Made in GDR – Alles über meine Freunde

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein Wiedersehen mit Weggefährten

Von 1974 bis 1978 lief im Fernsehprogramm der DDR alle vier bis sechs Wochen der „Jugendfilmklub“. Das Konzept war ebenso schlicht wie verblüffend: Zu Beginn der Sendung wurde ein Film vorgestellt – zur Premiere des Sendeformats war es übrigens Panzerkreuzer Potemkin – anschließend diskutierten Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren über den Film, und was dieser mit ihnen und ihrer Lebenswirklichkeit zu tun hatte. Nach und nach kamen so Filme wie Kraniche ziehen vorüber und Karbid und Sauerampfer aus den Defa-Studios, aber auch Filme aus der BRD wie Die verlorene Ehre der Katharina Blum und Filme aus dem westlichen Ausland auf den Prüfstand und wurden weniger einer strengen ästhetischen als vielmehr einer genauen lebenspraktischen Prüfung unterzogen. Nicht selten dienten die Filme vor allem als Basis, um bemerkenswert offen über eigene Befindlichkeiten und Gedanken zur Gesellschaft zu diskutieren. Und genau das machte – neben der Tatsache, dass der „Jugendfilmklub“ die einzige Sendereihe jener Zeit für Jugendliche darstellte — ihren eigentlichen Reiz aus.

Der Filmemacher Olaf Kaiser war einer der Diskutanten, und nach knapp 30 Jahren war für ihn die Zeit gekommen, noch einmal die Menschen aufzusuchen, mit denen er damals leidenschaftlich vor der Kamera stritt. Sein Streifzug durch die eigene Vergangenheit gerät dabei zu einem Suchbild über die Jugend in der DDR, über Sehnsüchte, Hoffnungen und Utopien, über Lebenswege und Lebensträume, ein Generationenporträt, das seinen Ursprung in der DDR hat, die es heute nicht mehr gibt. Olaf Kaiser begegnet seiner Jugendliebe Kirsten, besucht Christine und Dieter, die früher ein Paar waren und eine gemeinsame Tochter haben. Er besucht Marian, der mit dem Fahrrad quer durch Amerika unterwegs ist und trifft Stephan wieder, der 1985 bereits nach Westdeutschland floh. Und er erinnert an Dirk, dessen Schauspielkarriere durch seine AIDS-Erkrankung ein jähes Ende fand…

Made in GDR –Alles über meine Freunde ist ein Dokumentarfilm zwischen Gestern und Heute, zwischen der Enge der DDR und der Weite, in die die Teilnehmer von damals heute verstreut sind, ein wehmütiges Zeitbild, das allerdings nicht durchgehend überzeugen kann, da nicht alle vorgestellten Biographien gleichberechtigt nebeneinander stehen und der Film als Gesamtwerk fragmentarisch bleibt. Als Zeitdokument ist der Film vor allem für Zuschauer von damals, die den „Jugendfilmklub“ noch miterlebt haben, mit Sicherheit eine anrührende Begegnung mit der eigenen Jugend, als Film über Lebenswege von Kindern und Jugendlichen aus der ehemaligen DDR ist Die Kinder von Golzow das genauere Werk, nicht zuletzt aufgrund der Ausführlichkeit.
 

Made in GDR – Alles über meine Freunde

Von 1974 bis 1978 lief im Fernsehprogramm der DDR alle vier bis sechs Wochen der „Jugendfilmklub“. Das Konzept war ebenso schlicht wie verblüffend.

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