Pescador

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Der große Traum vom kleinen Glück

Ecuador ist ein Land, aus dem wir selten etwas in Deutschland zu sehen bekommen. Jetzt kommt mit Pescador ein Drama in die deutschen Kinos, das zwar wenig über das Land erzählt (was man häufig aus kleinen Filmländern erwartet, die exotisch klingen und doch den Alltag in ihrem Land dokumentieren sollen), aber eine gute Geschichte erzählt.
Blanquito (Andrés Crespo) lebt in El Matal, einem kleinen verschlafenen Fischerdorf an der Küste Ecuadors, und in das verirren sich nicht einmal Rucksacktouristen. Blanquito schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch und lebt noch bei seiner Mutter, Fischen jedoch gehört nicht zu seinen Stärken. Eines Tages wird eine große Ladung Kokain an den Strand des Dorfes gespült; die Polizei wird sofort aufmerksam und fordert die Dorfgemeinschaft auf, alle Pakete — für einen kleinen Betrag — abzuliefern. Doch Blanquito und sein bester Freund behalten ein paar der wertvollen ziegelsteingroßen Pakete und wollen nun ins Drogengeschäft einsteigen, um das große Geld zu machen.

Darüber hinaus lernt Blanquito die gutaussehende Lorna (María Cecilia Sánchez) kennen, eine Kolumbianerin, die zwar im wohlhabenden Haus eines ihrer Ex-Lover auf dem Hügel wohnt, aber nicht genügend Geld hat, um eine Lebensmittellieferung zu bezahlen. Sie bietet deshalb Blanquito an, gemeinsame Sache zu machen, mit ihm nach Guayaquil zu fahren und dort die Pakete für einen — im Vergleich zu dem, was die Polizei für das Kokain zahlen würde — zehnfachen Preis zu verkaufen. Ihre Kontakte seien gut, sie habe Erfahrung. Da sagt Blanquito nicht nein, zumal er recht angetan ist von der brünetten Schönheit. In Guayaquil dann aber muss er feststellen, dass das Drogengeschäft kein Zuckerschlecken ist und er noch einiges zu lernen hat. Außerdem will er in Guayaquil seinen Vater aufsuchen, den er bisher nie gesehen hat.

Der Film von Sebastián Cordero (der auch den großen Kinoerfolg in Ecuador, Ratas, Ratones, Roteros (1999), gedreht hat) überzeugt vor allem durch seine Hauptfigur, die ihm auch seinen Namen gibt: In Guayaquil wird Blanquito aufgrund seiner Herkunft überall als „pescador“ (dt. Fischer) bezeichnet, dabei hat er mit der Fischerei doch so wenig am Hut und träumt von einer Zukunft fernab vom heimischen Fischerdorf. Andrés Crespo wurde für sein natürliches Spiel mehrfach ausgezeichnet: Unscheinbar und bescheiden spielt er diesen Mann, der so gar nichts vom Leben erwartet und dann doch plötzlich die große Zukunft vor sich sieht, dann aber bitter enttäuscht wird und doch immer wieder aufsteht.

Ansonsten ist Pescador ein Film, wie er ganz charakteristisch zumindest für den Ko-produzenten Kolumbien und dessen zeitgenössisches Filmschaffen ist. Der Film spielt im Drogenmilieu, stellt jedoch eine Figur ins Zentrum, die relativ drogenunerfahren ist. Pescador hat damit noch den Drogen-Background, erzählt aber eigentlich eine ganz andere, sehr persönliche Geschichte. Auffallend an Pescador ist sein eigenwilliger Soundtrack, der weniger auf den lateinamerikanischen Kulturraum referiert, eigentlich nicht zum Setting passt und wunderbare Kontrapunkte setzt.

Pescador

Ecuador ist ein Land, aus dem wir selten etwas in Deutschland zu sehen bekommen. Jetzt kommt mit „Pescador“ ein Drama in die deutschen Kinos, das zwar wenig über das Land erzählt (was man häufig aus kleinen Filmländern erwartet, die exotisch klingen und doch den Alltag in ihrem Land dokumentieren sollen), aber eine gute Geschichte erzählt.
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