Margos Spuren

Eine Filmkritik von Andreas Günther

Eine Teenager-Allegorie Amerikas

„Sie liebte Geheimnisse so sehr, dass sie selbst eines wurde.“ Unentwegt redet Quentin (Nat Wolff) zu uns aus dem Off über seine Mitschülerin Margo (Cara Delevigne). Aber dies scheint der Schlüsselsatz zu sein, der erhellt, wie ehrgeizig die Coming-of-Age-Komödie Margos Spuren eigentlich angelegt ist. Und warum nicht alles, was sie verspricht, eingelöst werden kann.
Quentin schwärmt für Margo von Kindesbeinen an, seit ihre Eltern das Haus genau gegenüber den seinen bezogen haben. Zusammen erkunden sie die kleine Welt ihres Wohngebietes irgendwo in Florida. Aber anders als Quentin interessiert sich Margo immer schon für das Abseitige, Dunkle – und eben Mysteriöse.

Dann kommt die Pubertät. Zu gehemmt, um Margo auf ihren nächtlichen Streifzügen zu begleiten, beobachtet er aus schmerzlicher Ferne ihr abenteuerliches Leben mit älteren Jungs und ihre Streiche. Dank der sphinxhaften Physiognomie von Model und Social-Media-Berühmtheit Cara Delevingne wirkt Margo von Anfang an entrückt. Aber auch, weil ihre Exzentrik ein Stück weit Behauptung bleibt und manchmal eher albern als originell erscheint. John Green, hierzulande als Verfasser des auch erfolgreich verfilmten Romans Das Schicksal ist ein mieser Verräter bekannt, stand beim Verfassen der literarischen Vorlage zu Margos Spuren seiner Hauptfigur wohl selbst etwas fern.

So endet flau der Streich, für den die 18-jährige Margo Sandkastenkamerad Quentin überraschend als Unterstützung aktiviert: Nächtens den treulosen Ex-Freund vom Vater des Mädchens, mit dem er gerade Sex hat, nackt aus dem Haus jagen und ihn von Quentin fotografieren zu lassen, ohne dass er die Gelegenheit der schnellen Flucht hätte, weil sein Auto durch eine Lenkradsperre an der Fortbewegung gehindert ist – das ist schon recht witzig. Aber das Auto von Freundin Lacey (Halston Sage), die es ebenfalls mit dem jungen Mann getrieben haben soll, in Klebeband einwickeln?

Margos plötzliches Verschwinden nach jenem nächtlichen Rachefeldzug macht sie zu dem, was sie vielleicht schon für Autor Green gewesen ist, ein papierenes Wesen, das mit viel Bedeutung aufgeladen wird. Das Bild des Folksängers Woody Guthrie in Margos Fenster, die markierten Verse in ihrem Gedichtband von Walt Whitman und Verweise auf fiktive Orte hält Quentin für Zeichen, die nur an ihn adressiert sind, um Margo zu finden.

Quentin kommt einem Geheimnis auf die Spur. Aber es ist weniger das von Margo als das von Amerika (oder was man dafür hält): Wagnisse eingehen, Grenzen überschreiten, sich selbst entdecken…Notwendige Aufgaben für den verblüffend an Dustin Hoffmanns Benjamin Braddock in Die Reifeprüfung erinnernden Außenseiter Quentin und seine Kumpels, den irisch anmutenden Ben (Austin Abrams) und den Afroamerikaner Radar (Justice Smith). Mit Radars Freundin Angela (Jaz Sinclair) und Lacey begeben sie sich auf einen langen Roadtrip, um Margo aufzuspüren, die nicht weniger darstellt als die Allegorie eines Amerikas der Herausforderungen.

Margos Spuren

„Sie liebte Geheimnisse so sehr, dass sie selbst eines wurde.“ Unentwegt redet Quentin (Nat Wolff) zu uns aus dem Off über seine Mitschülerin Margo (Cara Delevigne). Aber dies scheint der Schlüsselsatz zu sein, der erhellt, wie ehrgeizig die Coming-of-Age-Komödie „Margos Spuren“ eigentlich angelegt ist. Und warum nicht alles, was sie verspricht, eingelöst werden kann.
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Meinungen

anonym · 21.08.2015

ich finde den trailer schon hammer und freue mich auf den film