06.05.2011

voll enttäuscht gewesen :(

Phil · 06.05.2011

super film, es fehlt mehr action mit scream ;-)

Kim · 03.05.2011

Ich werde mir den Film mit ner Freundin ansehn ! Der trailler war schon guut , aber der film is bestimmt hamma !

Florian · 12.12.2010

Der film ist bestimmt voll hammer, Ich werde mir den auch in kino anschauen wenn der raus kommt.Den trailer finde ich schon gut