Obaba

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Die Geheimnisse eines Dorfes

Warum wohl begibt sich eine junge, hübsche Frau allein in ein abgelegenes, geheimnisvolles baskisches Bergdorf, um dort durch die Straßen zu gehen und alles zu filmen, was ihr vor die Kamera läuft? Mit dieser Frage beschäftigt man sich im ersten Teil von Montxo Armendáriz’ seltsamen Film Obaba, der die Geschichten der Bewohner des gleichnamigen Dorfes erzählt.
Obaba ist die Verfilmung einzelner, voneinander unabhängiger Kurzgeschichten des baskischen Literaturklassikers und Bestsellers „Obabakoak oder Das Gänsespiel“ von Bernardo Atxaga. Und da das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, verknüpft Armendáriz die Geschichten der Dorfbewohner, indem er die Studentin Lourdes (Barbara Lennie) einen Videofilm über sie drehen lässt. Warum sie diesen Film dreht, soll zunächst ein Geheimnis bleiben und auch nicht verraten werden. Eine Weile wird man damit auf die Folter gespannt, doch das Geheimnis lüftet sich. Doch das macht Obaba leider nicht besser.

Den Film durchzieht eine sehr surreale, düstere, mythische Stimmung. Seltsam und geheimnisvoll sind die Dorfbewohner, deren Geschichten erzählt werden. Da gibt es den Eigentümer des örtlichen Gasthauses Ismail (Hector Colome), der Eidechsen sammelt. Angeblich soll Ismail seinem ehemaligen Schulkameraden Tomas (Txema Blasco) eine Eidechse ins Ohr gesteckt haben, die Teile seines Gehirns verschlungen hat und daran schuld ist, dass er heute taubstumm ist. Das behauptet zumindest Tomas’ hysterische Schwester Begona (Inake Irastorza). Eine andere Geschichte handelt von einer Lehrerin (Pilar Lopez de Ayala), die verzweifelt auf ein Lebenszeichen ihres Liebhabers wartet. Und dann gibt es die Geschichte von Esteban (Ryan Cameron), dem Sohn eines deutschen Ingenieurs, der jahrelang im Briefwechsel mit einer unbekannten Frau aus Hamburg steht. Die Sehnsüchte, Hoffnungen, Konflikte und Leiden von Menschen, tief in der Vergangenheit verwurzelt und heute umso wuchtiger spürbar – das sind die Themen, die alle Geschichten gemeinsam haben.

Ziemlich absurd und unglaubwürdig sind die Stories, die die Leute in Obaba der jungen Studentin mit einer erstaunlichen Offenheit erzählen. Schließlich ist sie eine Fremde und platzt plötzlich in den Alltag der Dorfbewohner herein. Wie ein Puzzle sammelt Lourdes die Einzelteile und versucht sie zu einem Ganzen zusammenzufügen. Je tiefer sie in dem Schicksal der Menschen gräbt, desto verhängnisvoller wird ihr eigenes Dasein. In Verwirrung und Verzweiflung gestürzt, versucht sie eine Antwort auf die offenen Fragen zu finden. Der Film lief recht erfolgreich in seinem Heimatland Spanien. Ob er jedoch hier sein Publikum finden wird, ist zweifelhaft.

Obaba

Warum wohl begibt sich eine junge, hübsche Frau allein in ein abgelegenes, geheimnisvolles baskisches Bergdorf, um dort durch die Straßen zu gehen und alles zu filmen, was ihr vor die Kamera läuft?
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