Paltadacho Munis

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Einsiedler trifft Ausgestoßene

Der Mann auf der anderen Seite der Brücke heißt Vinayak (Chitranjan Giri), ist um die Vierzig, verwitwet und führt seit 15 Jahren ein Einsiedlerleben als Waldaufseher in einer indischen Provinz. Er muss dafür sorgen, dass niemand das kostbare Holz stiehlt und er vertreibt auch gern mal eine Horde Kinder, die ihre Kühe in seinem Wald auslaufen lassen. Doch so richtig Spaß macht ihm der Job nicht, um eine Versetzung ins acht Kilometer entfernte Dorf bittet er vergebens. Sein Leben scheint einen trostlosen Verlauf zu nehmen – bis ihm eines Tages eine ausgestoßene, verwahrloste Frau (Veena Jomkar) auflauert. Vinayak will zunächst nichts von ihr wissen und vertreibt sie. Doch als sie immer wieder auftaucht, gibt er ihr widerwillig Essen und Kleidung. Mit ihrer verwirrten, aber liebenswerten Art wächst sie ihm immer mehr ans Herz, er nimmt sie in sein Haus, schenkt ihr ein Kind und will sie heiraten. Doch als Ausgestoßene hat sie einen schlechten Stand in der Dorfgemeinschaft, was auch Vinayak am eigenen Leib zu spüren bekommt.
Verrückte, geisteskranke Menschen werden in der indischen Gesellschaft noch immer verstoßen. Sie gelten nicht als krank per se, ihr Zustand wird eher mit dem Fluch eines früheren Lebens oder teuflischen Geistern in Verbindung gebracht. Gesellschaftliche Anerkennung finden sie kaum. Auch Vinayak reagiert zunächst mit Abneigung auf die Frau, fühlt sich aber im Dienste der Menschlichkeit für sie verantwortlich. Im Film wird die Gesellschaft von einem Dorf repräsentiert. Dort wird die Ausgestoßene immer wieder verjagt. Selbst Vinayaks Tante rät ihm vom Umgang mit ihr ab, hilft den beiden aber, ihr Kind zu gebären. Unter den Dorfbewohnern steht der Glaube an Gott an höchster Stelle. In Vinayaks Wald bauen sie einen Tempel, umso mehr wollen sie die Frau aus dessen Umfeld vertreiben. Es kommt zu einem Eklat.

Laxmikant Shetgaonkars Paltadacho Munis / The Man Beyond the Bridge ist alles andere als buntes, lautes Bollywood-Kino. Der Film ist vielmehr eine leise und behutsame Studie sozialer Missstände in der indischen Gesellschaft von heute. In dem Film wird Laxmikant Shetgaonkars Muttersprache Konkani gesprochen, in der bislang noch kein anderer indischer Film gedreht worden ist. Unabhängig davon ist Paltadacho Munis eine Perle des indischen Independent-Films, der uns weitab ins ländliche Indien führt und uns dessen Traditionen und Rituale einfühlsam vor Augen führt.

Paltadacho Munis

Der Mann auf der anderen Seite der Brücke heißt Vinayak (Chitranjan Giri), ist um die Vierzig, verwitwet und führt seit 15 Jahren ein Einsiedlerleben als Waldaufseher in einer indischen Provinz. Er muss dafür sorgen, dass niemand das kostbare Holz stiehlt und er vertreibt auch gern mal eine Horde Kinder, die ihre Kühe in seinem Wald auslaufen lassen.
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