Mein Leben ohne mich

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Mittwoch, 20. März 2013, ARTE, 20:15 Uhr

Sie ist 23 Jahre alt, verheiratet, Mutter zweier kleiner Töchter und meistert mit unerschütterlicher Courage und einem Putzjob ihr chaotisches kleines Dasein, das sie mit ihrer Familie in einem Wohnwagen im Garten ihrer Mutter (Deborah Harry) angesiedelt hat, während ihr Vater seit Ewigkeiten im Knast sitzt und ihr Ehemann Don (Scott Speedman) nur sporadisch Geld nach Hause bringt: Die aparte Ann (Sarah Polley) ist eine respektable Lebenskünstlerin, als eine Hiobsbotschaft sie unvermittelt an die Grenzen ihrer jungen Existenz katapultiert – eine Krebsdiagnose, die ihr zuvor schier endlos erscheinendes Schicksal auf eine verbleibende Weile von drei bis vier Monaten beschränkt. Doch statt an dieser tödlichen Prognose zu verzweifeln, dreht Ann nun kräftig auf, denn sie will in dieser kurzen Zeit einfach noch alles organisieren und erleben, bevor das Leben ohne sie weiter geht: Eine gute neue Mutter für Patsy (Kenya Jo Kennedy) und Penny (Jessica Amlee) sowie eine geeignete Frau für Don, ein Tonband mit eigens von ihr aufgesprochenen Geburtstagswünschen für ihre Töchter bis sie erwachsen sind, von nun an offen aussprechen, was sie denkt, und sich vor allem noch kräftig amüsieren, wozu auch eine intime Begegnung mit einem anderen Mann gehört, den sie tatsächlich in dem feschen Lee (Mark Ruffalo) auch findet …
Auch wenn es bereits einige trefflich oder weniger gelungene Filme zum Thema der plötzlich vom Tode bedrohten Existenz gibt, stellt Mein Leben ohne mich von der spanischen Filmemacherin Isabel Coixet, der 2003 auf der Berlinale uraufgeführt und seitdem mit einem wohligen Schauer aus Nominierungen und Auszeichnungen berieselt wurde, ein ganz besonderes, wunderbares Kleinod auf diesem Terrain dar. Mit beachtlich unorthodoxer Sensibilität und einem wunderbar aufspielenden Ensemble nach dem Roman Pretending the Bed Is a Raft von Nanci Kincaid inszeniert, transportiert dieses drastische Drama die dynamische Egozentrik einer ebensolchen Persönlichkeit, welche die letzen Tage ihres Lebens als ureigene finale Geschichte gestaltet und dem Zuschauer einige ambivalente Nachdenklichkeiten mit auf den Weg gibt, gleichermaßen trotz und wegen der Weigerung, realitätsnahe Unerquicklichkeiten angemessen zu berücksichtigen.

Mein Leben ohne mich

Sie ist 23 Jahre alt, verheiratet, Mutter zweier kleiner Töchter und meistert mit unerschütterlicher Courage und einem Putzjob ihr chaotisches kleines Dasein, das sie mit ihrer Familie in einem Wohnwagen im Garten ihrer Mutter (Deborah Harry) angesiedelt hat, während ihr Vater seit Ewigkeiten im Knast sitzt und ihr Ehemann Don (Scott Speedman) nur sporadisch Geld nach Hause bringt:
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