Neben der Spur

Eine Filmkritik von Red.

Am Straßenrand

Sechs Menschen am Rande des Nervenzusammenbruchs: Ein junges Paar ist unterwegs im schicken roten Oldtimer-Porsche. Doch dann beginnen sie zu streiten – bis der Fahrer, ein Jungschnösel namens Marcel (Tom Schilling) seine Freundin Julie (Mia Florentine Weiss) einfach stehen lässt. So wie Julie ergeht es all den Menschen, denen man in diesem Film begegnet: Irgendwann stehen sie auf der Straße, im Abseits und fühlen sich allein und zurückgelassen. Sie sind gleich im doppelten Wortsinne neben der Spur.
Da ist beispielsweise der hypererfolgreiche Manager Heinrich (Axel Milberg), der sich von den Mühen des Geldverdienens gerne mal in seiner Jagdhütte entspannt, bei Tai Chi und dem Quälen seiner E-Gitarre – wenn man ihn lässt. Denn plötzlich taucht der Umweltaktivist und Wirrkopf Dieter (gespielt vom Regisseur Detlef Bothe selbst) auf und versucht seine seltsamen Vorstellungen von Gerechtigkeit durchzusetzen, wobei dann ein politisierender Trucker (Wotan Wilke Möhring) eine Rolle spielt. Auf dem Abstellgleis befindet sich auch Heinrichs ach so selbstständige Geliebte, die Malerin Susan (Gabriela Scharnitzky), die Mutter von Julie, die kaum mehr etwas von ihrer Tochter weiß und mitbekommt. Noch weiter verkompliziert wird das Verhältnis durch die Tatsache, dass Heinrich Julies Vaters ist – wovon diese aber nichts weiß.

Dass dieser Film im Winter spielt und immer wieder Schnee, verfaulende Blätter, sterbende Käfer und ähnliche Anzeichen des Verfalls und Niedergangs ins Bild rückt, ist kein Zufall, sondern liegt durchaus in der Absicht des Regisseurs. „Seht her“, scheint er zu sagen, „geht es uns Menschen nicht ähnlich?“ Sind wird nicht auch längst dabei zu erkalten und zu erfrieren an der Kälte zwischen uns, an der Schlüpfrigkeit und Rutschigkeit unserer Lebenslügen, unserer Gier, unserer Heuchelei und all der Verkommenheit, die uns umgibt? Man könnte diesen Film auch als Randnotiz über das Leben und Lebensgefühl im Deutschland des Jahres 2008 begreifen. Die Analyse, die Bothe von diesem Land und seinen Menschen gibt, ist ernüchternd. Und vielleicht gerade deswegen so treffend.

Der Regisseur Detlef Bothe ist vor allem als Schauspieler bekannt geworden. Neben der Spur ist aber auch schon seit dritter Film als Regisseur, nach Feiertag (2001) und Meine Frau, meine Freunde und ich (2004). In seinen Filmen geht es immer um Menschen am Rande der Gesellschaft, um Ausgestoßene und Verlorene. So auch in seinem neuesten Werk. Die Filmmusik stammt übrigens von dem Komponisten Peer Raben (2046, Berlin Alexanderplatz), der 2007 verstarb.

Neben der Spur

Sechs Menschen am Rande des Nervenzusammenbruchs: Ein junges Paar ist unterwegs im schicken roten Oldtimer-Porsche. Doch dann beginnen sie zu streiten – bis der Fahrer, ein Jungschnösel namens Marcel (Tom Schillig) seine Freundin Julie (Mia Florentine Weiss) einfach stehen lässt.
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Meinungen

T1 · 18.04.2009

Insbesondere die Filmmusik macht den Film miserabel.

· 09.12.2008

Der Film nist gut. Überzeugend sind alle, außer die Tochter. Anschauen lohnt sich.