Rumble Fish

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Donnerstag, 4. Dezember 2014, 3sat, 22:25 Uhr

Im Jahre 1983 erschienen zwei Filme des US-amerikanischen Regisseurs Francis Ford Coppola, die beide auf Romanen der aus Tulsa stammenden Schriftstellerin Susan Eloise Hinton basieren. Während The Outsiders im März des Jahres in die Kinos kam, wurde Rumble Fish, zu dem die Autorin gemeinsam mit Francis Ford Coppola das Drehbuch verfasste, im Oktober beim New York Film Festival uraufgeführt. Auch thematisch liegen diese beiden Coming-of-Age-Dramen dicht beieinander und in beiden sind Matt Dillon und Diane Lane als Jugendliche zu sehen, doch Rumble Fish als überwiegend in Schwarzweiß gedrehter Film experimenteller Machart lebt in viel stärkerem Maße als The Outsiders von seinen schwermütigen Stimmungen geradezu artifizieller Natur – und von seinem namenlosen Helden „The Motorcycle Boy“, der in der deutschen Synchronisation „Der Motorrad-Typ“ genannt wird und mit ungeheurer, beinahe meditativer Sensibilität von Mickey Rourke verkörpert wird.
Der Jugendliche Rusty James (Matt Dillon), ein auf Randale versessener Anführer einer Vorstadt-Gang, erhält während einer Runde Billard mit seinen Freunden die Aufforderung des verfeindeten Biff Wilcox (Glenn Withrow) zu einer Schlägerei, die er trotz der Mahnung seines älteren Bruders, des Motorrad-Typen (Mickey Rourke), der sich vor einer Weile nach Kalifornien abgesetzt und zuvor den Waffenstillstand zwischen den Gangs ausgerufen hat, annimmt. Während der Kampfhandlungen am verabredeten Treffpunkt, wo Rusty James einiges einstecken muss, taucht dann unvermittelt der Motorrad-Typ auf und bricht mit seiner unantastbaren Autoriät die brutale Auseinandersetzung ab. Für dieses Mal hat er seinen verletzten Bruder gerettet, der seinem Ruf als eisenharter Kämpfer nacheifert, den der Motorrad-Typ längst hinter sich zu lassen bemüht ist, doch Rusty James in seiner Orientierungslosigkeit will sich selbst und der Welt seine Verwegenheit beweisen, so dass er sich bald immer tiefer in Schwierigkeiten verstrickt …

Ehemals der Star der lokalen Gang-Szene erscheint der Motorrad-Typ nun als geläuterter Melancholiker, der seinen Bruder aus dem bedeutungslosen Kreislauf der aggressiven Selbstbehauptung befreien will, ebenso wie die siamesischen Kampffische – rumble fishes, die im Film farbig markiert sind – aus ihrem engen Aquarium, überzeugt davon, dass sie in angemessener Umgebung ihr (selbst)zerstörerisches Gebaren aufgeben würden. Mit diesem auch formal betonten Symbolismus tastet sich Francis Ford Coppola in einem Universum aus kaputten Typen an die Zerrissenheit seiner jungen Protagonisten heran, deren Empfindungen ihrer Lebenswelt entfremdet erscheinen und die durch künstlerische Effekte visualisiert werden. Rumble Fish ist keine leichte Kinokost, sondern vielmehr ein starkes, bewusst schwergängiges Plädoyer für das hier letztlich sogar tödliche Wagnis, die Pfade einer ungünstigen Herkunft zu verlassen und einer ureigenen Vision zu folgen, um den lähmenden Geistern der Vergangenheit zu entkommen.

Rumble Fish

Im Jahre 1983 erschienen zwei Filme des US-amerikanischen Regisseurs Francis Ford Coppola, die beide auf Romanen der aus Tulsa stammenden Schriftstellerin Susan Eloise Hinton basieren. Während „The Outsiders“ im März des Jahres in die Kinos kam, wurde „Rumble Fish“, zu dem die Autorin auch gemeinsam mit Francis Ford Coppola das Drehbuch verfasste, im Oktober beim New York Film Festival uraufgeführt.
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