RR

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Trainspotting

Die Filme von James Benning erfordern eine gewisse Disziplin vom Publikum, schnelles, einfaches Entertainment ist hier nicht zu erwarten. In seiner neuesten Arbeit RR, das für Railroad steht, widmet sich der amerikanische Avantgarde-Regisseur Schienensträngen und Güterzügen in den USA. In fast zwei Stunden sind 37 statische Einstellungen von herannahenden und passierenden Güterzügen zu sehen. Auf der Tonspur fügen sich zeitgeschichtliche Sprach- und Musikfragmente zu einer implikationsreichen Montage.
Die Züge werden aus unterschiedlichen Perspektiven gezeigt: mal von oben, mal von unten, von der Seite, von vorn oder hinten. Auf Totalen folgen Close-ups, in denen man die Details der Waggons studieren kann: Graffitis, Tags, Logos. Die Züge rauschen durch kahle Landschaften, durch Kleinstädte, vorbei an Fabriken, über Bahnübergänge, am Meer entlang, durch Berge. Und das in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und zu verschiedenen Jahreszeiten. Schnee kommt ebenso vor wie saftig grüne Felder. Auch die Geräuschkulisse, in welche die Züge eindringen, ist jeweils eine andere: Wir hören Vogelgezwitscher, Meeresrauschen, Hundegebell oder ein wegfahrendes Motorrad. Man hat viel Zeit, um zu meditieren und sich zu fragen, woher die Züge kommen und wohin sie fahren, denn auf Ortsangaben wird komplett verzichtet.

James Benning ist seit den frühen 70er Jahren ein wichtiger und kontinuierlich arbeitender Vertreter des amerikanischen Avantgarde-Kinos. Seit 1977 ist er mit seinen Filmen regelmäßig im Forum der Berlinale vertreten. Wer mehr von ihm sehen will: Im Februar und März 2008 präsentiert das Berliner Kino Arsenal eine Auswahl von Bennings Filmen und konzentriert sich vor allem auf seine frühen Filme.

James Bennings Werk umspannt eine umfassende, persönliche Geschichte seines Landes. Seine Filme folgen strengen Ordnungssystemen, die den Rahmen für seine gemäldehaften Bilder schaffen. Mit seinen strukturellen Untersuchungen der Verbindungen zwischen Bild, Ton und Erzählung entwirft er ein komplexes Bild der amerikanischen Kultur, Politik und Geschichte.

RR

Die Filme von James Benning erfordern eine gewisse Disziplin vom Publikum, schnelles, einfaches Entertainment ist hier nicht zu erwarten.
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Meinungen

Jörg Schönknecht · 16.02.2008

MAGISCH! Ich habe den Film im Delphi-Kino am 11.02.08 (Berlinale) gesehen, die Bilder der Züge waren einfach magisch!

Lutz Horn · 15.02.2008

Ich hatte das Vergnügen, "RR" im Forum der Berlinale zu sehen. Der Film war genau das, was ich von James Benning erwartet habe: auf den ersten Blick beiläufige Bilder, die jedoch bei genauem Hinschauen großartig komponiert sind. Eine Schule des Sehens, die man beglückt verlässt.