Männertag

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Mit dem Bierbike zur Rauschkröte

Schwer zu sagen, an welchen filmischen Vorbildern sich diese deutsche Komödie orientiert hat. Denn es gibt ja inzwischen schon ein ganzes Subgenre über Männerpartys, Männerwochenenden, Männer auf Gruppenreise. Manchmal, so wie hier in der von Holger Haase inszenierten Vatertagskomödie, ist der Anlass der Sause eigentlich ein trauriger: Einer aus der in jungen Jahren unzertrennlichen Clique hat das Zeitliche gesegnet und seine Asche soll an einen bestimmten Ort gebracht werden. Vor fast 20 Jahren schworen sich fünf fidele Abiturienten ewige Freundschaft und jedes Jahr ein Wiedersehen am See im Wald. Doch zu Dieters (Kida Khodr Ramadan) Leidwesen schliefen die Kontakte ein und er blieb die letzten Jahre allein mit seiner Krebskrankheit. Nun ist er tot und hat den Freunden ein Bierbike vermacht, verbunden mit dem letzten Willen, dass sie seine Asche am Vatertag zum alten Treffpunkt bringen und im See verstreuen.
Natürlich sind sie alle vier gekommen, um zu Ehren Dieters wieder mal einen draufzumachen. Stevie (Milan Peschel), der etwas verdruckste Lehrer, der die Kleinstadt nicht verlassen hat, bringt seinen 16-jährigen Sohn Paul (Chris Tall) mit. Der dicke Junge hat in der Schule einen schweren Stand und weiß nicht, wie er sich der allseits beliebten Elena (Lena Meckel) nähern soll. Pauls Mutter befürchtet, dass er sich etwas antun will, und nun soll ihn die Unternehmung mit dem Vater auf andere Gedanken bringen. Chris (Tom Beck), der Draufgänger der Gruppe, nimmt Paul auch bald unter seine Fittiche. Allerdings ist der Darsteller einer TV-Vorabendserie nicht das beste Vorbild mit seinem massiven Drogenproblem, das er vergeblich zu kaschieren versucht. Der Sender hat ihm als Aufpasserin Andrea (Lavinia Wilson) an die Seite gestellt, mit der Order, den Mann in die Entzugsklinik zu bringen. Als Alibifrau der Komödie und Anstandsdame hat sie nicht viel zu melden, sondern muss vor allem böse Miene zum lustigen Spiel machen.

Außerdem stoßen noch Klaus-Maria (Axel Stein), Hausmann, dreifacher Vater und Schriftsteller mit Schreibblockade, sowie Peter (Oliver Wnuk) hinzu. Und da es sich um eine deutsche Komödie handelt, die sich bei aller Liebe zum Spaß den Beweis zeitgemäßer Offenheit und korrekter Haltungen nicht nehmen lassen will, ist Peter transsexuell. Nun outet er sich endlich, was Chris aber gar nicht gefällt. Paul hingegen, als Vertreter der neuen Generation, hat damit kein Problem, und so ist das Thema im Grunde auch schon pflichtgemäß erledigt. Aber auch sonst stehen die Charaktere und ihre Dramen nicht im Zentrum des Drehbuchs von Philip Voges und Ilja Haller, sondern sind wie so oft funktional angelegt. Sie bewegen lediglich die Handlung vorwärts und bleiben selbst flach.

Wichtiger nimmt der Film die Stationen der Vatertagssause, die durch die schöne Fichtelgebirgslandschaft führt. Überall begegnen die Freunde anderen feierwütigen Geschlechtsgenossen in lachhaften Kostümen, die sich mit Fässern voller Alkohol munitioniert haben. Sie treffen auch auf ihren alten Erzfeind Andi (Hannes Jaenicke) und dessen Clique, die ihnen in der Schulzeit das Leben zur Hölle gemacht hat. Und wieder gibt es reichlich Grund für Ärger, aber auch die Gelegenheit zur Revanche. Da fliegt schon mal eines der liebevoll geschmückten Vatertagsvehikel in hohem Bogen über den Wald und seine Insassen landen unversehrt am Boden. Lustiger ist da schon ein anderer Einfall, der der Tatsache Rechnung trägt, dass Saufen und Koksen auf Dauer ganz schön langweilig aussehen können: Hier gibt es als alternatives Rauschprogramm eine lebende Kröte zum Ablecken, mit erstaunlicher Wirkung. Völlig missraten ist diese stark aufs Kommerzielle schielende Komödie zwar nicht, aber auch keine große Freude.

Männertag

Schwer zu sagen, an welchen filmischen Vorbildern sich diese deutsche Komödie orientiert hat. Denn es gibt ja inzwischen schon ein ganzes Subgenre über Männerpartys, Männerwochenenden, Männer auf Gruppenreise. Manchmal, so wie hier in der von Holger Haase inszenierten Vatertagskomödie, ist der Anlass der Sause eigentlich ein trauriger: Einer aus der in jungen Jahren unzertrennlichen Clique hat das Zeitliche gesegnet und seine Asche soll an einen bestimmten Ort gebracht werden.
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