Schussangst

Einsam inmitten der Anderen

Lukas Eiserbeck (Fabian Hinrichs) lebt in Halle und leistet dort seinen Zivildienst ab, im Auftrag einer Hilfsorganisation bringt er alten und kranken Menschen das Essen. Mit ihnen, den Hilflosen am Rande der Gesellschaft verbindet ihn vor allem eines – die Einsamkeit. Denn auch Lukas hat kaum Freunde und lebt weitgehend isoliert, wie ein Fremdkörper, der nicht am normalen Leben der anderen Menschen teilhaben kann. Sein einziges Vergnügen besteht darin, nachts, wenn die Stadt zur Ruhe gekommen ist, auf dem Fluss zu rudern.

Doch unerwartet erfährt Lukas Leben eine neue Wendung, denn er lernt Isabella (Lavinia Wilson) kennen, ein melancholisches, aber faszinierendes Mädchen. Isabella hat alles, was Lukas sich von einem Mädchen erträumt: sie ist aufregend und wunderschön, stark und zerbrechlich, aber auch traurig. Lukas verliebt sich in die junge Frau. Doch Isabella hat ein dunkles Geheimnis, denn mit ihrem Stiefvater verbindet sie eine merkwürdige, beunruhigende, möglicherweise sogar inzestuöse Beziehung.

Langsam beginnt sich in Lukas Kopf ein Plan festzusetzen: Er will den Nebenbuhler beiseite schaffen, der seinem und Isabellas Glück im Wege steht. Einer seiner Alten, ein ehemaliger Scharfschütze, bringt ihm das Schießen bei und plötzlich ist Lukas von der Idee besessen, Isabellas Stiefvater eigenhändig zu erschießen. Die Lage spitzt sich zu, als Isabella sich mehr und mehr von ihm zu distanziert. Lukas ruhige und beschauliche Welt gerät zusehends ins Wanken, er wird immer verwirrter und planloser, längst hat er die Lage nicht mehr im Griff. Schließlich erleidet Isabellas Stiefvater einen tödlichen Herzinfarkt, was Lukas’ Zustand allerdings nicht verbessert. Es scheint fast so, als habe er eine Grenze, die „Schussangst“, überschritten und könne nun nicht mehr zurück. Aus dem friedfertigen und harmlosen Einzelgänger ist eine tickende Zeitbombe geworden.

Dito Tsindadzes Film ist eine sperrige, tieftraurige und schnörkellos erzählte Ballade über die Einsamkeit und Ausweglosigkeit vieler Menschen inmitten der Gesellschaft, all jener Menschen, an denen wir vielleicht Tag für Tag achtlos vorübergehen, bis sie nicht mehr da sind oder explodieren. „Hinter jedem Fenster ein Leben, hinter jedem Gesicht auf der Straße die unglaublichsten Geschichten. Und obwohl die Menschen unter diesem Aspekt eine Leidensgemeinschaft sind, tragen sie, jeder für sich, ihr Schicksal alleine“, so beschreibt der Regisseur die Grundidee und die Atmosphäre seines Films, der auf den Festivals von San Sebastian und Tiflis jeweils mit dem Preis des besten Films ausgezeichnet wurde. Keine leichte Kost, aber eine echte Arthouse-Entdeckung.

Schussangst

Lukas Eiserbeck (Fabian Hinrichs) lebt in Halle und leistet dort seinen Zivildienst ab, im Auftrag einer Hilfsorganisation bringt er alten und kranken Menschen das Essen.

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